Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Mit einem in diesem Ausmass auch von den eingefleischtesten Optimisten im Likud wohl kaum erwarteten Sieg Netanyahus von 72,5 Prozent:27,5 Prozent bei den Primärwahlen seiner Partei zementierte der Regierungschef am Donnerstag die Vorherrschaft des Likuds im Rechtslager.
Das dürfte im Hinblick auf die Knessetwahlen vom 2. März höchst wahrscheinlich nicht ohne Auswirkungen bleiben. Wegen des seit über zwei Tagen über Israel hinwegziehenden Unwetters musste der Likud sich mit einer Wahlbeteiligung von gut 49 Prozent der eingeschriebenen über 116000 Parteimitglieder begnügen. Netanyahu konnte in anderen Worten gut 41000 der abgegebenen Stimme im Kampf um den Likud-Vorsitz auf sich vereinen. Unmittelbar vor Bekanntgabe der endgültigen Resultate der ersten Primärwahlen seit fünf Jahren telefonierte Bibis Gegenkandidat, der Abgeordnete und ex-Innenminister Gideon Saar, dem Sieger und sagte ihm, er würde voll hinter ihm stehen. Netanyahu seinerseits sprach von einem «enormen Sieg», dem im März «mit Hilfe Gottes und des Volks» ein ähnliches Ergebnis im nationalen Urnengang folgen werde.
Nach Schließung der Wahllokale meinte der Regierungschef auf Twitter, der Likud werde fortfahren, Israel zu «ungekannten Errungenschaften» zu führen. – Angesichts der Tatsache, dass Benjamin Netanyahu früher oder später mit Gerichtsverhandlungen wegen Betrugs, Bestechung und Vertrauensmissbrauch zu rechnen haben wird, erstaunt das fast blinde Vertrauen doch einigermassen, das der seit nun 14 Jahren ununterbrochen an der Spitze des Likuds stehende Mann zu geniessen scheint. Dass sich daran anlässlich der Knessetwahlen vom 2. März Wesentliches ändern wird, ist kaum anzunehmen.
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. Dezember 2019
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