Eintracht Frankfurt ringt den Ligameister Bayern München mit 3:1 nieder, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Pott - kein Bembel - geht nach Frankfurt. Endlich. Nach den verlorenen Pokalendspielen 2006 gegen Bayern und 2017 gegen Dortmund. Aber nicht allein, daß sie gewonnen haben, die Frankfurter, sondern das Wie ist diesmal entscheidend.
Am Schluß hatte man das Gefühl, eine ständig gegen das Frankfurter Tor anrennende Münchener Mannschaft gesehen zu haben, denen, wie im Märchen vom Hasen und Igel, bei den letzten beiden Toren in den Bayernkasten zugerufen wird: „Ick bün al hier!“ „Ich bin schon hier!“.
Insbesondere das dritte Tor in der 95. und Schlußminute, als aus der drängenden Offensive der Münchner heraus im Konter sich Mijat Gacinovic den Ball schnappte und mit Karacho davonrannte, hinter sich die überraschten Münchner und ihren düpierten Tormann im Windschatten und den Ball ins leere Tor rollen ließ, da hatte dieses Bild schon etwas Slapstickartiges, etwas vom Sieg des ewigen Underdogs gegen die Mächte der Welt, etwas von David und Goliath, das lange nachhallen und sicher als Bild in die Fußballgeschichte eingehen wird.
Das Bild, das allerdings fußballerisch den ersten Rang einnimmt, ist zweifellos das zweite Tor von Ante Rebic (hier im Bild) in der 82. Minute zum 2:1 , der auch - und auch da mit großem Können - das Führungstor in der 11. Minute geschossen hatte, nachdem ihm der in der ersten Halbzeit überragende Boateng den Ball in den Lauf serviert hatte. Aber dieses zweite Tor, das ihn gegen zwei attackierende Münchner in eigentlich aussichtsloser Schußposition zeigt, wie er nämlich im Lauf den von da Costa geschickten Ball aufnimmt und ihn in einer Körperdrehung mit der Fußspitze am Münchner Torwart Ulreich vorbei ins Netz zirkelt, das ist Fußballkunst, Körperkunst. Nicht umsonst wurde Ante Rebic zum Spieler des Tages gekürt.
Erwähnen wollen wir, daß in der ersten Halbzeit das Torverhältnis von 10:2 dafür spricht, wie oft die Münchener auf das Frankfurter Tor donnerten. Aber ohne Glück. Als dann in der Zweiten Halbzeit gleich in der 52. Minute ein Flachschuß von Lewandowski das 1:1 herstellte, hieß das sozusagen automatisch, daß jetzt die Bayern den Ton angeben und die weiteren Tore liefern. Und hier passierte das zweite Wunder nach der 1:0 Führung der Eintracht. Es kam anders. Die Eintracht gab nicht auf, sondern riegelte zunehmend ab und nahm den Bayern einfach die Luft aus dem Lauf.
Zeit, vom Bayerntrainer Jupp Heynckes zu sprechen, der ziemlich stoisch auf seinem Stuhl saß, zunehmend darin versank und zusehen mußte, wie im letzten Spiel seiner so erfolgreichen Trainerkarriere seine Spieler und seine Taktik auseinandergenommen wurden. Mit zwei verlorenen Spielen (letzten Sonntag gegen Stuttgart in der Liga) verläßt er erneut die Bayern, die er 2013 mit der dreifachen Meisterschaft, dem Triple - Meisterschaft, Pokalsieg und Triumph in der Champions League beziehungsweise im Europapokal der Landesmeister - schon einmal verlassen hatte.
Zeit, vor einem solchen Sportsmann den Hut zu ziehen. Im Direktinterview nach dem Spiel versuchte der Interviewer, dem Bayerncoach in den Mund zu legen, wie sehr die Bayern durch Schiedsrichterentscheidungen um den Sieg gebracht worden seien. Nichts, diese verbrämte Entschuldigung für die Niederlage nahm Heynckes nicht auf, er winkte nur ab und nannte drei sportliche Gründe, weshalb seine Mannschaft heute verloren habe. Zu Recht verloren habe.
Der Reporter hatte sich auf zwei Schiedsrichter Entscheidungen bezogen: Vor dem 2. Tor von Rebic hatte der Ball die Hand von Boateng (hier in Weiß im Bild, aber andere Situation) gestreift, vom Spieler völlig unbeabsichtigt, der den Arm noch zurückzog. Nach heftigen Protesten der Bayern sah sich Schiedsrichter Zwayer das Video an und entschied weiter auf Tor. Boateng stand auch beim weiteren Versuch der Münchener, die Niederlage abzuwenden, im Mittelpunkt. Als in der Nachspielzeit in der vorletzten Minute Martinez durch Boateng zu Fall gebracht wurde, forderten die Münchner Elfmeter, aber nach erneuter Konsultation des Videoassisten entschied der Schiedsrichter lediglich auf Ecke.
Fotos:
© Eintracht Frankfurt
Info:
So spielten die Frankfurter:
Hradecky – da Costa, Abraham, Salcedo, Willems – Mascarell, Hasebe, de Guzman (74. Russ), Wolf (60. Gacinovic), Rebic (89. Haller) - Boateng.
Tore:
0:1 Rebic (11.)
1:1 Lewandowski (52.)
1:2 Rebic (83.)
1:3 Gacinovic (90.)
Nach 1974, 1975, 1981 und 1988 holt Eintracht Frankfurt damit den fünften Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Eintracht Frankfurt ist damit für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.