Hoffentlich gibt der angeschriebene Minister Thomas de Maizière noch vor dem Wahltag Antwort
Adele Hübener-Neuwerk
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Unsere Leserin Adele Hübener-Neuwerk befürchtet, dass Russlands Präsident Putin sich in die Wahl am Sonntag einmischt und schreibt deswegen an den für Sicherheitsfragen zuständigen Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Die Redaktion
Sehr geehrter Herr Minister,
seit ich weiß, dass russische Hacker die Präsidentenwahl in den USA zugunsten von Donald Trump beeinflusst haben, mache ich mir Sorgen, dass so etwas auch bei der Bundestagswahl am Sonntag passiert. Dabei hat Frau Merkel das gar nicht nötig. Ich zum Beispiel lasse mich nicht davon abbringen, mein Kreuz dort zu machen, wo es hingehört. Aber bei den Russen weiß man nie so genau, wie sie einen aufs Kreuz legen. Um sicher zu gehen, dass ich nicht von der falschen Seite beeinflusst werde, schalte ich seit Tagen weder das Radio noch den Computer ein und meide auch das Fernsehen.
Mich irritiert allerdings, dass sich Frau Merkel mit Putin auf Russisch unterhalten kann, das sie in der Schule gelernt hat. Wenn man sieht, wie sich die beiden begrüßen, könnte man glauben, dass sie sich von Putins Zeit beim Geheimdienst in der DDR her kennen. Das will natürlich nichts heißen. Sie kann ihm so wahrscheinlich leichter auf den Zahn fühlen, was man von Trump nicht ohne Weiteres sagen kann. Ich bin jedenfalls ein bisschen verunsichert. Gestern stand ein Mann vor der Tür, dem ich für fünfzehn Euro sieben Postkarten mit Briefumschlägen abgekauft habe, weil er mir leid tat. Im Nachhinein frage ich mich, ob das vielleicht einer von diesen islamistischen Gefährdern war oder einer von Putins Leuten, der mich aushorchen wollte. Heutzutage ist alles möglich. Ich habe mich bewusst kurz gehalten und darauf geachtet, dass mir kein falsches Wort rausrutscht.
Wie dem auch sei – ich hoffe sehr, dass unser Geheimdienst die Wahlkabinen am Sonntag im Auge behält, damit es nicht im Nachhinein heißt, irgendetwas müsse wohl schief gelaufen sein. In der Nachbarschaft habe ich die eine oder andere Äußerung gehört, die mich hellhörig gemacht hat. Es kann sein, dass wir eine Überraschung erleben. Nicht dass es für Frau Merkel böse auslaufen könnte – da sei Gott vor – aber genau weiß man es nicht. Bei der Wahl in Amerika lagen die Vorhersagen auch total daneben. Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Nicht dass die Wahl wiederholt werden muss wie neulich in Österreich, weil die Briefwahlumschläge nicht richtig geklebt haben.
Was ich allerdings schon jetzt bedaure ist die Schnelligkeit, mit der das Fernsehen die Katze am Wahlabend aus dem Sack lässt. Das hat es früher nicht gegeben. Monatelang wird man in Spannung gehalten und dann ist alles ganz schnell vorbei. Weder in einem Krimi noch sonst im Leben würde jemand sein Pulver so schnell verschießen. Was hinterher kommt, ödet einen doch nur noch an. Ich weiß, dass Sie, sehr geehrter Herr Minister, darauf keinen Einfluss haben. Umso wichtiger wäre es, dass Sie alles aufbieten, um eine Cyberattacke auf die Bundestagswahl im Keime zu ersticken. Es würde mich sehr schmerzen, irgendwann lesen oder hören zu müssen, dass Frau Merkel ihren Wahlsieg dem russischen Präsidenten Putin verdankt.
In guter Hoffnung verbleibe ich
Adele Hübener-Neuwerk