H loeweMehr als 1,75 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert

Susanne Sonntag

Wiesbaden/Frankfurt (Weltexpresso) - Ein asiatischer Marienkäfer als Lieferant für neuartige Antibiotika? Ein Haus, das aus Papier gebaut wird und Kunststoff, der biologisch abbaubar ist? Das sind keine Utopien, sondern konkrete Forschungsprojekte in Hessen. Sie sind Teil des bundesweit einmaligen LOEWE-Programms zur Förderung wissenschaftlicher Forschung, das zehn Jahre alt wird. Mehr als 1,75 Milliarden Euro sind seit dem Start investiert worden. In einem Inspirations-Logbuch mit Aufzeichnungen aus der Loewe-Projektwelt kann jedermann die 24 aufgezeichneten Projekte - wie das mit dem asiatischen Marienkäfer - nachverfolgen und auf noch leeren Seiten seine eigenen Gedanken dazu oder Nachgelesenes aufschreiben. In diesem Logbuch findet sich auch das, was auf der Veranstaltung von keinem, den wir fragten, beantwortet werden konnte: "Was heißt denn eigentlich LOEWE, was bedeutet es?" Das Nachfragen war beim Sektempfang vor der Veranstaltung, die drei CDU-Politiker zu Wort kommen ließ und den Vorsitzenden des Programmbeirats, und noch im Foyer konnten wir dann nachlesen: "Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz." Da klingt LOEWE tatsächlich netter.

Dann aber fielen diese Worte auch, als Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier eröffnete: „LOEWE, unsere Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, ist das Kernstück der hessischen Forschungspolitik und eine bundesweite Erfolgsgeschichte“, und die Redner beim Festakt an der Frankfurter Goethe-Universität begrüßt hatte, den Minister für Wisschenschaft und Kunst Boris Rhein, den ehemaligen Ministerpräsident Roland Koch und den Vorsitzenden des LOEWE-Programmbeirats Prof. Dr. Karl Max Einhäupl  sowie Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und LOEWE-Projekten.
 
Sicher war nicht vorgesehen, was einem beim Grußwort von Roland Koch in den Sinn kam. Es bleibt dieses LOEWE Projekt das einzige, was aus seiner Regierungszeit übrig geblieben ist, was nicht in den Sand gesetzt wurde. Heute spricht in der CDU keiner mehr über Roland Koch. Das Thema, seine Person ist zu peinlich, nachdem er - wie es landläufig heißt - Bilfinger runtergewirtschaftet hatte. Die finanziellen Ansprüche an ihn laufen ja noch. Aber was einem durch den Kopf geht, sind seine in Hessen gescheiterten Vorhaben, die viel Geld gekostet hatten und viel Aufwand und Zeit dazu, was man alles sinnvoller für den Aufbau des Landes hätte nutzen können, statt Verwirrung und Desorientierung zu streuen. Damit sind solche Vorhaben gemeint wie die Studiengebühren an Hessischen Hochschulen, das absolute Nachtlfugverbot, die verheerende Kampagne gegen ausländische Jugendliche, die im Wahlkampf alle zu Verbrechern wurden,  und vieles mehr.

Aber das wurde dann nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben. Offiziell ging es ja um die Lobpreisung der Landesregierung, die gerne mit den Forschungsergebnissen auch sich aufs Treppchen hebt: Forschung und Entwicklung seien der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit des Landes, betonte der Regierungschef. „LOEWE hat dazu beigetragen, dass dieser Satz keine leere Formel, sondern Wirklichkeit ist. Die Themenoffenheit des LOEWE-Programms ermöglicht nicht nur hervorragende Grundlagenforschung, sondern auch die Entwicklung neuer Technologien. Die Forschungsergebnisse von heute werden die Produkte, Dienstleistungen oder Therapien und Arzneimittel von morgen sein. Jeder Cent, den wir hier investieren, bringt uns voran.“ Wissenschaftsminister Boris Rhein ergänzte: „Wir können ganz selbstbewusst behaupten, dass LOEWE eine großartige Bewegung im hessischen Wissenschaftssystem ausgelöst und die Wissenschaft gestärkt hat.“

Durch LOEWE wurden strukturelle Veränderungen der hessischen Forschungslandschaft erreicht: LOEWE-Forschungsverbünde tragen gezielt zu Profilbildungen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei. Außerdem arbeiten Wissenschaft und Wirtschaftsunternehmen zusammen an gemeinsamen Forschungsprojekten. Das Programm vernetzt Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen und bündelt verschiedene Förderziele und Förderlinien unter einem Dach. Zwischen 2008 und 2017 hat das Land Hessen insgesamt rund 729 Millionen Euro für die Förderung dieser herausragenden wissenschaftlichen Verbundvorhaben bereitgestellt. Im Jahr 2018 beträgt das LOEWE-Budget rund 68 Millionen Euro. Hinzu kommen von den LOEWE-Projekten eingeworbene Drittmittel und Eigenmittel von Unternehmen in Höhe von rund 954 Millionen Euro.

Seit 2008 wurden insgesamt 14 LOEWE-Zentren und 54 Schwerpunkte zur Förderung ausgewählt, sowie 277 KMU-Verbünde – Projekte unter Beteiligung kleiner und mittlerer hessischer Unternehmen – gefördert. „LOEWE-Zentren und –Schwerpunkte konzentrieren sich auf Themen mit großer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz, wie etwa der Cybersicherheit, der Krebs- und Antibiotikaforschung, biotechnologischen Fragestellungen, der Medikamentenentwicklung, armutsbedingten Tropenkrankheiten, der Sprachforschung, des Klimawandels, der Biodiversität, der Kommunikation oder der modernen Finanzarchitektur“, verwies Wissenschaftsminister Rhein auf die hohe Bedeutung der geförderten Projekte. So ist in Darmstadt 2016 beispielsweise aus einem LOEWE-Forschungsverbund das bundesweit größte, international anerkannte Kompetenzzentrum für Cybersicherheit und Internetkriminalität (CRISP) entstanden. Es hat sich zu einem Hotspot der Cybersicherheitsforschung in Deutschland und Europa entwickelt. Außerdem beschäftigen sich zahlreiche LOEWE-KMU-Verbundvorhaben mit wichtigen anwendungsnahen Themen, beispielsweise in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Energie- und Versorgungs-wirtschaft, Fahrzeugbau, Medizintechnik sowie der Metall- und Materialverarbeitung.

Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Unternehmen trägt vielfach konkrete Früchte, indem aktuelle Trends in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft aufgegriffen werden. „Die Innovationskraft dieser Verbünde birgt nicht nur große Möglichkeiten für die Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaftseinrichtungen, sondern auch für die Entwicklung der Wirtschaft und damit für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen“, verwies Ministerpräsident Bouffier auf die Nachhaltigkeit der Forschungsförderung. Allein im Jahr 2017 wurden in den geförderten LOEWE-Projekten rund 2.000 Personen zusätzlich beschäftigt. Weil auch die strukturierte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein Ziel des Forschungsförderprogramms ist, wurden seit Start von LOEWE bereits mehr als 1.660 Promotions- und Habilitationsverfahren und mehr als 430 Master- und Bachelorarbeiten erfolgreich abgeschlossen. Es wurden außerdem inzwischen mehr als 165 Patente angemeldet, von denen schon mehr als jedes Vierte erteilt wurde.

„LOEWE ergänzt die umfangreichen Maßnahmen und gezielten Instrumente der Landesregierung, um verlässliche Rahmenbedingungen für die hiesigen Wissenschaftseinrichtungen zu schaffen“, sagte Volker Bouffier. Vor allem das Interesse der Hochschulen an finanzieller Planungssicherheit, moderner Infrastruktur für Forschung und Lehre und an erfolgreicher Teilhabe an überregionalen wettbewerblichen Exzellenzprogrammen war und ist für die Landesregierung handlungsleitend.

„Forschung ist ein kreativer Prozess. Es erfordert Mut und Phantasie, Offenheit, Ausdauer und Leidenschaft, eine Idee über Jahre hinweg und unter Beteiligung vieler Köpfe zu verfolgen“, sagte Minister Rhein. Er dankte daher nicht nur den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sondern auch den Mitgliedern des hochkarätig besetzten LOEWE-Programmbeirats. In zehn Jahren waren außerdem mehr als 800 Gutachterinnen und Gutachter aus dem In- und Ausland an den Auswahlverfahren der Projekte beteiligt. „Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die ermutigenden und beeindruckenden Ergebnisse und Wirkungen sind für uns als Land Ansporn, weiter in die Forschungsförderung zu investieren. Hessen soll seine inzwischen erarbeitete herausragende Position halten und weiter ausbauen“, unterstrichen Ministerpräsident Bouffier und Wissenschaftsminister Rhein in Frankfurt.

Gut, es gab Beifall. Das ist so bei solchen Reden, die sich selber loben, eingeplant. Aber richtig herzlich wurde der Beifall beim Beitrag MUSIKALISCHES INTERMEZZO, wo das Landes Jugend Jazz Orchester Hessen Kicks & Sticks vortrug. Wer nicht weiß, was das ist, sollte sich erkundigen, wann die nächsten Auftritte des Jugendorchesters stattfinden, sicher wieder als Vorweihnacht im Kurhaus Wiesbaden. Und außerdem: Kicks & Sticks gibt es als CD von 1990 zu erwerben. Das Landes Jugend Jazz Orchester Hessen  besteht im 33. Jahr. 

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