zdf iran2Was ist bloß im Iran los?

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Alle mögliche Menschen sprechen darüber, daß wir in Deutschland zu wenig über den Iran berichten. Wenn man dies im Verhältnis zur Berichterstattung über den amerikanischen Präsidenten setzt, dann stimmt es auf jeden Fall. Wir haben eine sehr unausgewogene Berichterstattung. In allen Sendern in allen Zeitungen steht immer dasselbe - und dabei wenig über die Bevölkerung im Iran, mehr über die Auseinandersetzungen um die Kündigung des internationalen Atomvertrags durch die USA und deren Sanktionen gegenüber denen, die weiterhin mit dem Iran Handel treiben, was dramatische Folgen für die Bevölkerung hat.


Gestern waren die beiden ersten Seiten in der Frankfurter Rundschau einer Berichterstattung über die Auswirkungen der inneren Politik der Mullahs im Iran vorbehalten, wo sehr offen vor allem vom Aufstand der Frauen gegen ihre Bevormundung und Herabwürdigung durch die offizielle Politik  gesprochen wurde. Dabei geht es nicht nur um Äußerliches wie Kleidung und Schminke, denn das Äußere ist normalerweise Ausdruck von Innerem ist und deshalb enthält der Protest der Frauen gegen ihre Zurichtung als verschleierte Nichtwesen die Forderung nach Freiheit zu leben, wie die jeweiligen Menschen wollen.

Sehr interessant, was in einer Redaktionsdiskussion zusammengetragen wurde, weil einige mit Menschen aus dem Iran befreundet sind, die regelmäßig nach Hause fahren. Dabei war eines der Themen die Distanz zum Islam. Kulturell hätten sich Perser zwar auf den Islam gestützt, aber das Volk sei nicht religiös, denn es habe immer eine Distanz zu dem auf Arabisch geschriebenen Koran gegeben, der ja nicht einmal vom Volk verstanden würde. Die Mullahs würden als alte, wirklichkeitsfremde Männer gesehen, die aber eines perfekt beherrschten: sich zu bereichern. Das ist ein Aspekt, den man in unserer Presse überhaupt nicht kennt. Dabei geht es um Landverkäufe an Rußland und andere Staaten. Die Kinder der politischen Führung würden alle auf ausländischen Hochschulen studieren, im Ausland sei auch das Vermögen dieser religiös-politischen Elite gebunkert. Ob das stimmt, wissen wir nicht, aber allein, daß es kolportiert wird, spricht für sich.


Jetzt folgt ein Brief des Iranexperten Matthias Küntzel an die Redaktion, dessen Folge die nächsten Artikel sind. 


Das französische Manifest gegen islamischen Antisemitismus

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will. Letzten Donnerstag veranstaltete das Jüdischen Museum in Berlin eine Podiumsdiskussion über „Erscheinungsformen von Antisemitismus unter arabischstämmigen Migrant*innen bzw. Muslim*innen in Deutschland.“ Ein hochinteressantes Thema, sollte man meinen. Doch die Chance einer ernsthaften Auseinandersetzung wurde offenkundig vertan:

Dervis Hizarci, Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus warnte vor einer „Antisemitismus-Hysterie“ („Wir haben bald mehr Antisemitismusbeauftragte im Land als Juden“); Mathias Berek vom Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung antwortete auf die Frage, ob es eine Verbindung zwischen Immigration und Antisemitismus gebe: „Es gibt keine.“, während Muhammed Sameer Murtaza beteuerte, dass der Antisemitismus mit dem Islam nichts zu tun habe. „Diese These blieb auf dem Podium unwidersprochen“, berichteten diesen Samstag die Berliner Zeitung und die FAZ.

In Frankreich, wo in letzter Zeit 11 Jüdinnen und Juden von Muslimen ermordet wurden, weil sie Juden waren, ist man anderer Meinung. Hier sieht man durchaus eine Verbindung zwischen antijüdischem Terror und Islam. Letzten April unterzeichneten 250 Persönlichkeiten des Landes ein Manifest, das die führenden Imame ihres Landes erstmals aufforderte, bestimmte Verse des Koran für obsolet zu erklären.

In Deutschland wurde dieser Vorstoß von beiden Lagern ignoriert – sowohl von denen, die den Islam gegen alle Vorwürfe der Judenfeindschaft in Schutz nehmen, wie auch von denen, die den Islam in Gänze dämonisieren, anstatt, wie das Manifest, die Mitwirkung aufgeklärter Muslime im Kampf gegen den Antisemitismus einzufordern.

Matthias Küntzel

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