4308 Foto Zolleer Gastefuhrer EttlingenZum 21. Februar steht ein besonderes Berufsbild im Fokus

Sabine Zoller

Ettlingen (Weltexpresso) - Neben historisch wissenswerten Details zählt Zeitmanagement ebenso wie die Art der Wissensvermittlung zur Basisausbildung der Städteführer, die sich erst durch eine Prüfung zum Guide zertifizieren, dann aber gerne auf besondere Fachbereiche spezialisieren und mit Leib und Seele bei der Sache sind.

"Mit Leib und Seele " lautet daher auch in diesem Jahr das Motto des „Weltgästeführertages", , um auf das Berufsbild, die Professionalität und vor allen Dingen das persönliche Engagement der Gästeführer hinzuweisen, die mit Leidenschaft ihr Wissen vermitteln.

Als „Grad Dame“ zählt Herta Ockert seit den 1990-er Jahren zu den Gästeführerinnen, für die es nichts Schöneres gibt, als „als Interessenten die Stadt und ihre Förderer, die Bewohner und historischen Persönlichkeiten näher zu bringen.“ Gerne taucht sie bei ihren Rundgängen in der Altstadt mit ihren Gästen ein in die Zeit des Barock, oder aber gibt Auskünfte über die Altstadtsanierung, die „schließlich und endlich bereits seit fünf Jahrzehnten als leuchtendes Beispiel einer autofreien Innenstadt in die Welt getragen wird.“ Seit 40 Jahren lebt Herta Ockert in Ettlingen, „weil ich verliebt bin in diese wunderschöne Stadt, die an jeder Ecke etwas Besonderes zu bietet hat.“

Als „waschechte Ettlingerin“ ist auch Elke Vogel begeisterte Museums- und Stadtführerin, die sich mit Vorliebe mit der Geschichte des Schlosses aus Sicht der Frauen beschäftigt. „Das Thema habe ich bei Herta Ockert kennengelernt“, so die Ausführungen von Vogel, die sich intensiv mit der leidenschaftlichen Liebesgeschichte der Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg beschäftigt hat, die bereits als 15-jährige die Ehefrau des Türkenlouis wurde. Seit 2016 begeistert sie die unterschiedlichsten Gruppen und weiß über die Vorlieben der Besucher zu berichten, denn „jede ist anders und binnen weniger Minuten muss man sich auf einen Betriebsausflug, Jahrgangsgruppen oder Besucher vom Kaninchenzüchterverein einstellen.“

Und eben diese Begeisterung, die ein Gästeführer vermittelt, war das zündende Moment für Friederike Sterz, um sich selbst als Guide zu betätigen. „Meine Initialzündung war in den 80-er Jahren. Aus Spaß an der Freude bin ich mit meiner Mutter bei einer französischen Stadtführung in Ettlingen mitgelaufen und dann dachten wir, wir sind im Urlaub.“ Begeistert über die neuen Entdeckungen in der Heimat wurde es ihr ein großes Anliegen auch anderen Wissenswertes zu Ettlingen zu vermitteln. Dazu hat sie sich das Format „Speed Dating mit historischen Persönlichkeiten“ ausgedacht, bei dem sie die Besucher interaktiv in ein Fragenspiel einbindet.

Spielerisch vermittelt auch Thilo Florl sein Wissen, denn seit über 20 Jahren restauriert er nicht nur die historischen Instrumente im Musikkabinett des Museums, sondern vermittelt dort auch ehrenamtlich die Funktion und Arbeitsweise der pneumatischen Musikautomaten. „Da hat man wirklich die unterschiedlichsten Besuchergruppen vor sich stehen“, so Florl, der sich dabei an eine ganz besondere Führung erinnert: „Eine knapp 80-jährige Lady kam mit ihrer Familie ins Musikkabinett. Ich erkläre den Klavieraufbau und wundere mich über die vielen interessierten Fragen, die sonst ein Museumsbesucher nicht stellt.“ Und nicht ohne Stolz fährt Florl in seinem Bericht fort: „Am Ende der Führung stellte sich die Familie mit ihrem Namen vor. Da standen zwölf Klavierbaumeister vor mir, die allesamt aus der Klavierbauerdynastie Heinrich Engelhard Steinweg stammten, dem Gründer, der 1854 in New York seinen Namen anglisierte und Steinway and Sons gegründet hat.“

Foto:
Gästeführer im Schlosshof von Ettlingen
© Zoller