Susanne Sonntag
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Seit dem 16. Jahrhundert ist unsere jüdische Gemeinde eines der geistigen Zentren des europäischen Judentums“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann anlässlich des Festakts zum 100-jährigen Jubiläum der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).
„Seit der Emanzipation ist Frankfurts moderne Entwicklung untrennbar mit jüdischen Stiftern, Mäzenen, Unternehmern, Bankiers, Schriftstellern, Wissenschaftlern, Politikern und Journalisten verbunden. In dieser Tradition steht Bertha Pappenheim, auf die die Gründung der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland maßgeblich zurückgeht - eine große Frankfurterin.“
Man möchte gleich bei Bertha Pappenheim, der Patientin incognito von Josef Breuer, die er als Anna O. analysierte und gegenüber Sigmund Freud beschrieb, einhaken, auf diese erstaunliche Frau, die so wohlbringend in ihrem weiteren Leben sich nicht um sich selbst, sondern um andere kümmerte. Aber die Veranstaltung geht weiter und so soll nicht nur auf die Gründungswirkung der berühmten Frankfurterin hinsichtlich der Zentralwohlfahrtstelle der Juden hingewiesen werden, sondern eben auch, daß besagte Bertha Pappenheim ebenfalls den jüdischen Frauenbund gegründet hatte. Ihr soziales Engagement und auch ihre psychische Gesundheit trat für die 1859 in Wien Geborene erst ein, als sie mit der aus reichem jüdischen Frankfurter Haus stammenden Mutter in die Mainstadt übersiedelte. Insbesondere ihr Einfluß auf die erst 1914 gegründete Frankfurter Universität ist enorm. Sie starb 1936.
Zurück zur Zentralwohlfahrtsstelle. Die ZWST sei bis heute die erfolgreiche Sozialorganisation des deutschen Judentums mit professioneller Kompetenz und Herz für die einfachen Menschen.
In seine Gratulation schloss der Oberbürgermeister alle Geschäftsführer der ZWST ein und würdigte in besonderer Weise das Wirken von Berthold Simonsohn, „denn er hat maßgeblich nach dem Krieg die ZWST wieder aufgebaut und gemeinsam mit seiner Frau Trude Simonsohn unser Frankfurt geprägt, er ist und bleibt unvergessen. Aber auch alle anderen Geschäftsführer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen Dank und Anerkennung. Der amtierende Geschäftsführer Benni Bloch hat mit der Integration von Menschen jüdischen Glaubens, die früher hinter dem Eisernen Vorhang lebten und in die Bundesrepublik kamen, eine Herkulesaufgabe gemeistert und sich gleichzeitig um die Freundschaft mit Israel verdient gemacht. Wir sind stolz und dankbar, dass die ZWST ihren Sitz in Frankfurt hat.“
Fotos: Titel: Peter Feldmann, Familienministerin Katarina Barley und Abraham Lehrer, Vorstandsvorsitzender der ZWST (v.l.n.r.)
100 Jahre ZWST: Festakt in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt
100 Jahre ZWST: Peter Feldmann (r.) mit Benjamin Bloch, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden © Rafael Herlich
100 Jahre ZWST: Festakt in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt
100 Jahre ZWST: Peter Feldmann (r.) mit Benjamin Bloch, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden © Rafael Herlich