Das Model United Nations ist mit 110 ausländischen Teilnehmenden die bislang internationalste Simulation an der Goethe-Universität

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zum dreizehnten Mal laden Frankfurter Studierende zu einer Simulation der Arbeitsweise der Vereinten Nationen ein. Rund 340 Studierende und einige Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler sind der Einladung an den Campus Westend der Goethe-Universität gefolgt.

Sie schlüpfen in die Rolle von Diplomaten, Journalisten und Lobbyisten und arbeiten Resolutionen zu Themen wie der Stabilisierung von Failed States, Klimafinanzierung oder der Menschenrechtssituation von Flüchtlingen und staatenlosen Personen aus. Zum ersten Mal werden dabei dieses Jahr nicht nur sechs Organisationen und Komitees der Vereinten Nationen simuliert, sondern zusätzlich der Ministerrat der Europäischen Union sowie die Afrikanische Union. MainMUN findet vom 23. bis 26. Februar im Casinogebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt.

Die Welt mit anderen Augen sehen


Während der viertägigen englischsprachigen Simulation stehen die Studierenden vor der Herausforderung, die Politik „ihres Landes“ möglichst authentisch zu vertreten und so Probleme auch aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Dieser Perspektivwechsel ist eines der Lernziele der Simulation. Weitere sind, dass die Studierenden verstehen, wie internationale Organisationen funktionieren, wie man auf Englisch Kompromisse aushandelt und wie man sich auf internationalem Parkett angemessen bewegt. Zum ersten Mal seit Bestehen der MainMUN erhalten die Teilnehmenden dabei für Ihre Länder auch Budgets, um Maßnahmen, die sie im Rahmen Ihrer Verhandlungen vereinbaren, auch zu finanzieren. Außerdem können sie versuchen, die benötigten Finanzmittel von anderen Staaten zu organisieren.

Prof. Dr. Tanja Brühl, die das Projekt „Uni goes UNO“ an der Goethe-Universität initiiert hat, ist immer wieder beeindruckt von dem studentischen Engagement: „Von früh morgens bis zum späten Abend agieren die Teilnehmenden höchst professionell. Sie verhandeln auf Englisch und gehen mit diplomatischem Respekt miteinander um. So fühlt man sich ein klein wenig wie bei der echten UNO.“



Gelebte Internationalität


Wie bereits in den vergangenen Jahren sind auch in diesem Jahr nicht nur die Themen international, sondern kommen auch die Teilnehmenden: So sind diesmal Studierende aus 12 Ländern nach Frankfurt angereist. Dieses Jahr sind darunter Teilnehmende aus Kasachstan, Lettland und der USA, sowie Großbritannien und Frankreich, die bei MainMUN als Diplomaten auf Zeit das sichere Bewegen auf dem internationalen Parkett üben.

„Die Studierenden lernen in erster Linie Diplomatie: das bedeutet, durch das Halten von Reden und das Führen von Debatten auf Kompromisse hinzuarbeiten und dabei nicht seine eigene Meinung, sondern die Ziele und Vorstellungen eines Landes zu vertreten“, so Kaya Alice Detschlag, eine der drei Generalsekretäre, welche die Konferenz leiten. Dass das nicht immer einfach ist, weiß auch Ann Katrin Korb, die zweite Generalsekretärin: „Das ist ein schmaler Grat, auf dem die Delegierten wandern müssen, aber eine einzigartige Gelegenheit, an den eigenen Soft Skills in der Praxis zu arbeiten.“

„Für mich ist MainMUN auch das Sammeln von praktischer Erfahrung, Diplomatie hautnah sozusagen. Wenn es das MainMUN noch nicht gäbe, müssten wir es gerade in der heutigen Zeit erfinden“, fügt Sascha Lucas hinzu, der dritte im Bunde. Dabei ist das Leben als Generalsekretär auch bei einem MUN nicht nur glamourös, sondern es gilt auch immer wieder, selbst bei der Organisation mit anzupacken. Dabei sind Fleiß und Disziplin der Generalsekretäre gefragt, aber auch ein starkes und tatkräftiges Team, ohne das eine solche Aufgabe nicht zu bewältigen ist.

Unterstützt werden die Studenten dabei von Sebastian Troch, der als Faculty Advisor die Studierenden für die Professur von Tanja Brühl begleitet und als Student früher selbst beim MainMUN aktiv war. „Die Simulation gibt den Teilnehmern einen guten und praxisnahen Einblick in die UN und dem Team zudem gute Erfahrungen im Projektmanagement - etwas nicht Unwesentliches, das häufig unterschätzt wird. Was das Team hier während des laufenden Studiums leistet, ist immer wieder beachtlich“, so Sebastian Troch.

Foto: (c) goethe-uni.de