SIMONE ZIMMERMANN, jüdisch und propalästinensisch aus den USA, aber in Israel arbeitend, bekam Probleme
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Derzeit ist es in Israel nicht ohne Risiko, sich offen zu eigenen Präferenzen für linken Aktivismus zu bekennen. Das musste dieser Tage die propalästinensisch eingestellte jüdische Aktivistin Simone Zimmerman aus den USA erfahren. Auf der israelischen Seite der ägyptischen Grenze am Sinai wurde die Frau fast vier Stunden von Agenten des israelischen Shabak-Geheimdienstes verhört.
Das bestätigte die israelische Bevölkerungs-, Immigrations- und Grenzbehörde. Ihren Verhörern gefiel es offensichtlich nicht, dass Zimmerman – sie residiert in Israel, wo sie auch über eine Arbeitsbewilligung verfügt – sich für die palästinensische Sache einsetzt und als Gründungsmitglied der Bewegung IfNotNow («Wenn nicht jetzt») für eine Beendigung der Unterstützung der israelischen Besetzung durch amerikanische jüdische Gemeinden kämpft.
Bezeichnenderweise wurde sie als Erstes gefragt, warum sie nach Israel gekommen sei, um mit Palästinensern zu arbeiten. «Warum arbeiten Sie nicht mit den Juden?», lautete eine der nächsten, direkten Fragen. 2017 kritisierte Zimmerman in einem Video das israelische Gesetz, das solchen Ausländern den Eintritt ins Land untersagt, die den Boykott Israels oder seiner Westbanksiedlungen befürworten.
Linksgerichtete Parteien, wie etwa Meretz, kritisieren die unverblümte Form, wie die heutige Regierung in Israel von der allgemein geltenden Linie abweichenden Personen das Leben, die Arbeit und vor allem den politischen Aktivismus in Israel Staat erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Meretz-Chefin Tamar Zandberg betonte, es sei unzulässig, den Shabak-Geheimdienst als Privatinstrument für Premier Netanyahus Zwecke einzusetzen.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 10. August 2018