p nordkoreabr.deImmer offenkundiger tritt Teheran in die Fußstapfen Pjöngjangs, Teil 1/2 

Matthias Küntzel

Hamburg (Weltexpresso) - Am Morgen des 29. November 2017 erklärte sich Nordkorea nach dem erfolgreichen Abschuss einer Interkontinentalrakete zur Atommacht. Während der anschließende  Jubel in Pjöngjang kein Ende nehmen wollte, zeigte sich der Rest der Welt empört – mit einer vielsagenden Ausnahme: In Teheran lachte man sich ins Fäustchen, war doch der gelungene Raketenstart auch ein Erfolg des Iran.

Dies jedenfalls legt ein Artikel nahe, den Hans Rühle, der ehemalige Leiter des Planungsstabs im Bundesverteidigungsministerium, im Oktober dieses Jahres in der „Welt“ veröffentlichte. Er zitiert darin aus einem Dossier des US-Finanzministeriums von Anfang 2016:

„In den letzten Jahren reisten iranische Raketenfachleute der Shahid Hemmat Industrial Group nach Nordkorea, um an der Entwicklung eines Triebwerks mit 80 Tonnen Schub, das die nordkoreanische Regierung betreibt, mitzuarbeiten.“[1]

Diese Aussage sei „sensationell“, schreibt Rühle: „Der angestrebte Schub von 80 Tonnen übertrifft die im Juli [2017] getestete Hwasong-14 [Rakete] um das Doppelte und bietet damit beiden Ländern die Grundlage für eine echte Interkontinentalrakete.“[2]

Es war aber eben jene von Iran und Nordkorea offenkundig gemeinsam entwickelte Hwasong-15 Rakete, die am 29. November die Welt aufschreckte. Während die Hwasong-14 eine Reichweite von 10.000 km besitzt, ist die Hwasong-15 mit 13.000 km die bislang leistungsfähigste Interkontinentalrakete und geeignet, das ganz amerikanische Festland zu treffen.[3]


Gegen Israel und die USA

Seit Khomeinis Revolution ist Pjöngjang mit Teheran in Freundschaft verbunden. Noch während des iranisch-irakischen Kriegs (1980 – 1988) wechselte Nordkorea, das ursprünglich den Irak unterstützt hatte, die Seite und lieferte Raketen an Iran. Nach dem Wegfall der Sowjetunion stiegen die Mullahs zum bevorzugte Öl- und Devisen-Lieferanten Nordkoreas auf.  Als Gegenleistung halfen die Koreaner bei Teherans Raketen- und Atomwaffenprogramm.[4]

Obwohl sich die Staatsideologien der Stalinisten und der Islamisten beträchtlich unterscheiden, ist ihnen der unversöhnliche Hass auf Israel und die USA gemein. So gehört Pjöngjang seit Ende der Achtzigerjahre zu den wichtigsten Unterstützern der Hisbollah, die einige ihrer führenden Kader in Nordkorea ausbilden ließ.  Finanziert von Teheran liefert das nordkoreanische Regime Raketen, Granaten und Handwaffen an die schiitische Miliz und bildet sie im Bau von Tunneln aus.[5]

Im Syrien-Krieg hofierte Nordkorea den syrischen Diktator Assad und erntete dafür Dank: Im Sommer 2015 weihte dessen Regime einen 9.000 Quadratmeter großen Kim- Il-Sung-Park in Damaskus ein.[6] Die Kim-Dynastie versorgte Assad nicht nur mit Raketen sondern lieferte ihm heimlich auch einen Atomreaktor, der für die Produktion von Waffenplutonium vorgesehen war. Welch Glücksfall für die Region und für die Welt, dass es Israel im September 2007 gelang, diesen Reaktor kurz vor seiner Inbetriebnahme zu zerstören!

FORTSETZUNG FOLGT

ANMERKUNGEN 

[1] Zitiert nach: Hans Rühle, Nordkorea und Iran: Die unheimliche Allianz der Bombenbauer, in: Die Welt, 29. Oktober 2017
[2] Ebd.
[3] Patrick Welter, Eine Rakete, die das gesamte amerikanische Festland erreicht?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2017.
[4] Samuel Ramani, The Iran-North Korea Connection, in: The Diplomat, 20. April 2016.
[5] Bart Marcois, The Hezbollah Connection to North Korea, opslens.com, 20. November 2017. Siehe auf: https://www.opslens.com/2017/11/20/hezbollah-connection-north-korea/ .
[6] Fabian Kretschmer, Kim setzt auf Assad, in: Tageszeitung, 7.9.2015.

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