ml niedersachen.deAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 13

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Die aktuelle Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland macht Hoffnung, auch der Kanzlerin. Angela Merkel (CDU) warnte heute Nachmittag jedoch auch davor, leichtsinnig zu werden. "Ich kenne das auch von mir selber. Man hat ein bisschen Hoffnung, dann gewinnt man Zutrauen, dann ist man innerlich entspannter und schon ist man ein bisschen leichtsinnig", sagte sie in Berlin.

Es gelte, sich weiter an die Regeln des "Social Distancing" zu halten, betonte Merkel. Warum das notwendig ist, zeigen auch die heute Morgen veröffentlichten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI): Die Zahl der pro Tag neu übermittelten Fälle lag mit rund 5000 Fällen wieder höher als am Dienstag und Mittwoch mit je circa 4000 Fällen. Die Lage ist also weiter dynamisch, die weitere Entwicklung nicht vorhersehbar.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rief alle Bürger auf, die Kontaktbeschränkungen über die anstehenden Feiertage unbedingt einzuhalten. "Ostern wird eine Weggabelung sein", sagte der CDU-Politiker in Berlin. "Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher. Werden wir jetzt nachlässig, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verlängerung der Auflagen nötig wird." Spahn äußerte sich zuversichtlich dazu, weil die Gesellschaft in der Krise enger zusammengerückt sei.

In Deutschland und im Rest der Welt gab es heute wieder zahlreiche Entwicklungen im Kampf gegen Corona – wir haben diese wie an jedem regulären Wochentag für Sie zusammengefasst.
 

Die Lage in Deutschland

RKI-Chef Lothar Wieler kündigte am Nachmittag an, dass sein Institut drei Studien zur Klärung offener Fragen in der Pandemie auflegen werde. Bei den Untersuchungen sollen Blutproben auf Antikörper untersucht werden. Ziel sei es etwa zu erfahren, wie viele Menschen im Land immun seien und wie hoch der Anteil symptomloser Fälle sei. Davon hänge auch die Sterberate bei Sars-CoV-2 ab. Vermutlich bereits in der kommenden Woche würden Tests mit Blut von Blutspendern starten, kündigte Wieler an. Alle 14 Tage sollen 5000 Blutproben untersucht werden. Ebenfalls in Kürze sollen zudem Proben von Menschen in vier noch nicht näher benannten Ausbruchsgebieten analysiert werden, sagte der RKI-Chef. Ergebnisse dieser beiden Studien würden bereits im Mai erwartet. Eine dritte, aufwendigere und bundesweite repräsentative Studie mit 15.000 Teilnehmern an 150 Orten solle im Mai starten, so Wieler.

Virologe Hendrik Streeck hält eine beginnende Lockerung der strengen Auflagen im Zuge der Coronavirus-Pandemie für möglich. Weil die meisten Menschen "so aktiv und diszipliniert" mitmachten, sei es jetzt möglich, in eine "Phase zwei" einzutreten, sagte Streeck heute in Düsseldorf. Wichtig sei allerdings, dass hygienische Verhaltensweisen weiterhin eingehalten würden. "Wir haben gelernt, wie wir uns hygienisch richtig verhalten", sagte Streeck. Der Wissenschaftler von der Uni Bonn untersucht im Auftrag der NRW-Landesregierung, wie sich das Coronavirus im besonders betroffenen Kreis Heinsberg ausgebreitet hat. Die Region hat bereits Entwicklungen durchgemacht, die in anderen Orten noch bevorstehen können. Das macht sie zu einem interessanten Studienobjekt. Auch flacht hier die Kurve der Infektionszahlen bereits ab. "Der Kreis Heinsberg ist an einer riesengroßen Katastrophe vorbei geschlittert", sagte Landrat Stephan Pusch (CDU).

Am späten Nachmittag machte noch eine interessante Eilmeldung aus Mecklenburg-Vorpommern die Runde: Dort kippte das Oberverwaltungsgericht Greifswald überraschend in zwei Eilverfahren das von der Landesregierung verfügte Reiseverbot. Paragraf 4a der entsprechenden Verordnung sei bis zur Entscheidung in der Hauptsache außer Vollzug gesetzt worden, teilte das Gericht mit. Einwohner des Bundeslandes im Nordosten dürfen nun also doch über Ostern Tagesausflüge zu den Ostseeinseln, zur Küste und in die Seenplatte machen.


Die Lage in Europa

In Europa ist in der Coronakrise Solidarität gefragt – in gleich mehrfacher Hinsicht. So nimmt Deutschland weiter schwer erkrankte Menschen aus anderen EU-Staaten auf. Und auch in Sachen Rettungspaket in der Wirtschaftskrise rückt ein Kompromiss wohl näher. Seit 17 Uhr diskutieren die EU-Finanzminister über die genaue Ausgestaltung des milliardenschweren Pakets, nachdem sie sich gestern Morgen nach durchwachter Nacht ergebnislos vertagen mussten.

Bundeskanzlerin Merkel sieht die EU-Finanzminister sehr nah an einem Kompromiss. "Ich hoffe, dass es zu einem Ergebnis kommt, das wäre einfach ein sehr gutes Zeichen – zumal man sich sehr nahe ist", sagte Merkel. Die Kanzlerin bekräftigte, europäische Solidarität sei dringend nötig. Deutschland sei dazu bereit und auch verpflichtet, es gebe aber unterschiedliche Instrumente. "Sie wissen, dass ich nicht glaube, dass wir sozusagen eine gemeinschaftliche Haftung haben sollten", betonte Merkel ihre nach wie vor ablehnende Haltung gegenüber sogenannten Corona-Bonds. Es gebe aber viele andere Möglichkeiten, Solidarität zu zeigen. Als Beispiel nannte Merkel das europäische Kurzarbeiter-Programm "Sure".

Im Kampf gegen das Virus macht das schwer betroffene Spanien weiter Fortschritte. Die Zahl der Neuinfektionen kletterte innerhalb von 24 Stunden nur um knapp 6000 Fälle oder rund vier Prozent auf gut 152.000, wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag in Madrid mitteilte. Seit vielen Tagen bleibt die Zuwachsrate auf niedrigem Niveau stabil. Besonders wichtig: Nach Behördenangaben geht der Druck auf die Krankenhäuser und Intensivstationen langsam aber stetig zurück. Zuletzt kamen täglich etwa drei Prozent Intensivpatienten hinzu. Vor einer Woche seien es sechs Prozent gewesen, vor zwei Wochen sogar noch 16 Prozent, hieß es. Die Pandemie sei dank des seit dem 15. März geltenden Alarmzustands samt strenger Ausgehsperre "unter Kontrolle", versicherte Ministerpräsident Pedro Sánchez im Parlament.

Positive Botschaften kommen auch aus Großbritannien über Premierminister Boris Johnson. Er war Ende März positiv auf das Coronavirus getestet worden. Johnsons  Gesundheitszustand "verbessert sich weiter", sagte ein Sprecher des Regierungschefs am Mittag in London. Der Premierminister befindet sich seit Montag auf der Intensivstation des St.-Thomas-Krankenhauses in der britischen Hauptstadt. Johnson habe dort eine "gute" dritte Nacht verbracht und sei "in guter Stimmung", erklärte der Sprecher des Premiers weiter. Der Regierungschef habe eine "Standard-Sauerstoffbehandlung" erhalten; er arbeite außerdem nicht.


Die Lage in der Welt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt wegen der Coronavirus-Pandemie vor dramatischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Erwartet werde die schlimmste Entwicklung seit der Weltwirtschaftskrise in den 1920er- und 30er-Jahren, sagte die IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa in Washington. Es handele sich um eine beispiellose Krise. Das laufende Jahr werde zweifellos "außergewöhnlich schwierig" werden. Selbst wenn sich die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abschwäche und eine teilweise Wiedereröffnung der Wirtschaft erlaube, sei für das kommende Jahr wohl nur eine teilweise Erholung zu erwarten. Georgiewa betonte zugleich, Prognosen dieser Art seien schwer zu treffen. Es könne auch schlimmer kommen – je nachdem, wie lange sich die Pandemie hinziehe.

Die Folgen der Krise manifestierten sich heute wieder in Zahlen aus den USA: Aus den Vereinigten Staaten wurde gemeldet, dass sich in der vergangenen Woche 6,6 Millionen Menschen neu arbeitslos gemeldet hätten. Damit haben binnen drei Wochen fast 17 Millionen Menschen in den USA ihren Job verloren. Die Zahl könnte noch höher sein: Medienberichten zufolge sind die Behörden angesichts der Vielzahl an Erstmeldungen vollkommen überlastet. Viele Arbeitslose können deswegen ihren Antrag nicht einreichen.

In Südkorea sollen 51 Patienten, die als von Covid-19 geheilt gegolten hatten, erneut positiv getestet worden sein. Das berichteten die "Korean Centers for Disease Control and Prevention", vergleichbar etwa mit dem RKI in Deutschland. Bisher war man davon ausgegangen, dass Patienten nach einer überstandenen Infizierung fürs Erste immun seien. Die 51 Patienten sollen sich nicht erneut infiziert haben. Vielmehr könnte sich das Virus gewissermaßen "reaktiviert" haben, sagte Jeong Eun-kyeong, der Direktor der Behörde. Diese mögliche "Reaktivierung" soll nun in einer Studie umfassend untersucht werden.


Die Lage an den Börsen

Am deutschen Aktienmarkt haben Anleger vor Ostern noch einmal zugegriffen. Der deutsche Leitindex Dax legte zum Börsenschluss um 2,24 Prozent auf 10.564,74 Punkte zu. Über die gesamte Woche hinweg hat er damit fast 11 Prozent dazugewonnen. Seit dem Tief Mitte März hat er sogar wieder fast 30 Prozent an Boden gut gemacht. Der MDax stieg am Donnerstag zum Handelsende um 1,82 Prozent auf 22.100,17 Zähler. Auf Wochensicht beläuft sich das Plus hier auf knapp 9 Prozent.


Und was Hoffnung macht ...

Eine 107-jährige Frau aus den Niederlanden hat sich von einer Coronavirus-Infektion erholt und ist damit womöglich die älteste Überlebende der Pandemie weltweit. Cornelia Ras wurde am Montag von ihren Ärzten mitgeteilt, dass sie das Virus besiegt habe, wie ihre Nichte Maaike de Groot in der Zeitung "AD" berichtete: "Wir haben nicht erwartet, dass sie das überleben würde." Ras erkrankte der Zeitung zufolge am 17. März, einen Tag nach ihrem Geburtstag, nachdem sie zusammen mit anderen Bewohnern ihres Pflegeheims einen Gottesdienst auf Goeree-Overflakkee, einer Insel im Südwesten des Landes, besucht hatte. Sie und 40 weitere Gottesdienstbesucher seien positiv auf das Virus getestet worden. Zwölf Menschen aus dieser Gruppe seien inzwischen gestorben. Vor Ras war der 104-jährige Amerikaner Bill Lapschies bislang der älteste dokumentierte Genesene.