Stolze Bilanz: Seit 2011 spendeten Bürger, Unternehmen, Vereine und Stiftungen vier Millionen Euro

Susanne Sonntag

Frankfurt am Main (Weltexpresso) ö  „Chancen schenken“ haben in diesem Jahr 280 Förderer wörtlich genommen und insgesamt über eine Million Euro für Deutschlandstipendien an der Goethe-Universität gespendet. So können 581 Studierende aller Fachrichtungen ein Jahresstipendium von 3600 Euro erhalten. Das ist die höchste Stipendiatenzahl unter den deutschen Hochschulen.

„Das Deutschlandstipendium findet in Frankfurt besonders viele Unterstützer“, freut sich die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff. „Dass es hier so viele Deutschlandstipendien gibt, sehen wir nicht nur als eine wunderbare Unterstützung für die Arbeit der Goethe-Universität, sondern auch als eine besondere Anerkennung für unsere Studierenden. Wir danken allen Stiftern und Stifterinnen für ihr großes Engagement!“

 

Seit Einführung des Deutschlandstipendium 2011 wurden insgesamt rund 2200 Studierende der Goethe-Universität mit insgesamt rund acht Millionen Euro gefördert. Vier Millionen kamen von Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen aus Stadt und der Region, die andere Hälfte zahlte das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mit dem Deutschlandstipendium baut die Bundesregierung die Studienfinanzierung durch ein Programm aus, das zugleich eine neue Stipendienkultur in Deutschland anstößt: Bürger, auch ehemalige Hochschulabsolventinnen und -absolventen, Unternehmen oder Stiftungen sind aufgefordert, talentierte Studierende mit ihrem Beitrag zu unterstützen – und die Bundesregierung legt den gleichen Betrag noch einmal oben drauf.

 

Waren es im Jahr 2011 noch 161 Stipendiaten, können jetzt 581 Stipendien vergeben werden. „Das Stipendienprogramm funktioniert wie ein Scharnier zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgern“, so Lucia Lentes, die dieses Programm seit Beginn betreut und im engeren Kontakt mit den Förderern steht. Und das sind die Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre: Unter den Privatpersonen sind viele ehemalige Studierende der Goethe-Universität, diese Alumni drücken mit Beträgen zwischen 50 Euro und mehreren tausend Euro ihre Verbundenheit mit ihrer Alma Mater und der jungen Generation aus. Auch viele Hörer der Universität des 3. Lebensalters, der sogenannten U3L, beteiligen sich an der Förderung ihrer jungen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Unternehmen, insbesondere Mittelständler haben erkannt, dass das Deutschlandstipendium ein hervorragendes Mittel ist, um mit qualifiziertem Nachwuchs in Kontakt zu kommen. Große Unternehmen spenden häufig ohne konkrete Fächerbindung, im besten Sinne als „corporate citizens“. Und auch Service-Clubs wie Rotary und Zonta und ebenso etliche Stiftungen sind verlässliche Unterstützer der Studierenden.

 

300 Euro monatlich – das erleichtert den Studienalltag in der Metropole: „Das Leben in Frankfurt ist sehr teuer. Durch die Förderung müssen die Stipendiaten nicht so viele zeitaufwändige Nebenjobs übernehmen; es bleibt mehr Zeit für das Studium und vor allem für die Vorbereitung auf Prüfungen. Mancher kann sich dank des Stipendiums sogar ein Auslandssemester leisten“, sagte Birgitta Wolff.

 

Bei der Auswahl der Stipendiaten spielen nicht nur sehr gute Leistungen und gesellschaftliches Engagement eine Rolle. „Wir berücksichtigen auch Studierende, die biografische Hürden auf dem Weg zur Uni überwinden mussten, weil sie aus einer nicht-akademischen Familie kommen, Migrationshintergrund haben oder die Eltern sie nicht finanziell unterstützen können“, so Dr. Beate Firla, die für das Bewerbungs- und Auswahlverfahren sowie die anschließende Betreuung der Stipendiaten zuständig ist. In diesem Jahr haben 44 Prozent der Stipendiaten keinen akademischen Familienhintergrund, 29 Prozent stammen aus einer Migrantenfamilie, 19 Prozent sind BAföG-Empfänger. Die Mehrzahl der Geförderten – 58 Prozent – sind Frauen.

 

Über die finanzielle Förderung hinaus bietet die Goethe-Universität den Stipendiaten ein ideelles Förderprogramm an, für dessen Konzept sie 2013 in einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet wurde. So beteiligen sich Stipendiaten ehrenamtlich an sozialen Projekten, von denen die Bürgerschaft Frankfurts profitiert; dazu zählen zum Beispiel neue Vorschläge zur Unterbringung von Obdachlosen, die Arbeit mit akademischen Flüchtlingen oder ökologische Themen. So wurde am 24. Oktober die Stipendiatengruppe „PapierPilz Frankfurt“ mit dem Bruno H. Schubert-Preis 2016 ausgezeichnet. Die Gruppe wurde geehrt für ihr Projekt, das sich mit dem ressourcenschonenden Verbrauch und der Wiederverwertung von Papier unter den Studierenden befasst.