Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wer kann, wer darf gedenken? Als Rahmenprogramm zum derzeit in Frankfurt gastierenden Denkmal der „Grauen Busse“ befasst sich eine Vortragsveranstaltung des Amts für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) und der Evangelischen Akademie mit der deutschen Erinnerungskultur und ihrer inklusiven Zugänglichkeit.
Historikerin Franka Rößner von der Gedenkstätte Grafeneck, Gedenkstättenpädagogin Lisa Quaeschning sowie Erklärer Alf Düsterhöft von der Gedenkstätte für die Opfer der „Euthanasie“-Morde in Brandenburg/Havel und Uta George, Leiterin der Abteilung Grundlagenarbeit und Antidiskriminierung des AmkA, referieren über die Gedenkarbeit mit Menschen mit Behinderungen und seelischen Problemen. Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, 13. März, um 19 Uhr, im Panoramasaal der Evangelischen Akademie, Römerberg 9.
Wer noch nicht weiß, um was es geht, der sollte sich die Broschüre 'in einfacher Sprache' anschauen, die es zu den GRAUEN BUSSEN gibt. Erst mal muß man schlucken, weil das Deutsch reduziert auf kurze Sätze und Subjekt, Objekt und Verb, einfach scheußlich klingt, ungestalt und auch irgendwie nicht nach Deutsch. Aber, wenn man an diejenigen denkt, deren Umwelt ihre Sprachfähigkeit nicht gefördert hat, sondern sogar verhindert hat, dann ist eben die Frage, ob man nicht für diese spezielle Klientel genau solche Sachaufklärung in einfacher Sprache veröffentlichen sollte. Daß man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, ist auch kein Nachteil. Denn 'einfache Sprache' ist für neu angekommene Ausländer ebenfalls die Möglichkeit, schon zu verstehen und die Grundstruktur der Sprache zu verstehen. Obwohl diese Phase nicht zu lange gehen sollte.
Die Einführung in den Abend hält Eberhard Pausch von der Evangelischen Akademie, eröffnet wird die Diskussion von Sylvia Weber, Integrations- und Bildungsdezernentin der Stadt Frankfurt. „Inklusion, der Zugang und die Teilhabe ohne Barrieren ist ein Menschenrecht und in der UN-Behinderten-Charta verankert. Das schließt auch die deutsche Erinnerungskultur mit ein. Deshalb ist die Gestaltung von Gedenkarbeit für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten ein wichtiger Schritt in Richtung Kultur für alle“, sagt Weber. Die Stadträtin erinnert daran, dass NS-„Euthanasie“-Gedenkstätten in Deutschland bislang maßgeblich von Menschen ohne Behinderung konzipiert wurden und auch die Umsetzung von pädagogischen Bildungsangeboten in der Regel ohne sie stattfand. Somit waren solche Gedenkstätten für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder psychischen Beeinträchtigungen als Lernorte lange Zeit faktisch nicht zugänglich. Der von verschiedenen Seiten aufgestellten Behauptung, das Thema sei Menschen mit einer Lernschwierigkeit oder mit psychischen Problemen nicht zuzumuten oder gar vermittelbar, widersprechen die Vortragenden vehement und geben Beispiele aus ihrer Praxis.
Die Veranstaltung ist Bestandteil des Rahmenprogramms des derzeit in Frankfurt gastierenden Wanderdenkmal der „Grauen Busse“, das an die NS-„Euthanasie“-Verbrechen und die Ermordung von über 300.000 Menschen mit psychischen Krankheiten und Behinderungen bis 1945 erinnert.
Foto:
Judith Feige, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts, Uta George, Soziologin und freischaffende Bildungsreferentin, Uta Gerlant, ...
© Deutsches Institut für Menschenrechte
Die Veranstaltung ist Bestandteil des Rahmenprogramms des derzeit in Frankfurt gastierenden Wanderdenkmal der „Grauen Busse“, das an die NS-„Euthanasie“-Verbrechen und die Ermordung von über 300.000 Menschen mit psychischen Krankheiten und Behinderungen bis 1945 erinnert.
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Judith Feige, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts, Uta George, Soziologin und freischaffende Bildungsreferentin, Uta Gerlant, ...
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