ia felmannobAmtsinhaber Peter Feldmann (SPD) gewinnt die OB-Wahl in Frankfurt gegen Bernadette Weyland (CDU) mit über 70 Prozent

Claudia Schulmerich8

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Genau genommen sind es am Schluß 70,8 Prozent, die ihre Stimme dafür abgeben, daß Peter Feldmann die nächsten sechs Jahre erneut Oberbürgermeister von Frankfurt bleibt und 29, 2 Prozent, die seine CDU-Gegenkandidatin in diesem Amt wünschten.

Um verstehen zu können, welche tiefer Fall das für die Frankfurter CDU bedeutet, sei nicht nur verwiesen darauf, daß sie Jahrzehnte, nur kurz unterbrochen von der SPD, den Oberbürgermeister stellte und das in einer Stadt, die in der Nachkriegszeit eindeutig sozialdemokratisch geprägt war, was ebenfalls über Jahrzehnte sich in der Wahl von SPD-Oberbürgermeistern ausdrückte.

Wenn Peter Feldmann daran nun wieder anknüpft, hat das auch mit dem allgemeinen Trend zu tun, daß in Deutschland von 10 Großstädten 8 Städte einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister haben, was sich auf höherer, internationaler Ebene noch ausweitet: von den 10 Städten weltweit, die in einem Ranking, welche die lebenswertestes Stadt sei, also die, wo die Bewohner am besten lebten, sind alle Oberbürgermeisterpositionen in sozialdemokratischer Hand. Seit Jahren führt diese Liste WIEN an, aber FRANKFURT ist immerhin auf dem siebten Rang. Das eben gilt es beizubehalten, daß Frankfurt lebenswert bleibt, daß seine Bewohner in einer Welt, wo der Profit alles zu bestimmen scheint, in ihren vier Wänden in Ruhe leben können, ein vernünftiges Verkehrskonzept haben, das die Bürger bezahlen können, ein umfassenden Kulturangebot, mit viel Grün und in Frieden mit den Nachbarkommunen, eigentlich also eine Ausdehnung der Stadt nach Rhein-Main.

Für genau diese Verläßlichkeiten in der Stadt Frankfurt stand und steht Peter Feldmann inhaltlich, der sich zudem von einem anfangs durchaus verunsicherten OB-Neuling zu einem versierten, jedem Bürger gegenüber offenen politischen Repräsentanten gemausert hat, dessen auffälligste Eigenschaften seine Zugewandtheit, Höflichkeit, Zurückgenommenheit und sein menschliches Interesse für den einzelnen, der ihn anspricht, sind. Nie werde ich vergessen, wie er – noch neu im Amt – als OB den Städtetag in Frankfurt begrüßen und ihn durch die Tage seiner Sitzungen begleiten mußte. Dazu gehörte ein Chorkonzert in der Alten Oper, wo sehr viele Kinder auf der Bühne standen – und warteten, weil sich der OB verspätet hatte. Als er dann auf die Bühne kam und alle aufatmeten, weil es nun losgehe, gab er erst einem Kind die Hand, naja, aber dann ging er die Reihe weiter, wo ca. 40 Kinder standen und gab jedem Kind die Hand. Aus dem anfänglichen Murren im Publikum wurde auf einmal leiser Beifall, der sich zu einem starken entwickelte, als klar war, daß er jedem Kind in der ersten Reihe die Hand geben werde. Übrigens handelt Peter Feldmann immer so, selbst wenn ihm das viel Häme einbringt.

Damals konnte man lernen, daß sich Peter Feldmann für Gesten entscheidet, die so klein scheinen, aber ein Leben lang in den Herzen dieser Kinder bewahrt werden. Ein so menschlicher Zug, der das Tun des OB in vielen Lebens- und Amtslagen immer wieder auszeichnet. Von daher sollten die Sozialdemokraten in Frankfurt diese Wahl nicht als eine deuten, daß nun sozialdemokratische Politik eine Mehrheit von 70 Prozent habe, sondern wissen, daß dies in einer Persönlichkeitswahl auch der überwältigende Sieg für einen Politiker ist, der die richtigen Themen ansprichst, beim politischen Kampf aber leise und höflich bleibt.

Peter Feldmann hat nun in seiner zweiten Amtszeit sechs Jahre vor sich, in denen er zwar auf die Gemengelage in der Stadtverordnetenversammlung Rücksicht nehmen muß, wo eine schon merkwürdige GroßGroßeKoalition von SPD, CDU und Grünen regiert, wo er aber nun mit so viel Rückwind die Dinge durchsetzen kann und muß, die er im Wahlkampf angesprochen hatte. Er ist in einer idealen Position, aber er muß auch liefern.

PS.: Auf die extrem niedrige Wahlbeteiligung von gerademal 30 Prozent gehen wir gesondert ein. Die richtig einzuschätzen, ist extrem schwierig. Denn die einen meinten, daß Feldmann die Wahl eh gewinnt, die anderen hatten nichts dagegen. Auf jeden Fall war den ganzen milden Wahlkampf über keine Wechselstimmung auszumachen, die nötig ist, um relativ zufriedene Bürger zu den Wahlurnen zu bewegen. 

Foto: 
© jusos-hs.de