Gerhard Wiedemann
Wiesbaden/Haifa (Weltexpresso) - Boris Rhein, hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, reist am Dienstag nach Israel, um dort unter anderem die Ausstellung „Die justizielle Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Hessen“ an der Universität Haifa zu eröffnen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess, dessen Akten das Hessische Hauptstaatsarchiv aufbewahrt. Außerdem gibt der Minister den Startschuss für die erste Gruppe von deutschen und israelischen Nachwuchsforschern des Hessisch-Israelischen Partnership Accelerators (HIPA) für Cybersicherheit. Zudem stehen Gespräche mit dem Präsidenten der UniversitÃt Tel Aviv, dem deutschen Botschafter sowie ein Besuch in der „Weißen Stadt“ in Tel Aviv auf dem Programm.
Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein: „Der Besuch in Israel und vor allem die Ausstellungseröffnung in Haifa ist ein weiterer wichtiger Schritt in der deutsch-israelischen Beziehung. Die nationalsozialistischen Gewalttaten und das Gedenken an die Opfer sind ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Umso mehr möchte ich im Namen der hessischen Landesregierung der Universität Haifa herzlich dafür danken, dass wir diese Ausstellung über die justizielle Aufarbeitung von NS-Verbrechen dort eröffnen dürfen.“
Das Hessische Landesarchiv hatte den 50. Jahrestag des Beginns des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses 2013 zum Anlass genommen, eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Ausstellung zu diesem epochalen Strafverfahren zu erarbeiten. Von 2014 bis 2016 reiste die Ausstellung durch 13 deutsche Städte.
In Israel wird die Ausstellung nun erstmals in einer aktualisierten Form und auf Hebräisch gezeigt. Ziel ist zu präsentieren, wie die deutsche Justiz mit den Auschwitz-Prozessen juristisches Neuland betrat und die grausige Realität des industriellen Massenmordes einer breiten Öffentlichkeit erstmals schonungslos vor Augen führte.
Ein weiterer Anlass der Reise ist der Startschuss für die erste Gruppe von deutschen und israelischen Nachwuchsforschern, die im Hessisch-Israelischen Partnership Accelerator (HIPA) für Cybersicherheit gemeinsam IT-Sicherheitsfragen von Unternehmen angehen. Israel gilt als weltweit führender Standort im Gebiet der Cybersicherheit und hat eine ausgeprägte Startup-Kultur mit vielen innovativen Unternehmen, die Lösungen der Cybersicherheit in die praktische Anwendung bringen.
Neben der Ausstellungseröffnung und dem Start des HIPA sind Gespräche mit Dr. Clemens von Goetze, dem deutschen Botschafter in Israel, und Professor Jossi Klafter, dem Präsidenten der Universität Tel Aviv, geplant. Zudem besucht Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein die „Weiße Stadt“. So heißt eine Ansammlung von über 4.000 Gebäuden in Tel Aviv, die überwiegend im Bauhaus- und Internationalen Stil errichtet wurden. Die Architekten dieser Gebäude waren zum größten Teil deutschstämmige Juden, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 aus Deutschland ausgewandert waren. Seit 2003 gehört die Weiße Stadt von Tel Aviv zum UNESCO-Welterbe.
„Die Weiße Stadt ist ein beeindruckendes Zeugnis des Bauhaus-Stils und daher auch für das Land Hessen besonders interessant: Im vergangenen Jahr ist Hessen dem Bauhaus-Verbund beigetreten, der das anstehende Bauhaus-Jubiläum vorbereitet: 2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses, das zu den bedeutendsten kulturellen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts zählt, zum 100. Mal“, so Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein abschließend.
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