Japanologie der Goethe-Universität erforscht die kulturellen und soziopolitischen Folgen der Katastrophe im Norden Japans

 

Kurt Hessen

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit der Dreifachkatastrophe am 11. März 2011 in Fukushima – einem starken Erdbeben folgte ein Tsunami, der zu schweren Störfällen in einem Kernkraftwerk und zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen führte – hat sich die Japanologie der Goethe-Universität Frankfurt mit dem Thema vor allem unter kulturellen und soziopolitischen Aspekten beschäftigt.

 

In Einzelprojekten, Forschungsverbünden (IZO, GiZO, Japanologie Leipzig) und in etlichen Publikationen sind die Geschehnisse und Entwicklungen sukzessive analysiert und dokumentiert, um damit eine dringliche Aufgabe der Japanwissenschaften zu erfüllen.

Im Mittelpunkt stehen die Fragestellungen: Was geschieht in Nordjapan? Was bedeutet Fukushima für die Welt? Welche technikgeschichtlichen und ethischen Veränderungen bringt der aktuelle GAU in Japan für die globale Haltung zum Atomaren? Inwiefern lässt sich Fukushima mit Tschernobyl vergleichen? Wie reagieren die Atomindustrie und die Politik in Japan (und in anderen asiatischen und westlichen) Ländern auf diese epochale Zäsur?

 

Verantwortlich ist für das Projekt Fukushima Prof. Dr. Lisette Gebhardt. Im April 2011 gründete sie den „Arbeitskreis Fukushima“ an der Japanologie Frankfurt, der die viel besuchte Informations- und Textbereitstellungs-Webseite „Textinitiative Fukushima“ (http://www.textinitiative-fukushima.de/) unterhält. Zusammen mit Prof. Dr. Steffi Richter (Japanologie Leipzig) hat L. Gebhardt im Juni 2012 den Band „Japan nach ‚Fukushima‘ – ein System in der Krise“ herausgegeben, im Juli 2013 wurde das „Lesebuch Fukushima“ veröffentlicht, eine Übersetzungs-, Aufsatz- und Kommentarsammlung, die die Stimmen wichtiger Akteure der Debatte um Fukushima wiedergibt und über die innerjapanische Diskussion zur Kernkraft informiert; der Band wurde im Dezember 2013 von der Deutschen Umweltstiftung als Umweltbuch des Monats ausgezeichnet.

 

 

Eine englische Aufsatzsammlung unter der Beteiligung der japanischen Umweltliteraturforscherin Yuki Masami zum Thema der Literatur und Kunst nach Fukushima erschien 2014 unter dem Titel „Literature and Art after Fukushima. Four Approaches“. Zuletzt wurde 2015 ein weiterer englischer Band der an den beiden hessischen Zentren IZO und GiZO angesiedelten interdisziplinären Forschungsinitiative „Fukushima und Chernobyl“ publiziert: „The Impact of Disaster: Social and Cultural Approaches to Fukushima and Chernobyl“ (auch EB-Verlag Berlin).

 

Für die Japanforschung ist momentan das Thema der aktuellen japanischen Protestbewegungen, die mit „Fukushima“ ihren Ausgang nahmen, ein Fokus. Die Studierendenprotestgruppe SEALDs macht in diesen Wochen von sich Reden, einer ihrer Führer, Okuda Aki, gilt als „Staatsfeind Japans“. „Fukushima“ wird spätestens dann wieder brisant, wenn Olympia 2020 ansteht.

 

Die Japanologie Frankfurt, vertreten durch Prof. Gebhardt, führte – neben der Publikationstätigkeit – seit 2011 zahlreiche Beratungen von Medienprojekten durch, die sich mit Fukushima auseinandersetzen bzw. aus Fukushima berichten. Dazu zählt z.B. die Dokumentation „Kulturplatz extra: Japan am Wendepunkt“ des Schweizer Fernsehens (http://www.srf.ch/play/tv/kulturplatz/video/kulturplatz-extra-japan-am-wendepunkt?id=fa9cd577-8a51-4d15-8fd6-edd489a011bf ).

 

Die fünfte Jährung der Geschehnisse von Fukushima nimmt die Japanologie zum Anlass, ihre Expertise und Beratung für einschlägige Vorhaben anzubieten und neue und neueste Forschungsergebnisse zum Thema zu vermitteln.

 

Foto:

 

Wir mögen den Film GRÜSSE AUS FUKUSHIMA von Doris Dörrie sehr und entnehmen dem Film nun ein Bild für diesen Artikel.

 

 

Info:

 

Kontakt: Prof. Dr. Lisette Gebhardt, Japanologie, Fachbereich 9: Sprach- und Kulturwissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Tel. (069) 798-23287 / 22177. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!