Bildschirmfoto 2020 01 09 um 02.22.32Im Zentrum steht die so genannte «Enkel-Klausel»

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Zwischen Premierminister Netanyahu und Itzhak Yosef, dem sefardischen Oberrabbiner Israels, entwickelt sich eine Kontroverse, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Als eine «empörende Äusserung» kritisierte Netanyahu die Worte des Oberrabbiners, wonach die Alija von Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion, die halachisch (religionsgesetzlich) keine Juden seien – hier kommt das so genannte «Enkel-Gesetz» zur Geltung – eine «Verschwörung des Staates» sei im Bestreben, der Stärke des Wählerpotentials des ultra-orthodoxen Bevölkerungsteils des Landes entgegenzuwirken.

Dazu Netanyahu: «Die Immigration von Menschen aus der ex- Sowjetunion ist ein Segen für den Staat Israel und das jüdische Volk. Unter meiner Führung wird die Regierung fortfahren, für die Immigration und Absorption unserer ehemaligen sowjetischen Brüdern und Schwestern nach und in Israel zu arbeiten».

Rabbi Yosef sagte unter anderem: «Es gibt hier viele, viele Nichtjuden. Einige von ihnen sind Kommunisten, Feinde und Hasser der Religion. Sie sind überhaupt keine Juden, sondern Gojim (Nichtjuden). Am Dienstagabend relativierte der Oberrabbiner seine harschen Worten einigermassen. Er beschränkte sich im Wesentlichen auf die Forderung nach einer Änderung des Rückkehrergesetzes. Die so genannte «Enkel-Klausel» des Gesetzes würde dem Ehepartner, dem Kind oder Enkelkind eines Juden ermöglichen, die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Als Folge sind heute rund 430’000 Israeli Bürger jüdischer Abstammung aus der ex-Sowjetunion, die aber laut Halacha keine Juden sind.

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Itzhak Yosef, der sefardische Oberrabbiner Israels
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Januar 2020