Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) -Getreu seinen Gepflogenheiten hat Israel auch dieses Mal mit der den Gazastreifen kontrollierenden Hamas keine Direktverhandlungen geführt. Vielmehr ging alles über die Ägypter, doch am Resultat ändert das kaum etwas: Am Mittwoch morgen trat zwischen den verfeindeten Seiten eine de facto Waffenruhe in Kraft.
Für Israel ist die Gleichung dabei denkbar einfach: Ruhe wird mit Ruhe vergolten. Andernfalls warnten die Israeli, dass Hamas mit überproportional starken Vergeltungsmassnahmen zu rechnen habe. Bereits am Dienstag vor dem Schweigen der Waffen konzentrierten die IDF sich darauf, die militärische Infrastruktur von Hamas und Islamischem Jihad möglichst empfindlich zu schädigen. Menschen wurden dabei nicht betroffen: Ein Offensivtunnel der Hamas wurde zerstört, ebenso ein Depot für Dronen und eine Produktionsstätte für Mörsergranaten.
«Haaretz» brachte es auf den Punkt: Die Unlust Israels, Bodentruppen nach Gaza zu schicken, war fast physisch spürbar. Dabei spielte den Israeli die Tatsache in die Hand, dass ihre Seite fast total von Verletzten verschont geblieben ist. Einmal mehr zeigte sich deutlich, dass, verglichen mit Syrien, der Gazastreifen für Jerusalem von viel geringerer Wichtigkeit ist.
Mit Syrien befasste sich Verteidigungsminister Lieberman ab Mittwochabend in Moskau im Bestreben, eine Übereinkunft zu erzielen, die iranische und schiitische Kräfte von der israelisch-syrischen Grenze entfernen würde. Wenn diese Frage erst gelöst ist, wird Israel sich wieder im Rahmen seiner militärischen Nadelstich-Taktik mit dem Gazastreifen beschäftigen können. Die jetzt beschlossene Ruhe ist brüchig und wurde mit wenig Begeisterung eingegangen. Doch hat Begeisterung in diesen Breitengraden je schon eine entscheidende Rolle gespielt?
Foto:
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman möchte iranische und schiitische Kräfte von der israelisch-syrischen Grenze entfernen
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Juni 2018
«Haaretz» brachte es auf den Punkt: Die Unlust Israels, Bodentruppen nach Gaza zu schicken, war fast physisch spürbar. Dabei spielte den Israeli die Tatsache in die Hand, dass ihre Seite fast total von Verletzten verschont geblieben ist. Einmal mehr zeigte sich deutlich, dass, verglichen mit Syrien, der Gazastreifen für Jerusalem von viel geringerer Wichtigkeit ist.
Mit Syrien befasste sich Verteidigungsminister Lieberman ab Mittwochabend in Moskau im Bestreben, eine Übereinkunft zu erzielen, die iranische und schiitische Kräfte von der israelisch-syrischen Grenze entfernen würde. Wenn diese Frage erst gelöst ist, wird Israel sich wieder im Rahmen seiner militärischen Nadelstich-Taktik mit dem Gazastreifen beschäftigen können. Die jetzt beschlossene Ruhe ist brüchig und wurde mit wenig Begeisterung eingegangen. Doch hat Begeisterung in diesen Breitengraden je schon eine entscheidende Rolle gespielt?
Foto:
Verteidigungsminister Avigdor Lieberman möchte iranische und schiitische Kräfte von der israelisch-syrischen Grenze entfernen
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Juni 2018