Hanswerner Kruse
Poppenhausen-Wasserkuppe (weltexpresso) - Zu den elften Poppenhausener Bildhauertagen trafen sich in dieser Woche sechs Künstlerinnen und Künstler am TeamTower in Poppenhausen, um aus mächtigen Fichtenstämmen Skulpturen zu fertigen. Heute präsentieren sie ihre dort entstandenen Arbeiten zum Thema „Alles für Dich“.
Unter den Schirmen im gleißenden Sonnenlicht kreischen und sirren die Kettensägen. Jemand ruft durch den Dunst des Sägemehls: „Wer hat mal eine Axt für mich?“ Am zweiten Tag ihres Treffens gehen die Kunstschaffenden grob zur Sache, aber viel ist von ihren Objekten noch nicht zu sehen. Es gibt eine dicke Holzkugel, vage sind in einigen Stämmen menschenartige Leiber zu erkennen. Einige haben Modelle ihrer geplanten Stücke mitgebracht.
Doch das hat sich bis zum nächsten Abend geändert, als Poppenhausens Bürgermeister Manfred Helfrich beim öffentlichen Lagerfeuer Würste grillt. Das Objekt Uli Barnickels, der einen „Baum“ mit Eisenherzen geschaffen hat, ist bereits auf dem städtischen Bauhof. Fast fertig ist auch das minimalistische Werk Beat Breitensteins, der aus seinem Stamm eine dreieckige Skulptur sägte. Darauf wird er noch ein Stück durchsichtige Spiegelfolie befestigen, durch die das Holz schimmert und man sich selbst im Baum erkennen kann.
Trotz der verlockenden Würstchen arbeitet Elmar Baumgarten intensiv mit Stechbeiteln an seinem riesigen „Herzbuben“: „Jetzt kommt es darauf an, nicht zu detailliert zu werden“, meint er und lobt die zweijährigen Treffen mit den Anderen. Denn hier gehen alle kritisch miteinander um, obwohl sie die jeweiligen Themen immer individuell - abstrakt bis figurativ - lösen.
Fast fertig ist auch Johanna Helles „Pieta“, in der sie sich mit aufopfernden Müttern auseinander setzt: einem bedeutsamen Thema in der Kunstgeschichte. Sie ist die jüngste der Holzbildhauer und gibt ihr Debüt. Die meisten anderen sind seit 2001 dabei, als Metallbildhauer Barnickel von der Forstverwaltung Baumstämme zur künstlerischen Bearbeitung bekam. Er hat immer mal mit Holz gearbeitet, obwohl er das Material nicht so liebt wie sein Eisen.
Da er damals die vielen Stämme nicht alleine bewältigen konnte, lud er Künstlerfreunde aus nah und fern ein. Mit Unterstützung der Stadt und einigen Sponsoren finden seitdem die Bildhauertage statt, auf die sich die Beteiligten immer freuen. Es geht ihnen auf ihrer Biennale um das gemeinsame Arbeiten und den Erfahrungsaustausch. Aus den bisher geschaffenen Werken entstand der Skulpturenweg „Kunstmeile“, der bereits eine Touristenattraktion geworden ist.
Jana Debrodt hat am Grillabend nach anfänglichen Problemen ihr „Schloss in den Wolken“ fast fertig gestellt. Johannes Baumgarten (ja, der Sohn von Elmar) entschloss sich nach langem Ringen, „damit es nicht zu kitschig wird“, zu einer Allegorie: Ein Skarabäus, also ein Mistkäfer, wird seiner Partnerin eine große, golden schimmernde Kotkugel bringen.
Für das künstlerische Material, die dicken Stämme, sind keine gesunden Bäume gefällt worden, betonen die Kunstschaffenden. Die Fichten wurden durch Borkenkäfer schwer geschädigt - nun leben sie als Kunstwerke in der Rhön weiter.
Termin
Gestern, Freitag 7. Juni 2019, fand um 17 Uhr die öffentliche Präsentation der hölzernen Werke auf der Terrasse der Kunst und Kultur in Poppenhausens Ortsmitte statt.
Info Kunstmeile
Die zwei Kilometer lange „Kunstmeile“ außerhalb von Poppenhausen erreicht man über die Bundesstraße 458 direkt beim Hotel „Grabenhöfchen“ oder vom Gasthof „Fuldaer Haus“ auf der Maulkuppe.
Fotos
Johannes Baumgarten (Vordergrund) sägt an der Kugel des Mistkäfers / Elmar Baumgarten arbeitet an seinem „Herzbuben“
© Hanswerner Kruse