a gandhiAUS ISRAELS NATIONALBIBLIOTHEK: Ein Brief von 1939

Jacques Ungar

Tel Aviv /Weltexpresso) - Grüße zu Rosch Haschana aus der Feder von Mahatma Gandhi  hat die Nationalbibliothek von Israel entdeckt. Den handgeschriebenen Brief hat der indische Verteidiger der Gewaltlosigkeit am 1. September 1939 verfasst, am Tag, an dem die Nazis in Polen eingedrungen waren. Gerichtet ist der Brief an A. E. Shohet, den Leiter der Zionistischen Vereinigung von Bombay.  

Er lautet unter anderem: «Lieber Shohet, Sie haben meine besten Wünsche für Ihr Neues Jahr. Wie sehr wünsche ich Ihnen, dass das Neue Jahr eine Ära des Friedens für Ihr arg betroffenes Volk bedeuten möge». Die Grüsse wurden im Rahmen des Teils einer grossangelegten Initiative der Nationalbibliothek entdeckt, Millionen von Objekte seiner Archivsammlung durchzusehen. Zu diesen gehören persönliche Papiere, Fotografien und Dokumente.

Die Initiative der Bibliothek geschieht mit Unterstützung der Leir-Stiftung. Shohet war ein indischer Jude der Bagdader Gemeinde in Bombay. Er stand auch dem Büro des Keren Hayessods in Bombay vor und gab die Jüdische Advokaten-Zeitung heraus. Shohet hatte laut Nationalbibliothek Gandhi im März 1939 in dessen Ashram in Wardha interviewt. Gandhi hatte sich damals stark gemacht, gegen die Nazis ausnahmslos nur mit nicht-konfrontativen Mitteln Widerstand zu üben. «Meine Sympathien gehen voll mit den Juden... Sollte es je einen zu rechtfertigenden Krieg geben, wäre es ein Krieg gegen Deutschland zur Verhinderung der willkürlichen Verfolgung einer ganzen Rasse, doch ich glaube an keinen Krieg», schrieb Gandhi im November 1938.

Noch kurz vor seiner Ermordung im Januar 1948 nannte er den Holocaust «das grösste Verbrechen unserer Zeit», blieb jedoch bei der Meinung, dass die Juden sich dem Messer des Metzgers hätten hingeben sollen. Sie hätten sich von den Klippen ins Meer werfen sollen... Das hätte die Welt und das Volk in Deutschland aufgerüttelt...»

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. September 2019