Bildschirmfoto 2020 01 14 um 00.14.11Zum 91. Geburtstag von Martin Luther King 

Harald Geisler und Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Redaktion erhielt von Harald Geisler folgenden Brief: "Heute, am 15. Januar ist Martin Luther Kings 91. Geburtstag, der in den USA am 20. Januar mit dem MLK Day als nationaler Feiertag begangen wird. Der einzige Feiertag zu Ehren einer Person in Amerika.

Der Klang der Stimme von Dr. King und seine eindrucksvollen Reden gehören zum kulturellen Allgemeingut. Aber wie sah eigentlich Dr. Kings Handschrift aus? Als Typograf habe ich eine Methode entwickelt Handschrift als Font (Computer-Schrift) zu digitalisieren. In  Zusammenarbeit mit dem King Estate in Atlanta, Georgia (1) ist es mir gelungen ein Prototypen von Dr. Kings Handschrift als Font zu verwirklichen. Hierbei wurde ich in der Auswahl von Manuskripten von dem Martin Luther King Papers Project der Standford Universität (2) unterstützt. Zuvor habe ich die Handschriften von Sigmund Freud (2013), Albert Einstein (2015) und Martin Luther (2017) in Fonts umgewandelt.

Der Prototyp der Martin Luther King Schrift kann auf haraldgeisler.com kostenlos heruntergeladen werden. Die Weiterentwicklung des Font wird von Spenden finanziert. Die Schrift funktioniert in allen gängigen Schreibprogrammen (z.B.: Microsoft Word) auf Windows und MacOS sowie auf iPhones und iPads.

Weitere Informationen auf Englisch zu dem Projekt finden Sie auf haraldgeisler.com

Mit freundlichen Grüßen,
Harald Geisler


lutherÜber Harald Geisler

Tagträume inspirieren Harald Geisler, typografischer Künstler aus Frankfurt am Main, der nun sein viertes Handschriften Projekt öffentlich macht. Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihrem Psychologen einen Brief senden in der Handschrift von Sigmund Freud, was würde darin stehen? Oder vielleicht springt ja ein Funke von Einsteins Genie auf Ihren Text über, wenn dieser in der Handschrift des Physikers verfasst ist. Nun möchte Geisler einen digitalen Font von Martin Luther Kings Handschrift kreieren, der auf den Manuskripten des Menschenrechtlers basiert und es jedem ermöglicht auf dem Computer oder Smartphone Texte zu verfassen mit der Hand von Dr. King. Der Pfarrer aus Atlanta ist wahrscheinlich der bekannteste Redner des 20 Jahrhunderts, seine Reden und Aktionen fanden Widerhall auf der ganzen Welt und inspirieren noch heute. Seine Stimme ist fast jedem ein Begriff, dies machte den Typographen aus Frankfurt neugierig: wie hat er seine Reden vorbereitet und Gedanken strukturiert? Und wie sah Dr. Kings Handschrift aus?

Die Idee zum Projekt kam Geisler 2014 als er, anlässlich des 50 Jahrestags, des Besuchs von Martin Luther King in Berlin 1964, eine Aufnahme von Dr. Kings Rede in der Ost Berliner Marienkirche hörte. Er machte sich eine Notiz in Bezug darauf, was King über seinen Namen sagt:
I come to you not altogether as a stranger, for the name that I happen to have, is a name familiar to you, so familiar to Germany and so familiar to the world. And I am happy that my parents decided to name me after the great reformer.

Geisler fragte sich: was hat es für einen Einfluss auf eine Person aufzuwachsen mit einem Namen der so verbunden ist mit Geschichte? Ist es eine Last oder eine Inspiration? Geisler stellt mit seinen Schriftprojekten eine ähnlichen Situation vor: Was bedeutet es seine Gedanken aufzuschreiben in der Handschrift von Dr. King, Einstein oder Freud? Späht der Autor über Schulter während man schreibt, oder ist es ein Diktat? Ist der Handschriften Font eine Art Verkleidung der eigenen Worte oder eine Maske hinter der man sich versteckt? Eine Rolle in die ich schlüpfe um so zu sehen und zu handeln also ob ich es wäre? Ist es eine herausfordernde Diskussion oder ein befreiendes erhöhendes Gemeinsames Schreiben?

Für Geisler ist das Ziel dieser Handschriften-Projekte eine Tür zum Inhalt des Autors zu öffnen über die Ästhetik der Handschrift und dem allgemeinen Interesse an Typografie und Fonts. Im weiteren auch die Aufmerksamkeit für die kulturelle Aktivität des Schreibens und eine kreative Zukunft vorzustellen wie Schreiben im 21. Und 22. Jahrhundert aussehen kann. Eine digitale Zukunft mit einer Vielzahl von Beziehungen zum Schreiben die sinnvoll und bedeutend sind. Den die meisten erhältlichen Schriften sind lediglich Kopien oder Version von anderen Typen, die wie der Name schon anmutet mehr mit der Geschichte der industriellen Druckerpresse zu tun haben als mit der Komplexen Beziehung zum Schreiben als Kulturtechnik. Für den Typografen ist dieses Verhältnis tief in jede Gesellschaft und Kultur eingeschrieben. Dieser Sachverhalt wird deutlich wenn man nicht Lesen und Schreiben kann, man ist ausgeschlossen von Gesellschaft und Kultur.

Mit dieser Einstellung hat Geisler eine unkonventionelle Methode entwickelt um Schriften zu entwickeln. Mit einem Digitalen Stift wird die Bewegung der Handschrift des Autors aufgezeichnet, auf diese einzigartige Weise wird die Lebendigkeit, Charakter vor allem aber auch die vielen Unterschiedlichkeiten von Handschrift abgebildet. Ganz anders als die rigide Schriftsammlung die mit im Office Paket. Zwar gibt es tatsächlich einige Handschriften fonts zu kaufen, aber nur wenige wirken wie echte Handschrift, näher Betrachtet fällt ins Auge das die Buchstaben wiederholt werden ohne Variation, während in echter Handschrift mit Stift und Papier jeder Buchstabe anders ist. Die Frage wie sich das verbessern ließe ist nicht einfach. “Wenn es einfach wäre würde es jeder machen” sagt Geisler.

Praktisch benötigt man zum erstellen eines Handschriften-Fonts verschiedene Beispiele für jeden Klein- und Großbuchstaben. Geisler trifft eine Auswahl von Schriftproben die zum einen repräsentativ für den Autor sind, zum Anderen einen relevanten Einblick in die Arbeit und die Zeit des Autors geben. Hierbei sind die oftmals Historiker und Archivare hilfreich, die wichtige Hinweise geben. Während des Projekts will Geisler die Dokumente mit den Unterstützern teilen um diese am Entstehungsprozess einer Schrift teilhaben zu lassen und ein tieferes Verständnis für Schrift als Medium vermitteln.

2013 digitalisierte er mit Unterstützung des Sigmund Freud Museum Wien und des Freud Museum London die Handschrift des Begründers der Psychoanalyse, auf Kickstarter sammelte er hierfür $25.000 um die Produktion zu bewerkstelligen. Dabei wird nicht nur die Herstellung der Schrift dokumentiert, auch wird erklärt wie man Schriften am Computer verwendet. Die Unterstützer waren begeistert von neuen Möglichkeiten, sich auszudrücken.

2015 setzte Geisler die Serie fort und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlerin Elizabeth Waterhouse produzierten sie zusammen den Albert Einstein font. In Zusammenarbeit Einstein Archives und der finanziellen Unterstützung von 2300 Backern auf Kickstarter kam die stolze Summe von $55.000 zusammen und der Einstein font wurde der komplexeste und authentischste Handschriften font der heute erhältlich ist. Er verfügt über 5 alternative Version für jeden Buchstaben, welche beim Tippen von einem Algorithmus im Font ausgetauscht werden, dadurch ändert sich das gleiche Wort je nach Stellung im Satz. Der Britische Designer Richard Hollis sagt: “Die Einstein Schrift ist ein Triumph der Genialität” ( “The Einstein font is a triumph of ingenuity.'' )

2017 als Vorstufe zum Martin Luther King font digitalisierte Geisler die 500 Jahre alte Handschrift von Martin Luther, mit dem Dr. King im Namen verwandt ist. Die Luther Kampagne erregte Aufsehen unter den “Schriftgelehrten” und regte auch an zur internationalen Zusammenarbeit. Dr. Cooper ein Spezialist für Mittelalterliches Latein aus Philadelphia übersetzte Luthers Latein ins heutige Englisch.

Prof. Dr. Ulrich Bubenheimer (Georg-August-Universität Göttingen) steuerte die bis heute umfangreichste Abhandlung zu Luthers Handschrift aus paläografischer Sicht bei. Bubenheimers Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Oxford ins Englische übersetzt. Obwohl die beiden Projekte fast ein halbes Jahrtausend trennt, durch einen Zufallsfund brachte der Reformationshistoriker Bubenheimer 2017 beide Projekte in überraschende geographische Nähe. Dieser fand ein bisher unbekanntes Schriftstück von Martin Luther in der Pitts Bibliothek der Universität Emory welche sich nur wenige Minuten entfernt vom King Center in Atlanta befindet. (https://news.emory.edu/stories/2017/10/upress_martin_luther_pitts/campus.html)

Im Falle von Freud und Einstein waren Geislers Fonts entwickelt, ausgehend von Quellen, die primär in Deutsch verfasst sind. Daraus ergibt sich, dass diese Schriften anders aussehen ,wenn diese verwendet werden um z.B. English zu schreiben, was daran liegt daß jede Sprache eigene Buchstabenkombinationen bevorzugen die andere Bewegungsmuster zu Papier bringen. Der Martin Luther King font wird der erste Font sein, basierend auf der Handschrift eines Englischen Muttersprachler. Geislers Schriftprojekte zeichnen sich durch enge Zusammenarbeit mit Archiven aus, die nähe zum Original während des Arbeitsprozess und im Ergebnis ist maßgebend — das bedeutet daß die Fonts nicht geschönt werden. Diese “Echtheit” von Handschriften-Fonts bedient bestimmte Nutzer, einen Lehrer der seine Schüler überrascht mit einer Physikarbeit in der Handschrift Einsteins, oder solche die Ihrem Psychiater einen Brief mit der Handschrift Sigmund Freuds schreiben möchten, oder ein Schüler der einen Aufsatz über einen Bürgerrechtler in dessen Handschrift verfasst. Die Randgänge zwischen Authentizität, Spiel und Neugier ist das Thema der Schriften Geislers.

Ein Prototyp der Martin Luther King Schrift ist bereits erstellt, aber Monate an Gestaltungsarbeit sind noch nötig um die Lebendigkeit und Originaltreue zu bewerkstelligen die sich Geisler vorstellt. Über die Website haraldgeisler.com möchte er nun das nötige Geld zusammenbringen um aus dem Prototypen einen fertigen Font zu entwickeln.

Vita:
Harald Geisler ist ein Künstler mit typographischen Schwerpunkt. Er ist bekannt für seine typografischen Crowdfunding Projekte, seine Arbeiten reichen von Schrift und Buchgestaltung über das publizieren von Apps und Büchern, Blumenstilleben zu typografischen Objekten. Geislers Studio und Arbeitsmittelpunkt ist in Frankfurt am Main. Er publizierte eine Neuauflage der Schweizer Design Bibel “Programme entwerfen” in Zusammenarbeit mit dem Autor Karl Gerstner, die bei Lars Müller Publishers Zürich verlegt wird. Die Albert Einstein Schrift ist der komplexeste Handschriften Font auf dem Markt und die erste Schrift die auf der Titelseite des Wall Street Journals besprochen wurde.

Foto:
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Info:
(1) https://thekingcenter.org
(2) https://kinginstitute.stanford.edu

Martin Luther King Handschriften Font
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Harald Geisler
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