Juden und Muslime gleichermassen besorgt

Basel (Weltexpresso) - Juden und Muslime in Deutschland geben sich gleichermassen besorgt angesichts der Gewinne der rechtsextremen AfD bei den jüngsten Parlamentswahlen. Dank der 23,4 Prozent der Stimmen, die die AfD (Alternative für Deutschland) bei den Wahlen vom Sonntag erringen konnte, ist die ausgesprochen gegen die Immigration eingestellte Partei nun die zweitstärkste Formierung im ehemals ostdeutschen Staat Thüringen.

«Irgendwie ist unser politisches System fundamental aus den Schienen geraten», meinte Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland nach Bekanntgabe des Wahlresultats. Und weiter meinte die Frau: «AfD-Politiker haben die Nazi-Ära trivialisiert, offenen Nationalismus zum Ausdruck gebracht, und Hass gegen die Minderheiten, einschliesslich die Jüdische Gemeinde, geschürt». Knobloch warf der Partei vor, den Boden auf Exklusion und rechtsextremistische Gewalt vorzubereiten.

Die Parteien des deutschen Mainstreams haben Koalitionen mit der AfD generell ausgeschlossen. – In einem Twitter schrieb Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, die Tatsache, dass so viele Wähler eine «rechtsgerichtete radikale Partei» unterstützt hätten... sei viel schlimmer als nur ein Warnzeichen.  – Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, sagte, Holocaust-Überlebende würden den Aufstieg der AfD auf der politischen Leiter als ein «erneutes Signal für den Terror sehen, der Anlass zur Furcht verleiht, dass rechtsextremistische Haltungen und Tendenzen in Deutschland sich weiter konsolidieren werden».

2018 waren der Zentralrat und zahlreiche andere deutsch-jüdische Organisationen an einer gemeinsamer Verlautbarung beteiligt, die übertitelt war «AfD – keine Alternativen für Juden», nachdem eine kleine Gruppe von Supportern sich als Juden für die AfD bezeichnet hatten. «Die AfD versucht seit einiger Zeit», hiess es in der Verlautbarung unter anderem, «Punkte mit ihrer angeblichen Solidarität mit dem Staat Israel und der angeblichen Besorgnis für die Sicherheit der Jüdischen Gemeinde in Deutschland zu gewinnen». «Effektiv», so hiess es weiter, «ist die AfD eine Partei, in der der Judenhass und die Relativierung bis hin zur Leugnung der Schoah ein Heim haben. Die AfD ist anti-demokratisch, steht der Humanität verächtlich gegenüber, und ist in grossen Teilen rechtsextremistisch».