Auch die Frankfurter Uni schätzt die Lage ein. Ein Manöverbericht
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die virtuelle Lehre gelingt besser als erwartet, ist aber kein Ersatz für Campusleben. Im neuen UniReport sprechen Lehrende und Mediendidaktiker über Chancen und Herausforderungen der Online-Lehre und über die Zukunft der Präsenzuniversität.
Die sich wieder verschärfende Pandemie-Lage lässt kaum Spielraum für Veranstaltungen in Präsenz. Lehrende und Mediendidaktiker möchten langfristig nicht auf einen Lehrbetrieb face-to-face verzichten, plädieren aber – Stichwort digital unterstützte Präsenzuniversität – auch dafür, die Möglichkeiten virtueller Lehre nach Maßgabe der Lernziele intensiv zu nutzen. Viele digitale Tools, unterstreichen einige von ihnen im UniReport, können sogar im Präsenzunterricht für mehr Interaktion und Feedback sorgen.
Eine Online-Befragung von Lehrenden und Studierenden zum Sommersemester 2020 hat unter anderem ergeben, dass ein Großteil beider Zielgruppen mit der virtuellen Lehre zufrieden ist. Über die Hälfte der Studierenden beklagt jedoch auch, dass der persönliche Kontakt zu den Kommiliton*innen gefehlt habe. Die Befragung ist Bestandteil des Evaluationskonzepts für das Sommersemester, im November wird es eine zweite Befragung mit dem Schwerpunkt Prüfungen geben. Ziel ist es, Erkenntnisse und Hinweise für die künftige Weiterentwicklung von Studium und Lehre zu erhalten.
Am 21. Oktober wurde das Jüdische Museum in Frankfurt nach fünf Jahren Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten wiedereröffnet. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Museums, zugleich auch Honorarprofessorin an der Goethe-Universität, spricht im UniReport unter anderem über den aktuellen Antisemitismus. Bewegungen wie QAnon tradierten judenfeindliche Vorstellungen des Mittelalters. Der wachsende Antisemitismus sei aber nicht nur auf einen Rechtsextremismus zurückzuführen, sondern auch ein „Symptom gesellschaftlicher Umbrüche“, sagt Wenzel im UniReport. Die „Judenfeindschaft“ sei nie ganz verschwunden gewesen. Wenzel betont: „Aufgrund der historischen Erfahrung müssen wir uns als Jüdisches Museum für Demokratie und Diversitätssensibilität einsetzen – und machen damit in der gegenwärtigen Situation eine politische Aussage, die die Relevanz unserer Museumsarbeit unterstreicht.“
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
- Wie geht es den Promovierenden der Goethe-Universität? Die Längsschnittstudie NACAPS untersucht Karriereverläufe von Doktorand*innen.
- Zwischen Botschaften im Notbetrieb, Visahandel und Quarantänepflicht: Viele Studienbewerber müssen um ihr Auslandsstudium an der Goethe-Universität bangen.
- Das Sinnliche im Analytischen: Die Lyrikerin Monika Rinck übernimmt im Wintersemester die Poetikdozentur an der Goethe-Universität.
- Die Abgründe des Niedlichen: Die Ausstellung „#cute – Inseln der Glückseligkeit?“ beleuchtet ein schillerndes Phänomen der Gegenwart in Kunst und Alltag.
- Homeoffice verschärft Ungleichheit: Die Soziologin Prof. Sarah Speck über die Folgen der Corona-Krise für die Arbeitswelt aus geschlechtersoziologischer Sicht.
- Mikroskopie für Fortgeschrittene sucht exzellenten Nachwuchs: Graduiertenkolleg bringt Lebenswissenschaften, Physik und Informatik näher.
- Goethe, Deine Forscher: Prof. Cornelius Krellner, Leiter des Kristall- und Materiallabors des Fachbereichs Physik.
- „Inklusion erfordert multiprofessionelle Perspektiven“: Prof. Vera Moser besetzt die neue „Kathrin und Stefan-Quandt-Stiftungsprofessur für Inklusionsforschung“.
- „Trump ist kein typischer Populist“: Der Politikwissenschaftler Prof. Hans-Jürgen Puhle forscht zu historischen und aktuellen Erscheinungsformen von Populismen.
- „Ein Bruch zwischen den USA und Europa hätte gravierende Auswirkungen“: Fragen an den Politikwissenschaftler Prof. Gunther Hellmann zur Bad Homburg Conference 2020 im Forschungskolleg Humanwissenschaften.
- Literarische Landschaften: Kulisse oder Teil des menschlichen Dramas? Prof. Bernhard Malkmus von der Universität Newcastle ist Humboldt-Fellow an der Goethe-Universität.
- Die afrikanische Perspektive sichtbar machen: Die Frankfurter Afrikanistik engagiert sich am Maria Sibylla Merian Institute in Ghana.
- Jugendliteratur in Zeiten von Umbrüchen und Krisen: Die Schweizer Literaturwissenschaftlerin Dr. Manuela Kalbermatten arbeitet seit April am Institut für Jugendbuchforschung.
- Kaffee für Individualisten: Das Start-up „STIL BRUCH“ bietet Freunden der hochwertigen Bohne spezielle Geschmacksrichtungen, die nachhaltig produziert werden.
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©unidigital.berlin
Info:
Der UniReport 5/2020 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe.