Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung in Frankfurt am Main verleiht ihren Friedenspreis 2018 an die israelische Autorin Lizzie Doron und an die deutsche Autorin und Übersetzerin Mirjam Pressler.
Der Preis würdigt literarische, publizistische und kulturelle Bemühungen um den Frieden in Israel und darüber hinaus in der ganzen Welt. Er wird alle drei Jahre vergeben und ist zurzeit mit 50.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 2. Dezember statt. Die Laudatio hält Richard Chaim Schneider, der langjährige Leiter des ARD-Studios in Tel Aviv. Die Frankfurter Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung wurde 1987 von Abraham Korn und Rosa Gerstenmann gegründet. Die Geschäftsführung haben Jan Gerchow und Prof. Dr. Salomon Korn inne.
Die Preisträgerinnen
Lizzie Doron, geboren 1953 in Tel Aviv, wuchs dort in einem von Überlebenden der Shoah bewohnten Viertel auf. Von ihrem ersten Buch an – „Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen?“ (dt. 2004) – geht es in ihrem literarischen Werk um die Geschichte dieser Überlebenden und ihrer Kinder – eine Geschichte, von der man auch im jungen israelischen Staat lange nichts hören wollte. In ihren jüngsten Büchern „Who the Fuck is Kafka“ (2015) und „Sweet Occupation“ (2017) setzt sich Lizzie Doron vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte auseinander mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt, den Traumata beider Seiten und dem schweren Unterfangen, im heutigen Israel einen Weg hinaus aus Feindseligkeit, Krieg, Terror zu finden. Beide Bücher sind zuerst in Deutschland erschienen und wurden bislang nicht in Israel verlegt. Die Autorin ist unter anderem Trägerin des Buchmann-Preises (Yad Vashem, 2003) und des Jeanette Schocken-Preises (2007).
Mirjam Pressler, geboren 1940 in Darmstadt, ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihr literarisches Werk ist außergewöhnlich, es umfasst über 30 von ihr verfasste Kinder- und Jugendbücher und über 300 von ihr aus dem Hebräischen, Niederländischen und Englischen übersetzte Bücher. Ein großer Teil ihres Werks handelt von Kindern und Jugendlichen in existenziell bedrohlichen Zeiten oder Lebenssituationen. Mirjam Pressler hat aus dem Niederländischen u. a. Das Tagebuch der Anne Frank übersetzt, aus dem Hebräischen unter anderem Werke von Amos Oz, Zeruya Shalev und Aharon Appelfeld, sie ist auch die Übersetzerin aller Bücher von Lizzie Doron. Mirjam Pressler ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, so u.a. 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, 2002 mit dem Deutschen Bücherpreis (Kinderbuch), 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk, 2010 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis Sonderpreis Gesamtwerk und 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse sowie dem Internationalen Literaturpreis in der Kategorie Übersetzung.
Die Geschwister Korn und Gerstenmann Stiftung würdigt das literarische Wirken beider Preisträgerinnen – eine Würdigung, die insbesondere auch die übersetzende Vermittlung einbezieht, dank deren Stimmen für den Frieden in Israel und in der Welt hier oft überhaupt erst Gehör und Verständnis finden können.
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Doron © deutschlandfunk.de
Pressler © buchmarkt.de
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