Neue Ära in Israel angebrochenJacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Repräsentanten von nicht weniger als 40 bürgerrechtlichen Organisationen in Israel folgten dem Aufruf der neuen Oppositionschefin Tzippi Livni, sich mit ihr zu einem Gespräch über die, wie sie es nennt, «neu sich bildende Koalition» zu treffen. Livni ging, wie sie in einem ausführlichen Interview «Haaretz» gegenüber bestätigte, hoffnungsvoll aus dieser Unterhaltung hervor.
Vor dem Hintergrund der nicht abebbenden Debatte rund um das kontroverse Nationalstaatsgesetz meinte sie: «Diese Organisationen sind sich in vielen Dingen uneins. Wenn es aber um die Natur des Staates Israel geht, sind sie, wie ich feststellen konnte, fähig, über ihre Differenzen hinauszuwachsen und sich zu einigen. Normalerweise arbeiten diese Organisationen nicht zusammen, doch in diesem Thema sind sie gewillt, zu kooperieren.»
Generell meinte die Oppositionschefin, dass auch für sie politisch eine neue Ära angebrochen sei. So sei sie nicht länger bereit, weitere Versuche von Premier Binyamin Netanyahu und seiner Anhängerschaft zu akzeptieren, die Linke zu beschmutzen und zu delegitimieren.
Livni, die nach wie vor eine überzeugte Anhängerin der Zweistaatenlösung ist, brach 2005 mit dem Likud und half, zusammen mit dem damaligen Premierminister Ariel Sharon und dem nachmaligen Premier Ehud Olmert, die zentristische Kadima-Partei auf die Beine zu stellen. 2015 vollzog sie dann vollends den Schlenker nach links mit der Gründung der Zionistischen Union. «Ich repräsentiere den Zionismus wie er meiner Meinung nach in der israelischen Unabhängigkeitserklärung repräsentiert ist», sagte sie gegenüber «Haaretz». «Israel ist der Staat des jüdischen Volkes, doch es muss Gleichberechtigung für alle seine Bürger geben.»
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 17. August 2018
