covis 19swrDie neuesten Peinlichkeiten des amerikanischen Präsidenten durch seine Schuldzuweisungen für andere

Redaktion tachles

New York (Weltexpresso) - Der LiveTicker+++ berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus aus der jüdischen Schweiz und darüber hinaus.

«Abflachende Kurve» in Amerika dank mangelnder Tests?

Mit seinem am Donnerstag vorgestellten «Richtlinien» für eine Aufhebung der Restriktionen in der Wirtschaft und Gesellschaft Amerikas hat sich Donald Trump praktisch von jeder Verantwortung für eine nationale Bekämpfung von Covid-19 verabschiedet. Der Präsident verneinte speziell eine Rolle bei der Durchführung von Tests: Es sei lächerlich, dass die Bundesregierung dabei «aus 2000 Meilen Entfernung» (3200 Kilometer) Gliedstaaten beistehen solle (twitter). Dies tönt ebenso grausam, wie bizarr. Denn Trump betreibt gleichzeitig eine «Normalisierung», die sämtlichen Experten zufolge nur auf Grundlage umfassender und anhaltender Tests möglich sein kann. Ansonsten droht der Rücksturz in eine noch schlimmere Pandemie mit den entsprechenden Kosten an Menschenleben und für die Wirtschaft.

Zu dieser Problematik legt «The Atlantic» eine wertvolle Analyse vor. Demnach sind neuerdings stagnierende Zuwachsraten an Virus-Fällen primär die Folge von Problemen bei Tests, die nicht nur verabreicht, sondern eben auch transportiert und ausgewertet werden müssen. Anhin wurden in den USA 3,3 Millionen Tests vorgenommen, was einem Prozent der Bevölkerung entspricht. In vielen Gliedstaaten liegt der Anteil jedoch deutlich darunter. Laut dem Bericht sprechen zahlreiche Informationen für eine deutliche höhere Zahl von Ansteckungen als den anhin registrierten, 675.000 Fällen. Gleiches gilt für die Todesopfer, die offiziell auf 35.000 zugehen (link). Neben Schlamperei und durch die Pandemie überlasteten Behörden und Spitälern sind politisch motivierte Manipulationen eine Ursache für unrealistische Zahlen. Wie hier bereits vermeldet, versucht etwa der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, Daten zu Virus-Opfern in Alters- und Pflegeheimen geheim zu halten. Je näher die Wahlen im November rücken, desto skrupelloser dürften gerade Konservative in Gliedstaaten und Washington mit Informationen über das Ausmass der Pandemie operieren. Dies legt zumindest der Bericht nahe (theatlantic).

Viele Gliedstaaten weiten Tests dagegen unter eigener Regie und mit grossem Elan aus. So eröffnet in Connecticut nun ein erstes «Drive Through»-Zentrum für Tests in New Haven. New York City richtet Test-Büros in fünf Nachbarschaften mit vorwiegend farbiger Bevölkerung ein, die besonders hart betroffen sind. Im Gliedstaat stiegen die diagnostizierten Fälle von Donnerstag auf Freitagmittag um knapp 8000 auf bislang 220.000, jene der Todesopfer um 660 auf über 12.000. Beide Werte sprechen für ein Abflachen der Kurve von Erkrankungen infolge der Stilllegung der Wirtschaft. Aber sowohl Bürgermeister Bill de Blasio, als auch Gouverneur Andrew Cuomo warnten am Freitag erneut vor einer überhasteten Aufhebung der Restriktionen, um ein neues Aufflammen von Covid-19 in Stadt und Staat zu vermeiden (nytimes).


Vereinte Nationen rufen zu Massnahmen gegen Antisemitismus auf

Covid-19 schürt weltweit antisemitische Hass-Propaganda. Dies erklärte am Freitag in Genf der UN-Beauftragte für Religions- und Glaubensfreiheit, Ahmed Shaheed. Ohne Namen zu nennen, wirft der ehemalige Aussenminister der Malediven religiösen und politischen Führungspersönlichkeiten vor, die momentanen Herausforderungen für die Verbreitung von Hass gegen Juden und andere Minderheiten auszuschlachten. Die internationale Gemeinschaft müsse Antisemitismus und andere Formen von Intoleranz und Diskriminierung gemeinsam zurückweisen. Shaheen nahm dabei speziell auf Verschwörungstheorien Bezug, die Juden und Israel als Urheber des Virus diffamieren. Regierungen weltweit sollten daher in vorbeugende Sicherheitsmassnahmen investieren und entsprechende Gesetze gegen Hass-Rhetorik und -Verbrechen stärken. Dabei sei die Zusammenarbeit mit lokalen, jüdischen Gemeinschaften erforderlich, aber auch eine intensivere, internationale Kooperation. Shaheen hielt zudem Social Media Unternehmen an, energischer als bisher gegen antisemitische Propaganda Online vorzugehen (link). AM

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