Bildschirmfoto 2018 09 26 um 10.00.25Binyamin Netanyahu: «Luftabwehrsystem in falschen Händen gefährdet Region»

Jacques Ungar


Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Einerseits glauben israelische Beobachter nicht, dass die Affäre der von Syrien abgeschossenen russischen Spionagemaschine Ilyushin 20, verbunden mit dem Tod von 15 russischen Wehrleuten, das bilaterale Verhältnis Moskau-Jerusalem einem Siedepunkt näherbringt. Unbestritten ist aber, dass die völlige Manövrierfreiheit der israelischen Luftwaffe über dem syrischen Luftraum in seriöser Gefahr ist.

Zwar wird Israel sein Hauptziel – die Verhinderung einer militärischen Verwurzelung Irans in Syrien – weiter verfolgen können, doch schon die Unterbindung iranischer Waffenlieferungen an Syrien und/oder die mit ihm alliierte Hizbollahmiliz dürfte weitaus komplitzierter werden.

Am Montag diskutierten Netanyahu und Putin am Telefon über die Lieferung von S-300-Luftabwehrsystemen, laut Moskau schon in den nächsten zwei Wochen, an Syrien. Die Überlassung modernster Waffensysteme in «unverantwortlichen Händen» würden, so Netanyahu, die Gefahren in der Region erhöhen. Gleichzeitig unterstrich der israelische Regierungschef, sein Land werde fortfahren, seine Sicherheit und Interessen zu schützen. Er wiederholte auch das seit Tagen von Jerusalem vertretene Argument, wonach Syrien allein verantwortlich sei für den Abschuss letzter Woche der russischen Maschine vor der syrischen Küste. Im Übrigen trage auch Iran eine Verantwortung, würde es doch unentwegt die Region destabilisieren.

Im Gespräch der beiden Staatsmänner konzentrierte Putin sich auf die vage Behauptung, man würde dem syrischen Präsidenten Assad das Boden-Luft-Raketensystem zur Verfügung stellen, um «jede potentielle Bedrohung der Leben von russischen Soldaten abzuwenden», die ihre Aufgaben im Kampf gegen den internationalen Terrorismus erfüllen würden.

Erstaunlicherweise ruhig verhielten sich bis Dienstag die USA in diesem Disput, abgesehen vielleicht von einer Bemerkung des nationalen amerikanischen Sicherheitsberaters John Bolton. Die russischen Aktionen würden seiner Meinung nach eine «bedeutende Eskalation» Moskaus darstellen, und er hoffe, der Kreml würde sich die Sache nochmals überlegen. Inzwischen reagierte eine hochstehende russische Persönlichkeit mit der Bemerkung, Moskau sei bereit, jederzeit über alles mit den USA zu verhandeln. Dmitry Peskov, der Sprecher des Kremls, wiegelte allerdings ab und meinte, der Beschluss den Syrern die Boden-Luft-Raketensysteme zu liefern, ziele darauf ab, die Sicherheit der russischen Militärs zu erhöhen, sei aber gegen kein Drittland gerichtet.

Foto:

Binyamin Netanyahu © tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. September 2018