Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien arbeitet Geschichte auf

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - Wir leben nicht nur hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, sondern auch zwei hundert Jahre nach Napoleon, weshalb ständig so viele Schlachtausstellungen stattfanden, weil neue historische Forschungen die tradierten Geschichtesbilder ganz schön oft auflaufen lassen.

Ausgangspunkt war, daß sich gegen das mächtige Österreich, seit 1806 nicht mehr Hort des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das Kaiser Franz II. lieber auflöste, als den höchsten europäsichen Titel von dem siegreichen Napoleon kapern zu lassen, daß sich gegen das Rumpfland des gewaltigen Reiches, nicht nur Napoleon, sondern mit ihm Bayern und Sachsen sowie Italien verbündet hatten. Zuvor war die Genossenschaft mit Napoleon noch gewaltiger gewesen. Am 12. Juli 1806 war es Napoleon gelungen, 16 Fürsten aus süd- und westdeutschen Ländern zum Rheinbund zu vereinigen und mit Frankreich zu verbünden. Das war das Aus für das Heilige Römische Reich, weshalb Franz II. die Krone niederlegte und nur noch Kaiser für Österreich blieb.

Die Rivalität zwischen Napoleon und Österreich ging weiter. Von 4. bis 6. Juli 1809 trafen die Österreicher nach dem Erfolg bei Aspern - im Mai, wobei Bayern unter General Wrede eine wichtige Rolle spielte - bei Wagram erneut auf die französische Armee. Die an Zahl deutlich unterlegenen Österreicher bringen Napoleon an den Rand einer Niederlage, müssen sich letztlich aber doch der Überlegenheit der Franzosen beugen. Wagram war die bis dahin größte Feldschlacht - eine der ersten »modernen« Artillerieschlachten - und nimmt bis heute nicht nur für Österreich einen besonderen Platz in der Militärgeschichte ein.

Die Schlacht selbst fand auf dem Marchfeld in den Ebenen der Donauregion statt - nicht weit von Wien. Wagram hieß Deutsch-Wagram. Man spricht von 300 000 Soldaten, die in dieser bisher größte Schlacht kämpften, von denen 78 000 auf dem Feld starben, in der Mehrzahl Österreicher, die unter Erzherzog Karl von Österreich gekämpft hatten.


Nach rund 15 Jahren Forschung versucht Mag. Michael Wenzel, ein modernes und teilweise neues »Bild« der Schlacht »zu zeichnen«.

 
Ein Vortrag von Mag. Michael Wenzel
Dienstag, 17. Jänner 2017 | 19.00 bis 21.00 Uhr
Einlass in das Museum ab 18.30 Uhr.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos.

 

Übrigens: Österreich blieb ein bedeutendes europäisches Land, aber die Rivalitäten um Land und Besitz gingen weiter, wobei vor allem Italien, d.h. die österreichischen Besitzungen Angriffsziel waren. Hierbei spielt eine andere Schlacht die wichtigste Rolle, die von Solferino, in der das Königreich Sardinien zusammen mit Frankreich am 24. Juni 1859  gewann und die Lombardei an Sardinien ging. Auch hier war ein Napoleon beteiligt: Napoleon III. Dieser Schacht hat vor allem literarisch im RADETZKYMARSCH von Joseph Roth überlebt. Und diese Schlacht war auch der Anlaß der Genfer Konvention, der Gründung des Roten Kreuzes.
 

Foto: Horace Emile Jean Vernet hat den siegreichen Napoleon in der Schlacht bei Wagram 1809 im Jahr 1836 gemalt. Das Schlachtenbild ist 540 x 385 Zentimeter groß und entspricht schon von der Größe her einem Historienbild (c) wikipedia.org