coronahessenschauAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 6

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) -Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die klinischen Informationen von mehr als 41.000 Patienten ausgewertet – und kann nun neue Aussagen zum Profil der Menschen geben, die sich in Deutschland mit dem Coronavirus angesteckt haben. Einige ausgesuchte Zahlen möchten wir Ihnen vorstellen.

Demnach liegt das Durchschnittsalter der Infizierten bei 47 Jahren, 52 Prozent von ihnen waren männlich, 48 Prozent weiblich. Die häufigsten Symptome waren Husten und Fieber. Das RKI registrierte bislang 583 Todesfälle, das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag bei 80 Jahren, 87 Prozent der Verstorbenen waren 70 Jahre oder älter. RKI-Präsident Wieler erklärte, man müsse mit einer Erhöhung der aus den erfassten Fällen errechneten Sterberate rechnen – im Augenblick liege diese bei 0,8 Prozent.  „Die Meldungen haben aber einen Zeitverzug. Die Menschen sterben erst nach einem gewissen Krankheitsverlauf“, erläuterte er. „Wir haben jetzt ja auch leider Fälle in Pflege- und Altenheimen. Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Sterberate damit ansteigen wird.“ In Deutschland liegt die Sterberate allerdings bisher deutlich niedriger als in der EU insgesamt mit etwa 7,6 Prozent. Den Grund für die momentan noch moderate Quote sieht Wieler in frühen und vielen Tests.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte heute zudem, rund 45 Prozent der bestehenden Intensivbetten seien frei für die Behandlung von Coronavirus-Patienten, weil Deutschland sich frühzeitig auf die Epidemie vorbereiten konnte.

Auch ansonsten gab es heute zahlreiche Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt. Wir haben diese wieder für Sie zusammen gefasst. 



Die Lage in Deutschland

Die Corona-Pandemie zeigt ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft: Angesichts der massiven Beschränkungen haben inzwischen 470.000 Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit angezeigt. Darunter seien neben dem produzierenden Gewerbe auch viele Unternehmen aus dem Gastgewerbe und dem Handel, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) heute in Berlin. Wie viele Beschäftigte davon insgesamt betroffen seien, lasse sich noch nicht seriös sagen. Es sei aber davon auszugehen, dass es deutlich mehr werden als zu den Spitzenzeiten bei der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 mit rund 1,4 Millionen. Heil betonte, dass betroffene Beschäftigte mit den Regelungen zum Kurzarbeitergeld ihren Job behalten könnten und die Chance hätten, die deutsche Wirtschaft nach der Krise wieder hochzufahren. Insgesamt sei angesichts der Krise damit zu rechnen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland erstmals seit längerem wieder steigen werde. „Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz, der in dieser Situation gefährdet ist“, sagte Heil. Realistischerweise sei aber nicht jeder einzelne Arbeitsplatz zu beschützen. Der Minister verwies zugleich auf erleichterte Regelungen für den Zugang zur Grundsicherung.

Zunehmend wird auch über eine Maskenpflicht diskutiert. Nachdem Österreich gestern eine Maskenpflicht für Supermärkte einführte, folgte heute Jena als erste deutsche Stadt diesem Beispiel. Diese soll ab kommender Woche in “Jenaer Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr” gelten, heißt es auf der Webseite der Stadt. “Dadurch wird die Sicherheit von Personal im öffentlichen Leben erhöht. Neben Masken werden auch Tücher oder Schals als Schutz anerkannt. Die Stadt hat nach eigenen Angaben eine Grundausstattung an Masken. Nur – bringt das wirklich etwas? Jens Spahn und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet sprachen sich heute gegen eine Schutzmasken-Pflicht aus. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, nannte eine solche Verpflichtung dem „Handelsblatt“ gegenüber eine „reine Symbolpolitik“ und ergänzte: „Was hilft, ist Abstand und Hygiene“. Eine Frage, die Politik und Öffentlichkeit noch weiter beschäftigen dürfte.

Sachsen hat Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise über Ostern hinaus bis zum 20. April verlängert. Das beschloss das Kabinett heute in Dresden. Die Einschränkungen seien Teil einer Verordnung. Damit will das Land Klagen vorbeugen. „Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir uns entschieden, diese Rechtsverordnung zu machen“, sagte Innenminister Roland Wöller (CDU).

Und noch eine Nachricht, die vor allem für die Fußballfans interessant ist: Der Spielbetrieb in der Bundesliga und der 2. Liga bleibt wegen der Corona-Pandemie bis mindestens zum 30. April ausgesetzt. Die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga stimmte heute einem entsprechenden Antrag des DFL-Präsidiums zu.


Die Lage in Europa

Spanien hat seit Tagen knapp alle zwei Minuten einen Corona-Toten zu beklagen. Und heute war der bislang schwärzeste Tag für das Land: Innerhalb von 24 Stunden sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 849 neue Todesopfer gezählt worden – der höchste Wert seit Beginn der Krise. Auch die Zahl neu erfasster Infektionen stieg wieder, nachdem sie mehrere Tage hintereinander gesunken war. Heute lag diese bei mehr als 94.000 – dazu zählen allerdings auch Fälle vom Wochenende, die nun erst bekannt wurden. Den Intensivstationen droht der Kollaps – und weitere, drastische Maßnahmen wurden verabschiedet. So sind nun alle Beisetzungszeremonien verboten – und die Teilnehmerzahl bei Bestattungen auf maximal drei dem Verstorbenen nahe stehende Menschen beschränkt. Die Zahl der Toten übersteigt zum Teil die Kapazität von Leichenhäusern. In Madrid wurde eine zweite behelfsmäßige Leichenhalle eingerichtet, nachdem eine vergangene Woche dazu umgewidmete Eissporthalle voll war.

Heute trat auch eine Verschärfung des noch bis zum 11. April geltenden Ausgangsverbots in Kraft. Demnach müssen alle Arbeitnehmer, die in nicht wesentlichen Sektoren tätig sind, bis Ostern zu Hause bleiben. Die betroffenen Arbeitnehmer sollen ihr Gehalt zwar weiterhin beziehen, die nicht geleisteten Stunden aber später nachholen. Bisher durften alle Bürger, die nicht im Homeoffice arbeiten konnten, weiter zum Arbeitsplatz fahren. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez hofft, die Krise so schneller in den Griff zu bekommen. Sehr zum Ärger vieler Politiker und fast aller Unternehmer. Experten warnen die Regierung, durch den „Winterschlaf“ könnten bis zu vier Millionen Jobs vernichtet werden. Doch neben den dramatischen Fall- und Todeszahlen gibt es auch Grund zur Hoffnung: So sind insgesamt fast 20.000 Menschen mittlerweile wieder gesund.

Frankreich wird in Zukunft mehr auf mehr Unabhängigkeit und Souveränität setzen - etwa bei der Produktion von Schutzmasken. „Wir müssen mehr auf unserem eigenen Boden produzieren, um unsere Abhängigkeit zu verringern“, sagte Macron. Bis zum Ende des Jahres solle Frankreich seine volle Unabhängigkeit bei der Maskenproduktion erreicht haben. „Bis Ende April werden wir die Kapazität haben, in Frankreich 15 Millionen Masken pro Woche zu produzieren“, sagte Macron. Frankreich hatte zuletzt eine Milliarde Masken bestellt – unter anderem aus China.

In Griechenland wurde erstmals in einem Flüchtlingslager eine Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert. Betroffen ist eine Frau, bei der das Virus nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen festgestellt wurde, wie das griechische Migrationsministerium mitteilte. Die Menschen, die mit der aus Afrika stammenden Frau in Kontakt gekommen sind, seien isoliert worden. Es werde nun nachgeforscht, wo genau die Frau infiziert wurde.


Die Lage in der Welt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, in Asien und der Pazifikregion von einer Entspannung in der Corona-Krise auszugehen. Die Epidemie dort sei „noch längst nicht vorbei“, sagte der WHO-Vertreter Takeshi Kasai. Die aktuellen Maßnahmen gegen die Virusausbreitung würden den Ländern lediglich Zeit bringen, um sich auf hohe Übertragungsraten vorzubereiten. „Das wird ein langer Kampf, und wir können den Schutz nicht herunterfahren.“ Das gelte auch für Länder mit sinkenden Zahlen bei Neuinfektionen. Das Virus könne zurückkommen, kein Land sei davor sicher.

China hat nach zunehmender Kritik angekündigt, die Zählweise seiner Corona-Infizierten zu ändern. Bislang wurden nachweislich Infizierte, die allerdings keine Symptome von Covid-19 zeigten, nicht bei den neu nachgewiesenen Ansteckungen mitgerechnet. Ab morgen sollen nun auch asymptomatische Fälle in der Statistik der Neuinfektionen aufgeführt werden. Nach den offiziellen Zahlen sind bislang 3305 Menschen in China dem Virus zum Opfer gefallen. Insgesamt wurden auf dem chinesischen Festland 81.518 Infizierte registriert, von denen sich bislang mehr als 76.000 wieder erholt haben. Seit Wochen gibt es in der Volksrepublik nach offiziellen Angaben kaum noch inländische Infektionen. Dafür steigt die Zahl sogenannter „importierter Fälle“. Allein heute wurden 48 Erkrankungen bei Menschen nachgewiesen, die nach China eingereist sind. Allerdings machen die Behörden keine Angaben dazu, wie viele Menschen täglich getestet werden. Für Zweifel an der offiziellen Statistik sorgt auch, dass China die Zählweise schon in den vergangenen Monaten mehrfach geändert hatte.

Südkorea vermeldete einen Anstieg um 125 Covid-19-Fälle und vier neue Tote im Land. Seit Tagen verzeichnet Südkorea bei neuen Infektionsfällen einen stetigen Wechsel von an- und absteigenden Zahlen. Sorgen bereiten den Behörden nach wie vor lokale Häufungen von Infektionen sowie eine zunehmende Zahl „importierter“ Fälle.


Die Lage an den Börsen

Am deutschen Aktienmarkt hat die Pandemie für ein historisch schwaches erstes Quartal gesorgt. Der Dax ging am Dienstag nach einem schwankungsreichen Tag zwar mit einem Plus von 1,22 Prozent bei 9935,84 Punkten aus dem Handel. Über der Marke von 10.000 Punkten konnte er sich dabei aber nicht halten. Seit Jahresbeginn hat der Index damit satte 25 Prozent an Wert verloren. Allein im März wurde ein Minus von mehr als 16 Prozent verbucht.


Und was Hoffnung macht ...

Eine chinesische Gewerkschaft hat Bayern 50.000 Schutzmasken gespendet. Die IG Metall teilte mit, die Masken seien sofort nach Ankunft in München verteilt worden und würden nun in Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen eingesetzt. Spender sei die Gewerkschaft SPFTU in der ostchinesischen Provinz Shandong, einer Partnerprovinz des Freistaats. IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn sagte: „Obwohl in China die Produktion wieder anläuft und dort auch in den Fabriken zunehmend Schutzmasken benötigt werden, denkt die SPFTU in dieser Situation auch an uns in Deutschland.“ Das sei „gelebte Solidarität unserer chinesischen Partnergewerkschaft“.

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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vom 31.3.20