gruppeStudenten der Hochschule Kehl erhalten kommunalen Arbeitskatalog

Sabine Zoller

Bad Herrenalb/Kehl.(Weltexpresso) -  „Kommunales Haushaltsrecht funktioniert ohne Nachhaltigkeit nicht. Es ist wichtig, dass unsere Studierenden dazu einen Bezug bekommen“, erklärte Professor Wolfgang Hafner per Telefonschalte ins Rathaus der Siebentäler Stadt. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte und Dozent für Kommunalwirtschaft an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl arbeitet nicht nur eng mit der Landesakademie für Umweltschutz in Karlsruhe zusammen, sondern hat mittlerweile auch mit den Studierenden Kontakt zur Stadt Bad Herrenalb aufgenommen.

„Mit Wolfgang Hafner, dem Experten für Kommunalfinanzen verbindet uns mittlerweile ein enger Kontakt, um Themen aus der Gemeinde intensiver zu beleuchten“, konstatiert Bürgermeister Klaus Hoffmann, der jüngst die aktuellen Absolventen der Kaderschmiede für die öffentliche Verwaltung in Baden-Württemberg zu einem intensiven Gedankenaustausch in der Bäderstadt begrüßte. „Die Curricula der Studienabgänger bestehen nicht nur aus mehreren Disziplinen, sondern auch der Möglichkeit mit ausgewählten Fallstudien einen umfassenden Einblick in die öffentliche Verwaltung von Gemeinden zu erhalten“, so Hoffmann, der diesen Anlass nutzte, um Aufgabenstellungen seitens der Stadt an die Studenten zu verteilen.

Nachdem Professor Wolfgang Hafner krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, war Stadtkämmerer Albert Wilhelm als Ansprechpartner vor Ort, um wissenswerte Details zu den Anforderungen zu geben.

„Wir haben uns für vier Themen entschieden, für die strukturierte und lösungsorientierte Prozesse zu definieren sind. Mit Einbindung der Hochschulabsolventen erwarten wir eine Vielfalt an möglichen Gestaltungs- und Entscheidungsalternativen“, erläutert Wilhelm, der sich nicht nur durch die langfristigen Auswirkungen der Coronapandemie intensiv mit dem Thema „Haushaltsausgleich in der Krise“ beschäftigt. Um ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften, müssen erhebliche Preissteigerungen in der Finanzplanung und im Haushalt berücksichtigt werden, daher gilt der Aufgabenschwerpunkt allen Maßnahmen, die zu einer Verbesserung führen können zu durchleuchten. Die Fragestellungen, lauten: Wie kann beispielsweise bürgerliches Engagement in Krisensituationen intensiviert werden und zur langfristigen Haushaltskonsolidierung führen, oder wo sind bisher nicht erkannte Potentiale? 

Das zweite Themenfeld beschäftigt die Studierenden mit der Therme, die einen wesentlichen Faktor für die bestehende finanzielle Lage der Stadt darstellt. Die Therme ist Eigentum der Stadtwerke GmbH Bad Herrenalb, bei der die Stadt Mehrheitsgesellschafter ist. „Zur Weiterentwicklung der Therme hat der Gemeinderat Investitionen in Millionenhöhe beschlossen, um den von der Stadt zu tragenden Verlustausgleich zu reduzieren“, so Hoffmann, der nun seitens der Studenten eine Analyse mit Lösungsansätzen vereinbart hat, die einen direkten Nutzen und indirekte Wirkungen auf die Einwohner aufzeigt. Das dritte Thema betrifft die interkommunale Zusammenarbeit und ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Dobel. „Die Stadt Bad Herrenalb eruiert als Kurgemeinde bisher nur geringe Erträge aus der Gewerbesteuer und erhält erhebliche Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich“, berichtet Hoffmann, der als Zielvorgabe die Entwicklung eines Gewerbegebietes mit der Nachbargemeinde beschreibt.

Die Aufgabe der Studierenden besteht darin neben direkten finanziellen Auswirkungen auf den Haushalt auch indirekte Auswirkungen, also mehr Arbeitsplätze vor Ort und damit verbunden höhere Zuweisungen im Einkommenssteuerbereich zu beleuchten. In der Diskussionsrunde wurde zudem angeregt, dass ein interkommunales Gewerbegebiet nicht an den Landkreisgrenzen enden muss, sondern sich auch Gemeinen in benachbarten Landkreiskreisen sich daran beteiligen könnten. Die vierte Gruppe der Studierenden beschäftigen sich mit der Aufgabe Potentiale durch eine weitere Effizienzverbesserung in der Verwaltung zu untersuchen.  Das Hauptaugenmerk gilt dabei vor allem der interkommunalen Zusammenarbeit, denn Kommunen haben alle dieselben Aufgaben zu lösen. Die Fragestellung lautet hierzu, ob in kommunalen Verwaltungen Ergebnisverbesserungen durch Skaleneffekte zu erzielen sind. „Bad Herrenalb und Dobel arbeiten bereits seit Jahren in einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen“, berichtet Hoffmann, der als Stadtoberhaupt nun sinnvolle Ansätze für die Verbesserung der Verwaltungsgemeinschaft anstrebt und verlauten lässt: „Es geht darum zu klären, ob und die Zusammenarbeit zu intensivieren, oder aber Änderungen vorzunehmen sind, um Verbesserungen zu erreichen und auch hier nicht an den Stadt- und Landkreisgrenzen zu stoppen." Mit der Ausgabe der Aufgaben sind bleibt nun für die Studierenden ein begrenztes Zeitfenster, um sich ähnlich einer Abschlussarbeit bis Jahresende mit Lösungsansätzen zu beschäftigt. Danach sollen die wissenschaftlich ausgearbeiteten Vorschläge in einer Gemeinderatssitzung vorgestellt werden.

Foto:
Studierende der Hochschule Kehl vor dem Rathaus in Bad Herrenalb mit Bürgermeister und Stadtkämmerer
©Zoller