coronavirus efsa euAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 5

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Deutschland steht, das wurde in den vergangenen Tagen oft betont, erst am Anfang der Corona-Epidemie. Und doch kommt ständig die Frage auf, wann mit einem Ende der Einschränkungen im Alltag zu rechnen ist – ob in Interviews mit Politikern, auf Social Media oder im Gespräch mit der Familie. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte nun, sie wollte erst ein deutliches Sinken der Dynamik beim Anstieg der Infiziertenzahlen sehen. Anfangs hätten sich diese alle zwei Tage verdoppelt, derzeit geschehe es alle vier bis fünf Tage. „Wir müssen durch unsere Maßnahmen noch sehr viel mehr Tage erreichen, und zwar in Richtung von zehn Tagen“, verlangte sie Ende der vergangenen Woche.

Die Lage in Deutschland

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vor einer voreiligen Debatte über das Ende der derzeitigen Beschränkungen gewarnt – und die bereits beschlossenen Maßnahmen noch einmal verlängert. Wie bei anderen Krankheiten gelte, wer zu früh aufstehe, der riskiere einen Rückfall, so Söder. Die seit dem 21. März geltenden Ausgangsbeschränkungen in Bayern werden nun bis zum Ende der Osterferien am 19. April verlängert. Damit darf nur aus begründeten Anlässen wie Arztbesuchen, Arbeitswegen oder dringenden Einkäufen der Wohnort verlassen werden. In Bayern sind bislang nach offiziellen Angaben bislang 133 Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert waren, gestorben. Söder betonte allerdings, dass die Ausgangsbeschränkungen erste Wirkungen zeigten, „die Kurve flacht ab“. Mitte April wollen die Bundesländer nach Angaben von Söder ihre eingeleiteten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus evaluieren. „Die eigentliche, endgültige Beurteilung über die Wirksamkeit und die Fortsetzung der entsprechenden Maßnahmen können wir am Ende wahrscheinlich erst Mitte April treffen. Wir haben  unter den Bundesländern vereinbart, dass wir dies zusammen tun“, sagte Söder in München.

Niedersachsen entschied sich zu einer weiteren Verschärfung der Regeln im Zuge der Coronakrise. Nach dem Tod von 17 mit dem Coronavirus infizierten Pflegebedürftigen in Wolfsburg hat das Land einen Aufnahmestopp für Pflegeheime angeordnet. Ausnahmen gebe es nur, wenn eine 14-tägige Quarantäne für neue Bewohner gewährleistet sei, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann. Die SPD-Politikerin appellierte zudem an Angehörige, auf Besuche älterer Angehöriger zu verzichten. Es gebe viele Hinweise, dass die Besuchsverbote für Alters- und Pflegeheime nicht beachtet worden seien.

Bildschirmfoto 2020 03 30 um 21.20.20Die Wirtschaftsweisen zeigten sich indes vorsichtig optimistisch – wenn man das so sagen kann: Die deutsche Konjunktur dürfte nach ihrer Ansicht nicht so stark einbrechen wie im Finanzkrisenjahr 2009. Die Ökonomen und Regierungsberater sagen für 2020 allerdings eine kräftige Rezession voraus. Vor allem im ersten Halbjahr dürfte ein starker Abwärtsstrudel nicht zu vermeiden sein, erklärte der Sachverständigenrat am Montag. Die Experten spielen drei Varianten durch – und empfehlen ein Konjunkturprogramm. Ausführlich können Sie die Analysen und Empfehlungen der Wirtschaftsweisen hier auf welt.de nachlesen.


Die Lage in Europa

Während in Deutschland über die Aufhebung der Maßnahmen diskutiert wird, werden diese in anderen europäischen Ländern erneut verschärft. So zum Beispiel in Österreich – dort wurde nun eine Mundschutz-Pflicht für Einkäufe angekündigt. Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte heute, er sei sich bewusst, dass Masken „für unsere Kultur etwas Fremdes sind“. Diese Maßnahme sei aber nötig, um die Ausbreitung des Virus noch weiter einzdämmen. Dabei geht es nicht um medizinische Gesichtsmasken, sondern einen einfachen Mund-Nasen-Schutz, den die Bürger auch selbst bezahlen müssen. „So eine Maske kostet nicht viel, das wird nicht das Thema sein“, sagte Kurz. Die Supermärkte würden bereits ab Mittwoch mit der Verteilung an den Eingängen beginnen. Kurz deutete bereits an, dass der Mundschutz-Pflicht auch auf den Arbeitsplatz ausgeweitet werden solle. Bereits seit zwei Wochen sind in Österreich Ausgangsbeschränkungen in Kraft.

In Spanien, dem nach Italien am schlimmsten vom Coronavirus betroffenen europäischen Land, beginnt morgen ein Zustand, den Finanzministerin María Jesús Montero als "Winterschlaf" bezeichnete. Gemäß der Anordnung, die nach Monteros Worten „weltweit einzigartig“ ist, müssen alle Arbeitnehmer, die in nicht wesentlichen Sektoren tätig sind, bis zum 9. April zu Hause bleiben. Betroffen sind vor allem der Bausektor und weite Teile der Industrie. Die betroffenen Arbeitnehmer sollen ihr Gehalt weiterhin beziehen und die nicht geleisteten Stunden zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Bisher durften alle, die nicht im Homeoffice arbeiten konnten, weiter zum Arbeitsplatz fahren. Die Verschärfung wurde von vielen Unternehmern und Regionalpräsidenten scharf kritisiert. Die Zeitung „El Mundo“ schrieb dazu, es handele sich „um eine verzweifelte Flucht nach vorn“. Und weiter: „Das ist die letzte Kugel der Regierung. Hoffentlich hat sie Erfolg.“ In Spanien haben sich bislang rund 85.000 Menschen infiziert, es gab mehr als 7300 Tote. Doch seit dem Wochenende gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Neuinfektionen stiegen nur noch um 8,1 Prozent – das ist die niedrigste Rate seit Beginn des Ausgangsverbots am 15. März.


Die Lage in der Welt

Prognosen sind in dieser Zeit ein unsicheres Feld – was nun US-Präsident Donald Trump erneut unter Beweis stellte. Noch vor wenigen Tagen hatte Trump erklärt, dass er die USA bis Ostersonntag – also in zwei Wochen – wieder weitgehend im Normalbetrieb sehen wolle. Nun sagte er: „Nichts wäre schlimmer, als den Sieg zu verkünden, bevor der Sieg gewonnen ist. Das wäre der größte Verlust von allem.“ Gleichzeitig stimmte er die Bürger auf dramatische Opferzahlen ein. Wenn es gelinge, die Todeszahl durch Eindämmungsmaßnahmen auf 100.000 zu begrenzen, „dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er fügte hinzu: „Das ist eine furchtbare Zahl.“

Der Aufschrei in den sozialen Medien folgte trotzdem – hatte Trump doch das Coronavirus noch vor einigen Wochen verharmlost. Als zynisch empfanden es auch viele Nutzer, dass der US-Präsident stolz über die hohen Einschaltquoten seiner täglichen Pressebriefings zur Coronavirus-Pandemie twitterte. Trump kündigte an, die Richtlinien zur sozialen Distanzierung um einen Monat bis Ende April auszuweiten. Er begründete die Verlängerung mit einer Studie des Imperial College in London, die von 2,2 Millionen Toten in den USA ausging, sollten überhaupt keine Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen werden. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 in den USA liegt der Johns-Hopkins-Universität zufolge bereits bei über 140.000. Mehr als 2450 Menschen starben. Trump erwartet, dass die Zahl der Toten in der Corona-Krise in den USA in zwei Wochen ihren Höhepunkt erreichen könnte.

Aus Japan gibt es derweil Neuigkeiten, die vor allem für Sportfans interessant sind: Die auf 2021 verlegten Olympischen Spiele in Tokio werden am 23. Juli beginnen und damit fast genau ein Jahr später als geplant. Die Paralympics sollen vom 24. August bis 5. September stattfinden. Darauf einigten sich das Internationale Olympische Komitee, die Stadt Tokio und der japanische Staat, wie das IOC mitteilte. Olympia endet am 8. August.


Die Lage an den Börsen

Am deutschen Aktienmarkt haben Anleger zum Beginn der sechsten Woche der Corona-Krise wieder etwas Mut gefasst. Nachdem der Dax noch recht schwach in den Tag gestartet war, arbeitete er sich bis zum Börsenschluss in den Gewinnbereich vor und schloss mit einem deutlichen Plus von 1,90 Prozent bei 9815,97 Punkten. In der Vorwoche hatte der Leitindex erstmals seit Beginn des Corona-Crashs am 24. Februar einen Gewinn verzeichnet. Dennoch summiert sich das Minus seitdem immer noch auf fast 30 Prozent.


Und was Hoffnung macht ...

Der Comedian Stefan Büsser gehört zur Corona-Risikogruppe. Er ist daher seit einigen Wochen in Selbstquarantäne. Er spricht bei WELT über Humor in Zeiten, in denen einem eigentlich nicht zum Lachen zumute ist – und über Klopapierwitze. Aber hören Sie doch gern selbst: In unserem WELT-Podcast "Gegen den Corona-Koller". Darin sprechen unsere Redakteurinnen Antonia Beckermann und Sonja Gillert regelmäßig mit Experten und Kollegen darüber, wie man die großen und kleinen Herausforderungen dieser ungewöhnlichen Zeit meistern kann. Und wie man die Pause vom Normalzustand im bestenfall sogar ein wenig genießen kann.

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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vom 30.3.20