1822 Bild11822-Universitätspreis geht in diesem Jahr an eine Physikerin, eine Sprachwissenschaftlerin und einen Biochemiker

 Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Physikerin Prof. Laura Sagunski, die Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli und der Biochemiker PD. Dr. Rupert Abele erhalten in diesem Jahr den begehrten 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre, den die Goethe-Universität zum 23. Mal gemeinsam mit der Stiftung der Frankfurter Sparkasse verleiht.  

 „Die Lehre bildet das Herzstück unserer Universität“, betonte Prof. Viera Pirker, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Goethe-Universität, bei der Verleihung des 1822-Preises im Renate von Metzler-Saal auf dem Campus Westend. Pirker verwies auf das kürzlich verabschiedete Leitbild „Grundsätze zu Lehre und Studium an der Goethe-Universität“, das sich bewusst am Humboldt´schen Ideal der Einheit von Forschung und Lehre im Sinne einer „Bildung durch Wissenschaft“ orientiere.

1822 Bild2„Universitäre Lehre ist essentieller Bestandteil unserer demokratischen Kultur und trägt dazu bei, die Werte der Aufklärung – Vernunft, Freiheit und Humanität – in die Zukunft zu tragen. Um ‚Bildung zur Wissenschaft‘ als Grundlage des Handelns zu implementieren, braucht es auf Seiten der Lehrenden vor allem Begeisterung. Wer für sein Fach, für sein Thema ‚brennt‘, kann dieses Brennen auch in anderen Menschen entfachen. Diese Gabe eint alle unsere Nominierten, und das freut mich ganz außerordentlich.“ Pirker erinnerte auch an das vorbildliche Engagement von Prof. David Käbisch, der im vorigen Jahr ausgezeichnet wurde. Der evangelische Religionspädagoge, der vor kurzem verstorben ist, habe sich besonders für religiöse Bildung als Grundlage für interreligiösen Dialog in der Demokratie eingesetzt.

 
Dr. Ingo Wiedemeier, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse: „Die Stiftung der Frankfurter Sparkasse hatte schon vor 23 Jahren den Wunsch, die Bedeutung der universitären Lehre hervorzuheben und hat deshalb gemeinsam mit der Goethe-Universität den 1822-Preis für exzellente Lehre ins Leben gerufen. Wer sich in der Ausbildung junger Menschen besonders engagiert und sie für eine wissensbasierte Gesellschaft begeistert, hat höchste Anerkennung verdient – gerade in der heutigen Zeit. Die Liste der Nominierten zeigt jedes Jahr aufs Neue, welches Potenzial es an der Goethe-Universität gibt. Das erfüllt mich mit großer Freude, und ich bin stolz, dass wir mit dem Preis diesem Engagement den verdienten Glanz verleihen können.“
 

2001 haben die Goethe-Universität und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse erstmals den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre verliehen, um das Bewusstsein für die Bedeutung innovativer Hochschullehre zu schärfen und das Engagement herausragender Lehrender sichtbar zu machen. Den ersten und dritten Preis fördert die Stiftung der Frankfurter Sparkasse mit insgesamt 20.000 Euro, der 2. Preis in Höhe von 10.000 Euro wird von der Goethe-Universität finanziert. Der Preis wird jährlich vergeben, in diesem Jahr zum 23. Mal.

 
Die Nominierung für den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre obliegt ausschließlich den Studierenden der Fachbereiche. Die Entscheidung darüber, wer den Preis erhält, verantwortet dann eine eigens hierfür gebildete Kommission, der auf Seiten der Goethe-Universität sowohl Studierende als auch wissenschaftliche Mitarbeitende, Professoren und Professorinnen angehören, außerdem stimmberechtigt ist die Geschäftsführung der Stiftung der Frankfurter Sparkasse. Kriterien für die Vergabe sind Innovation in der Lehre, besondere Qualität der Lehrveranstaltungen sowie außergewöhnliches Engagement bei der Betreuung von Studierenden. Auch Aspekte wie Forschungsorientierung, Vernetzung von Theorie und Praxis, Einsatz während der Studieneingangsphase sowie Interdisziplinarität oder Diversity spielen eine Rolle.

 
Die Bedeutung von Wissensvermittlung für die Demokratie – und damit die der wissenschaftlichen Lehre für das gesellschaftspolitische Klima – stand im Mittelpunkt des Impulsvortrags von Saba-Nur Cheema. Die gebürtige Frankfurterin, Tochter von pakistanischen Flüchtlingen, hat an der Goethe-Universität Politikwissenschaft, Geschichte und Volkswirtschaftslehre studiert. Von 2015 bis 2021 war sie pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, seit 2020 gehört sie dem Unabhängigen Expertenkreis der Bundesregierung zu Muslimfeindlichkeit an. Saba- Nur Cheema ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften und forscht zu Antisemitismus in der Kindheit. Monatlich erscheint im Feuilleton der FAZ ihre Kolumne „Muslimisch-Jüdisches Abendbrot“, die sie gemeinsam mit Meron Mendel schreibt.
 

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jana Jehle und Can Payasli. Für den klanglichen Rahmen sorgte Cat Woywod. Durch intermediale und multisensorische Sound-, Licht- und PerformanceArbeiten stellt Cat Woywod, eine non-binäre Person, die Wahrnehmungsgewohnheiten des Publikums in Frage. 2023 erhielt Cat den Kasseler Kunstpreis der Wolfgang-Zippel-Stiftung für Intermediale Kunst.

 
Den 1. Preis, der mit 15.000 Euro dotiert ist, erhielt Professorin Laura Sagunski aus dem Fachbereich 13 (Physik). Nominiert wurde Laura Sagunski u.a. für innovative Lehrformate in der Astroteilchenphysik wie das Projekt „EXPLORE“, das internationale Forschungskollaborationen für Studierende ermöglicht. In kleinen Teams arbeiten die Studierenden an aktuellen Themen und knüpfen internationale Kontakte. Um den persönlichen Austausch zu ermöglichen, organisiert Sagunski jährlich eine Sommerschule und Workshops. Insbesondere Sagunskis zwischenmenschlichen Fähigkeiten werden von den Studierenden gelobt. Sie nehme Feedback ernst und arbeite kontinuierlich an der Weiterentwicklung ihrer Lehrpraxis. Als weibliche Professorin setze sie sich aktiv für Gleichstellung und Diversity ein, etwa durch die "WOW Physics!"-Konferenz und die Teilnahme am Girls Day.
 

Dr. Mariam Kamarauli aus dem Fachbereich 09 (Sprach- und Kulturwissenschaften) wurde mit dem 2. Preis ausgezeichnet, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Die Studierenden hoben besonders Kamaraulis innovative Lehrmethoden hervor, die digitale Geisteswissenschaften mit traditionellen Ansätzen verbinden. Ihre Lehrinhalte seien aktuell und kontrovers, ihre Veranstaltungen klar strukturiert. Sie stehe immer für Fragen zur Verfügung und fördere in besonderem Maße eigenverantwortliches Lernen. Über die eigentlichen Lehrveranstaltungen hinaus unterstütze sie die Studierenden auch hinsichtlich von Praktika und Auslandsaufenthalten. Mit ihrem Einsatz fördere sie die Begeisterung für Sprachwissenschaft.

 
Der 3. Preis, dotiert mit 5000 Euro, ging an PD Dr. Rupert Abele vom Fachbereich 14 (Biochemie, Chemie und Pharmazie). Rupert Abele wurde vor allem aufgrund seiner innovativen Lehrmethoden und seines Engagements für die praktische Ausbildung der Biochemiestudenten im Bachelor- und Masterstudium nominiert. Er integriere aktuelle Forschung in seine Lehrveranstaltungen und arbeite ständig an der Weiterentwicklung der von ihm angebotenen Praktika. Um die Lernmöglichkeiten zu erweitern, biete er verfilmte Praktika an. Auf persönliche Anwesenheit legt Abele großen Wert, um Feedback einzuholen und Unterstützung zu bieten. Er unterstützt die Studierenden beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium und eröffnet berufliche Perspektiven, indem er in seine Seminare Gästen aus der Wirtschaft einlädt.

  

Alle Nominierungen 2024 

PD Dr. Rupert Abele – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

Prof. Dr. Harry Harun Behr – FB04 Erziehungswissenschaften

Dr. Johannes F. Diehl – FB06 Evangelische Theologie

Prof. Dr. Andreas Karl Otto Fahrmeir – FB08 Philosphie und Geschichtswissenschaften

Prof. Dr. Frederike Felcht – FB10 Neuere Philologien

Dr. Karen Genschow – FB10 Neuere Philologien

Dr. Rainer Hegger – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

Prof. Dr. Elisabeth Hollender – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Roland Ißler – FB10 Neuere Philologien

Dr. Elodie Kalb –  FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften / FB10 Neuere Philologien

Dr. Mariam Kamarauli – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Bettina Kleiner –  FB04 Erziehungswissenschaften

Prof. Dr. Antje Krause-Wahl – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Nicole Kreckel – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof´in. Dr. Annette Langner-Pitschmann – FB07-Katholische Theologie

Stefanie Niepceron –  FB10 Neuere Philologien

Dr. Joanna Olchawa – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Meike Piepenbring – FB15 Biowissenschaften

Johannes Preissner – FB10 Neuere Philologien

Prof. Dr. Laura Sagunski – FB 13 Physik

Prof. Leunora Salihu – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Marvin Schröder – FB05 Psychologie

Dr. rer. nat. Bernd Sorg – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

PD Dr. med. habil. Jasmina Sterz – FB16 Medizin

Prof. Dr. Claudius Wagemann – FB03 Gesellschaftwissenschaft

Dr. Nadine Weber – FB04 Erziehungswissenschaften

Dr. Dr. Johanna Wilmes & Dr. Tatjana Dietz – FB04 Erziehungswissenschaften

Prof. Dr. Markus Wriedt – FB06 Evangelische Theologie

 
Foto:
Wurden in diesem Jahr mit dem 1822-Preis für exzellente Lehre ausgezeichnet: Die Physikerin Prof. Laura Sagunski (1. Preis, Mitte), die Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli (2. Preis) und der Biochemiker PD Dr. Rupert Abele (3. Preis). ©Uwe Dettmar

Dr. Ingo Wiedemeier (von links), der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse, Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli (2. Preis), Professorin Laura Sagunski (1. Preis), PD Dr. Rupert Abele (3. Preis) und Prof. Viera Pirker, Vizepräsidentin der Goethe-Universität, für Studium und Lehre
© Uwe Dettmar