Afrika- und Asienforschung des RMU-Projekts CEDITRAA geht an der Frankfurter Universität in die Verlängerung
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Forschungsprojekt CEDITRAA, kurz für „Cultural Entrepreneurship and Digital Transformation in Africa and Asia“, untersucht seit 2021, wie kulturelle Produktion in Afrika und Asien entsteht und welche Rolle digitale Medien bei der weltweiten Verbreitung dieser Produkte spielen. Das Projekt von Frankfurter Goethe-Universität, Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Pan-Atlantic University im nigerianischen Lagos wurde nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit erweiterter Fragestellung für drei Jahre verlängert.
Nichts weniger als eine neue Weltordnung in der Kulturproduktion beschäftigt das Forschungsprojekt CEDITRAA. Dominierte im 20. Jahrhundert weltweit noch die US-amerikanische Kulturproduktion, treten durch die Digitalisierung in den letzten Jahrzehnten neue Player auf: In Asien gewinnt Südkoreas Kultur an Bedeutung, in Afrika gehört die nigerianische Film- und Musikproduktion inzwischen zu den weltweit größten. Das Verbundprojekt CEDITRAA der Rhein-Main-Universitäten Goethe-Universität Frankfurt und Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie die Pan-Atlantic University im nigerianischen Lagos untersucht seit 2021 kulturelle Unternehmer*innen und die Chancen, die sich für sie durch den digitalen Wandel in der Kulturproduktion ergeben. Nun wird das Projekt mit knapp 1,4 Millionen Euro erneut für drei Jahre gefördert; in der Förderlinie Regionalstudien vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte es bereits 2,1 Millionen Euro erhalten. Start des RMU-Verbundprojekts ist der 1. Januar 2025. Die Universitäten Goethe-Universität Frankfurt und Johannes Gutenberg-Universität Mainz bilden gemeinsam mit der TU Darmstadt das Bündnis Rhein-Main-Universitäten (RMU).
In der zweiten Projektphase wechseln die 18 beteiligten Wissenschaftler*innen die Perspektive: Nach der kulturellen Produktion nehmen sie nun deren Distribution in den Fokus. Dabei gehen sie davon aus, dass die neuen Vertriebswege selbst ein Produktionsfaktor sind und dass sich an der Frage der Kontrolle der Kanäle und der Vertriebsnetzwerke die Frage nach einer Gewichtsverschiebung weg von den traditionellen Kulturindustrien entscheidet. Dies bedeutet, dass Künstler*innen und Kulturunternehmer*innen vor Ort bereits bei der Produktion die Vorteile digitaler Infrastrukturen wie Portale und Plattformen nutzen, es dabei aber zugleich darauf ankommt, wer diese kontrolliert. Wie prägen also, fragen die Wissenschaftler*innen, TikTok und Portale wie YouTube, Netflix oder irokotv, Spotify und Boomplay kulturelle Formate? Und wie entstehen im Prozess der Musikproduktion global agierende Online-Gemeinschaften, die gleichzeitig lokal geprägt und verwurzelt sind?
Die beteiligten Wissenschaftler*innen gehören verschiedenen Fachrichtungen an: Neben Ethnologie und Afrikanistik sind Koreanistik, Sinologie, Film- und Wirtschaftswissenschaft vertreten. Das so interdisziplinäre wie international angelegte Verbundprojekt CEDITRAA nutzt zudem die bestehenden Forschungsinfrastrukturen des Zentrums für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) und des Interdisziplinären Zentrums für Ostasienstudien (IZO) in Frankfurt sowie des Georg Forster Forums (GFF) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Bei der Sicherung von Daten und Ergebnissen profitiert CEDITRAA außerdem von der Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut & Filmmuseum, der europaweit führenden Institution für digitale Plattformen für Forschung und Vermittlung im Filmbereich. An der Goethe-Universität wird CEDITRAA auch mit dem neuen Center for Critical Computational Studies C3S kooperieren (https://www.c3s-frankfurt.de), an dem digitale Methoden der Erforschung gesellschaftlicher Transformationsprozesse kritisch erprobt werden.
Fotos:
Durch die Digitalisierung treten neue Player auf wie etwa Korea in der internationalen Kulturproduktion: Szene aus der Werbekampagne für die koreanische Netflixserie „Squid Game 2“ ((c) Netflix)
Die nigerianische Film- und Musikproduktion gehört inzwischen zu den weltweit größten: Durch Netflix und Filmaufführungen erlebt die Komödie „Confusion Na Wa“ von Kenneth Gyang auch in Deutschland eine Renaissance. Rechts die nigerianische Schauspielerin und Drehbuchautorin Tunde Aladese ((c) Cinema Kpatakpata)
Info:
Quelle Goethe-Universität