Bildschirmfoto 2018 07 03 um 08.45.46Simone Veil im Panthéon beigesetzt

Ives Kugelmann

Paris (Weltexpresso) - Am Sonntag wurden die Särge der Holocaustüberlebenden, Frauenrechtlerin, Autorin und Europapolitikerin und ihres Gatten Antoine vom Friedhof Montparnasse in die Pariser Ruhmeshalle getragen.

Tausende Menschen säumten die Strassen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, immer wieder brandete Applaus auf, viele trugen Plakate mit der Aufschrift «Merci Simone».

Veil ist erst die vierte Frau, die aufgrund eigener Leistungen ihre letzte Ruhe im männerdominierten Ehrenmausoleum Frankreichs findet. Sie verstarb am 30. Juni letzten Jahres im Alter von 89 Jahren. Nach ihrem Hinschied unterschrieben Hunderttausende eine Petition mit dem Ziel, sie im Panthéon beizusetzen.

Präsident Emmanuel Macron sagte in seiner Ansprache auf den Stufen des ehrwürdigen Gebäudes, Veils dortige Beisetzung bedeute den Einzug einer Generation von Frauen, die eine wesentliche Rolle beim Aufbau Frankreichs spielten, ohne jedoch je die Anerkennung der Nation erhalten zu haben, die sie verdient hätten. Es sei der Wille des ganzen französischen Volkes, ihre sterblichen Überreste nun in der Ehrenhalle zu wissen. Gleichzeitig stehe dies für die Erinnerung an die 78'500 Juden, Roma und Sinti, die während des Zweiten Weltkriegs aus Frankreich deportiert worden seien; das Gedenken an sie sei mit Simone Veil im Panthéon eingezogen.

Auf ihrem linken Arm trug Veil die Nummer 78651, eintätowiert in Auschwitz-Birkenau, wohin sie als Sechzehnjährige mit ihren Eltern und ihrem Bruder deportiert worden war. Macron bezeichnete diese Tätowierung als ein Zeichen der «unverletzlichen Würde» Veils; die Nummer werde genau so auf ihren Sarkophag eingraviert, wie sie auf ihre jugendliche Haut damals tätowiert worden sei. Von Simone Veils Familie überlebte nur sie selbst sowie ihre beiden Schwestern Madeleine (Milou) und Denise (Miarka) die Schoah.

Madeleine verunglückte 1952 tödlich bei einem Autounfall und Denise verstarb 2013. Simone Veil selbst hatte einmal gesagt, dass das KZ sie zum unbeirrbaren Glauben an ein vereintes Europa gebracht habe: «Die Tatsache, dass wir Europa gebaut haben, hat mich mit dem 20. Jahrhundert versöhnt.»

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 2. Juli 2018