
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Jetzt geht es endlich um die Anlage in STONEHENGE selbst, die das Westfälische Landesmuseum - durchaus voll Hybris hätten die alten Griechen gesagt - in Herne nachgebaut hat. Echt. Allerdings nur die Steine, die aber nur im Inneren der viel größeren, weiteren Wallanlage mit Graben stehen, die wir – um die Raumverhältnisse zu zeigen - ebenfalls in einem Foto aus dem Katalog festhalten.
Man kann schon sagen, daß STONEHENGE das bedeutendste archäologische Denkmal Europas ist. Schauen wir uns erst einmal die Anlage auf dem Bild an, wobei verloren geht, daß dies inmitten einer so total grünen Landschaft steht,
daß es schon wieder außerirdisch wirkt. Ich habe die Seiten im Katalog einfach abfotografiert und die Erklärungen gleich mitgeliefert. Es sind heute
Im Katalog sind dann auch Modelle, wie man sich den Transport und vor allem das nächste Problem, das Aufstellen der Steine vorstellen kann. Die Hypothese, die in Mexiko für die Aufstellung der Pyramiden mittels Sand gilt, kommt hier nicht zum Tragen. Es sind Holzkonstruktionen.
Der Hang fällt leicht nach Norden ab. Das wird durch die Steine ausgeglichen, die in tieferen Löchern verankert sind. Im Katalog gibt es Ausführungen zu den Blausteinen, die weit über das in den Fernsehsendungen Gesagte hinausgehen. So zum Beispiel, was die Behauptung des Londoner Professors noch wahrscheinlicher macht, daß die Bluestones von STONEHENGE aus Carn Menyn u.a. Orten der Preseli Hills kommen und nach der Radiokarbondatierung auf 3 400 bis 3 300 v. Chr. geschätzt werden, also schon abgebaut und in Wales verwendet wurden, als es das Steinmonument in Südengland noch gar nicht gab. Noch lange nicht. Übrigens liest man dann auch, daß frühere Theorien besagten, daß die Blausteine durch die Eiszeit und Erdverschiebungen die rund 350 km zurückgelegt hätten. Also von alleine durch die Natur. Aber das ist widerlegt.
Seit 1901 gibt es ernsthafte Datierungen. Heute geht man von fünf Phasen aus:
Phase 1: 3 000 bis 2620 v. Chr.: Errichtung des Wall-Graben-Systems mit nach innen dem ersten Kreis von Bohrlöchern Im Graben werden Knochen und Geweihe unter der Sohle deponiert.
Phase 2: 2600 2480 v. Chr.: Äußerer Sarsenkreis und nächstfolgender Kreis aus Blausteinen
Phase 3: 2480 2280 v. Chr. Der Graben wird ausgehoben und vertieft. Die Steine zum teil neu angeordnet.
Phase 4; 2280 – 2020 v. Chr. Letzte große Neuaufstellung, insbesondere die blauen Steine werden durch zusätzliche aus dem abgebauten Steinkreis von East Salisbury vervollständigt und durch Entfernung der Steine aus dem Kreis wird die Hufeisenform immer deutlicher.
Phase 5: 2020 – 1520 v. Chr. Schmückung der Steine durch Dolch- und Beildarstellungen. Zertrümmerung einzelner Steine.
Nun sind wir doch der technologisch-wissenschaftlichen archäologischen Arbeit auf den Leim gegangen, die uns noch dazu mit Hochachtung erfüllt. ABER, warum und wozu, außer daß alle Kulturen sich um das Jenseits kümmerten und in der Sonne und dem Mond mögliche Verursacher für Leben auf der Erde, für Tag und Nacht hielten und die Tage, wo die Sonne den Höchststand erreicht, für das Besondere hielten, was in STONEHENGE deutlich zu sehen ist, das wissen wir immer noch nicht, vielleicht nie. So lange aber werden die Analysemöglichkeiten unserer Zeit für die Erforschung der Vergangenheit genutzt. Mich interessiert das. Darum hatte ich einmal Archäologie und Geschichte studiert. Aber manchmal frage ich mich schon, ob nicht Zukunftsforschung sinnvoller wäre.
Punktum: Der Katalog macht Sie klüger!
Fotos:
©aus dem Katalog
Info:
Begleitband, Katalog zur Ausstellung in Herne
STONEHENGE. Von Menschen und Landschaften, hrsg. von LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum; Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, Michael Imhof Verlag 2021
Bei den Ausstellungen gibt es die Kataloge meist billiger. Aber ich sehe gerade, daß er seitens des Verlags von 49, 95 auf 34, 95 Euro heruntergesetzt ist. Eigentlich ist das zu wenig Geld für so viel Wissen und so viel hervorragendes Bildmaterial.
Aus der Redaktionsbibliothek:
Jean-Claude Perpere, Redende Steine. Die geheimnisvollen Monumente der Megalithkulturen, Heyne-Sachbuch780, 1981
Chippindale, Christopher, Stonehenge Complete. Winner of the British Archaeological Book Award, Revisted EditionThames and Hudson 2001
Jean-Claude Perpere, Redende Steine. Die geheimnisvollen Monumente der Megalithkulturen, Heyne-Sachbuch780, 1981
Chippindale, Christopher, Stonehenge Complete. Winner of the British Archaeological Book Award, Revisted EditionThames and Hudson 2001