Bildschirmfoto 2018 12 29 um 00.13.04US-Präsident Donald Trump nimmt Israels Besorgnis über Syrien-Abzug auf die leichte Schulter

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Leichtfertig reagierte US-Präsident Donald Trump auf die israelische Besorgnis über seinen abrupten Abzug von US-Truppen aus Syrien. Vor Reportern während seines ersten Überraschungsbesuchs in Irak seit seinem Amtsantritt meinte Trump, Israel erhalte genug amerikanische Militärhilfe um sich selber zu verteidigen. Das ist vor dem Hintergrund der israelischen Besorgnis zu sehen, dass ein amerikanischer Truppenabzug den Weg für iranische Kräfte ebnen würde, auf Israels Grenze hinzumarschieren.

«Ich war derjenige, der die Botschaft nach Jerusalem verlegte. Ich war derjenige, der gewillt war, dies zu tun», sagte Trump mit Nachdruck. «So sind die Fakten – wir werden uns  bestens um Israel kümmern. Israel wird es gut gehen. Wir geben Israel 4,5 Milliarden pro Jahr, und effektiv geben wir viel mehr, wenn Sie nur genau über die Bücher gehen. Sie haben einen guten Handel gemacht.»

Trump und Netanyahu sprechen oft über die iranische Gefahr in Syrien, zum vorläufig letzten Mal erst letzte Woche. Das bestätigten Assistenten der beiden Staatsmänner. Israels Freunde haben Trump wiederholt dahingehend gewarnt, dass ein kompletter Rückzug Israel grossen Gefahren aussetzen würde. «Ich sprach mit Bibi», fuhr der US-Präsident fort. «Ich sagte Bibi: Weisst Du, wir geben Israel 4,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Und sie erledigen den Job der Selbstverteidigung bestens.»

Trumps Beschluss, sich aus dem syrischen Schlachtfeld zurückzuziehen, kam für die Alliierten der USA und für sein eigenes Nationales Sicherheitskabinett völlig überraschend. Aus Protest gegen den Schritt sind US-Verteidigungsminister James Mattis und Brett McGurk, der Spitzen-Offizielle für die Politik gegen den «Islamischen Staat» (IS) unverzüglich zurückgetreten. Es darf damit gerechnet werden, dass der amerikanische Exodus aus Syrien zu einem zentralen Thema im anlaufenden israelischen Wahlkampf werden wird, wobei zweifelsohne auch herbe Kritik am Vorgehen Washingtons laut werden dürfte.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 28. Dezember 2018