Die zwölf Jahrespreise 2017 des Schallplattenkritik
Katharina Klein
Bonn (Weltexpresso) - Der Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V. (PdSK) gab gestern die zwölf Siegertitel bekannt, die mit einem Jahrespreis 2017 ausgezeichnet werden. Unter den Preisträgern finden sich herausragende Klassik-Künstler wie Diana Damrau, Andrew Manze oder Daniil Trifonov, aber auch ein teuflisches Hörbuch mit Christoph Maria Herbst, ein perfektes Popalbum von Thomas Azier sowie grenzüberschreitende Musik aus Kurdistan mit dem Nishtiman Project.
Insgesamt hatte die PdSK-Gesamtjury 91 Produktionen, die in den vergangenen achtzehn Monaten veröffentlich wurden, als hervorragend evaluiert und für die Longlist nominiert. Der Jahresausschuss des PdSK traf dann aus dieser Fülle eine exquisite Auslese. Im Ergebnis sollte die repräsentative Bandbreite an Musiksorten aufscheinen, wie sie der PdSK e.V. Quartal für Quartal beobachtet und bewertet. Und so decken die Jahrespreise 2017 wieder ein breites Spektrum ab – von Opernarien und Symphonien über Klavier- und Kammermusik bis hin zu Jazz, Pop und Black Music.
Je ein Jahrespreis 2017 geht an:
* die große Sopranistin und Sängerdarstellerin Diana Damrau, die mit ihrem Album „Grand Opéra“ eine Lanze für den Opernkomponisten Giacomo Meyerbeer bricht (Erato/Warner);
* an den holländischen Sänger, Songwriter und Keyboarder Thomas Azier, der mit seinem perfekten Popalbum „Rouge“ virtuos auf dem schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst balanciert (Virgin/Universal);
* an den Pianisten Daniil Trifonov, der die zwölf „Études d’exécution transcendental“ von Franz Liszt in überragender technischer Ungebundenheit und gestalterischer Individualität spielt (Deutsche Grammophon/Universal);
* an Autor Jochen Till und Schauspieler Christoph Maria Herbst, die mit dem Kinderhörbuch „Luzifer Junior – Zu gut für die Hölle“ bei aller Komik auch an grundsätzliche Fragen nach Freundschaft und Feindschaft, Gut und Böse rühren (Der Audio Verlag);
* an das Schumann Quartett, das für sein kluges Programm „Landscapes“ Kompositionen von Haydn, Bartók, Takemitsu und Pärt kombiniert hat, gespielt mit Verve und beglückend risikoreicher Virtuosität (Berlin Classics/edel);
* an den Londoner R&B-Künstler Sampha für sein Debütalbum „Process“, auf dem er mit seiner außergewöhnlichen Falsettstimme menschliche Emotionen, sprudelnde elektronische Beats und Loops mit Streicherschnipseln trägt (XL/Beggars);
* an den Dirigenten Andrew Manze, der mit seiner NDR Radiophilharmonie bei den Symphonien Nr. 1 und 3 von Felix Mendelssohn Bartholdy traumwandlerisch sicheres Stilempfinden beweist (Pentatone/ Naxos);
* an den Bariton Holger Falk und den Pianisten Steffen Schleiermacher für den Start ihrer vierteiligen Edition mit Liedern von Hanns Eisler - vorbildlich interpretiert, höchst wandelbar, mit einem Schuss Dialektik (MDG/Naxos);
* an den Saxophonisten Daniel Erdmann und seine Mitstreiter im Trio Velvet Revolution, die mit coolem Swing und unerwarteten Wendungen auf „A Short Moment Of Zero G“ kurze Momente der Schwerelosigkeit erzeugen (BMC/Note 1);
* an die Geigerin Alina Ibramigova und den Pianisten Cédric Tiberghien für die extrem dichte und lebendige Gesamteinspielung der 34 Violinsonaten von Wolfgang Amadeus Mozart (Hyperion/Note 1);
* an das Nishtiman Project um den musikalischen Leiter Hussein Sahawy und die Sängerin Donya Kamali, das mit „Kobane, Kurdistan“ eine überzeugenden musikalischen Beitrag für ein eigenständiges Kurdistan eingespielt hat (Accords Croisés/Harmonia Mundi);
* an das Label Cybele und dessen achte Produktion der Reihe „Künstler im Gespräch“, gewidmet Bernd Alois Zimmermann zum 100. Geburtstag, mit zahlreichen Gratulanten und seltenen O-Tönen (Cybele/Klassik Center)
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Info:
Alle Jurybegründungen lassen sich auf der Webseite des PdSK – www.schallplattenkritik.de/jahrespreise – ab sofort nachlesen
Die Jahrespreise sind, neben „Nachtigall“ und Ehrenpreis, die höchsten Auszeichnungen, die der PdSK zu vergeben hat.
Dem Jahresausschuss des PdSK e.V. gehören in wechselnder Besetzung bis zu elf Fachjuroren an. Im Jahresausschuss 2017 wirkten mit: Susanne Benda (Jury Chormusik, Stuttgarter Nachrichten), Eleonore Büning (Jury Kammermusik), Sabine Fallenstein (Jury Cembalo & Orgel, SWR), Manfred Gillig-Degrave (Jury Rock), Mike Kamp (Jury Folk & Singer/Songwriter, Folker), Michael Kube (Jury Orchestermusik, freier Autor, u.a. Fono Forum), Joachim Mischke (Jury Filmmusik, Hamburger Abendblatt), Werner Stiefele (Jury Jazz I, freier Autor, u.a. Stuttgarter Zeitung) sowie Jörg Wachsmuth (Jury R&B, Soul und HipHop, freier Autor, u.a. für das Portal rap2soul .de)
Der „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ e.V. ist ein unabhängiger Zusammenschluss von deutschsprachigen Kritikern. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, er finanziert sich durch Spenden und freut sich über jegliche Unterstützung. Der PdSK wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten).