Bildschirmfoto 2020 04 09 um 23.03.42Keine Corona-Toten innert 24 Stunden in Israel

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Der LiveTicker von tachles berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus .

DONNERSTAG, 7. Mai 2020

21.30 Uhr
Keine Corona-Toten innert 24 Stunden

In Israel wurden in den letzten 24 Stunden keine neuen Corona-Toten registriert. Die Zahl von 239 Toten seit Ausbruch der Krise, die schon am Mittwochabend gegolten hatte, galt auch am Donnerstag kurz vor 19 Uhr Lokalzeit noch. Die Zahl von 10737 erholt entlassenen Patienten ist in etwa doppelt so hoch wie die Zahl der aktiven Fälle (5370). Das teilte das israelische Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der hospitalisierten Patienten stellte sich am Donnerstagabend auf 245. 83 von ihnen befanden sich in kritischem Zustand, einschliesslich 69 intubierten Patienten. Der stetige Rückgang der Infektion bestätigte sich an dem Tag, der den zweiten Tag des Beginns der Ausgangsstrategie des Landes markierte, und der Aktivitäten in offenen Märkten, Einkaufszentren und Fitnesszentren den schrittweisen Rückgang zur – strikt kontrollierten – Geschäftsaktivität erblicken liess. Der Zuspruch der potentiellen Kunden war vorhanden, bewegte sich zunächst aber in eher zögernden Bahnen. Die Zahl der Kunden die die diversen Läden betraten, wurde sorgfältig kontrolliert, und wer eine Bäckerei, ein Fischgeschäft oder auch einen Frischgemüsestand frequentieren wollte, musste sich zuvor die Temperatur messen lassen. Am weiteren Firmament kündigt sich immer konkreter ein anderes, nicht direkt mit dem Coronavirus in Verbindung stehendes Ereignis an: Am 24. Mai soll der erste Prozesstag gegen Premier Netanyahu stattfinden. Vorerst sonnt der Premier sich aber in der Tatsache, dass 72 der 120 Abgeordneten sich am Donnerstag für Netanyahu als Kandidat für den Posten des Regierungschefs entschieden haben. JU

MITTWOCH, 6. Mai 2020

21.15 Uhr
Corona-Vorbereitungen für Lag baOmer
Das offizielle Israel scheut keine Vorbereitungen, um am kommenden Feiertag von Lag baOmer (12. Mai) möglichst alle Risiken auszuräumen, die einer Ausbreitung beziehungsweise einem Wiederaufflammen des Coronavirus einen Riegel vorschieben können. So dürfen am Har Meron in Galiläa nur drei der sonst so beliebten Höhenfeuer entzündet werden: Eines für die aschkenasische Judenheit, eines für die Sefardim, und ein drittes für die religiös-zionistische Gemeinschaft. Rabbi Haim Druckman wird das Entzünden des Feuers für die letztgenannte Gemenischaft leiten, das Höhenfeuer für die aschkenasischen Juden werden die Boyaner Chassidim unter Rabbi Nachum Dov Brayer entzünden, während das Feuer für die sefardischen Juden von Shlomo Amar, dem sefardischen Oberrabbiner von Jerusalem geleitet werden wird. Weitere pyromanische Kundgebungen sind am diesjährigen Tag der sonstigen Freude strikt untersagt, auch wenn die Regierung nach gewalteter Diskussion auf die Verhängung eines landesweiten Lockdowns verzichten wird. Wer daran zurückdenkt, wie in einem normalen Jahr hunderttausende von Israeli an Lag baOmer die ganze Nacht durchzufeiern pflegen, und zwar nicht nur auf dem Meron-Berg, sondern wie in praktisch jedem Quartier des Landes insgesamt tausende von Feuer angezündet werden, kommen leise Zweifel daran auf, ob im laufenden, vom Coronavirus geprägten Jahr die offiziellen Aufrufe und Appelle an die Vernunft ausreichen werden, um keine Massenversammlungen entstehen zu lassen, die zwangsläufig zu katastrophalen, gesundheitlichen Unglücken führen können. Man muss sich fragen, ob das geplante landesweite Grossaufgebot an Polizei, Feuerwehr, Militär und medizinische Notdienste die ungewünschten Auswirkungen der spontanen Begeisterung verhindern werden oder sie wenigstens auf ein kontrollierbares Minimalmass beschränken können. JU

18.45 Uhr
Schockierende Enthüllungen um Covid-19-Taskforce

Dienstagabend hat Präsident Donald Trump Medienberichte über seine Absicht bestätigt, den Einsatzstab seiner Regierung für Covid-19 Anfang Juni aufzulösen. Die «Task Force» solle durch neue Experten und den Rückgriff auf etablierte Institutionen abgelöst werden (nytimes)...Laien-Truppe um Kushner soll Virus-Krise verschlimmert haben.

Dienstagabend hat Präsident Donald Trump Medienberichte über seine Absicht bestätigt, den Einsatzstab seiner Regierung für Covid-19 Anfang Juni aufzulösen. Die «Task Force» solle durch neue Experten und den Rückgriff auf etablierte Institutionen abgelöst werden (Link). Trump setzt damit seine Insistieren auf eine «Wiedereröffnung der Wirtschaft» fort, obwohl die Infektionsraten bei einem Stand von nun 1,2 Millionen Fällen (einem Drittel der global offiziell vermeldeten) ausserhalb von Connecticut, New Jersey und New York weiterhin stetig steigt (Link). Wie bereits vermeldet, erwarten selbst Regierungsexperten bis Ende Mai eine Verdoppelung der Sterbefälle auf insgesamt 140'000 und eine Explosion der Ansteckungsfälle auf bis zu 200'000 täglich.

Andere Studien prognostizieren bei einer Lockerung der Notstandsmassnahmen gar eine Viertelmillion Todesopfer. Es ist daher kaum vorstellbar, dass die Bevölkerung in den kommenden Wochen von fanatischen Trump-Anhänger abgesehen einfach wieder zum Alltag übergeht und ihr «normales» Konsumverhalten aufnimmt, während die Pandemie selbst konservative Regionen ausserhalb urbaner Zentren erreicht. Eine «Normalisierung» ist erst dann denkbar, wenn die Gefahr tödlicher Ansteckungen an Arbeitsplätzen oder beim Besuch von Kinos und Restaurants gebannt ist. Doch dafür unternimmt die Trump-Regierung keine nachhaltigen und mit den Gliedstaaten koordinierten Anstrengungen.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Enthüllungsgeschichte der «Washington Post» über die von Jared Kushner geführte Initiative zur Bekämpfung von Covid-19 um so schockierender. Der Schwiegersohn des Präsidenten hat Dutzende Mitarbeiter aus dem persönlichen Bekanntenkreis oder von Consulting-Firmen rekrutiert und Sonderstrukturen geschaffen, die ständig in das Agieren etwa der Katastrophenschutz-Behörde FEMA eingreifen. Dabei verstösst die Kushner-Truppe ständig gegen Dokumentations-Auflagen und kommuniziert beispielsweise nicht über offizielle E-Mail-Konten.

Der Bericht geht von einer «Whistleblower»-Beschwerde aus diesem Team aus, die bereits am 8. April am Aufsichts-Komitee des Repräsentantenhauses eingereicht worden ist. Die Post konnte die Beschwerde durch Interviews mit informierten Regierungsmitarbeitern und anderen Team-Mitgliedern bestätigen. Demnach hat Kushners Mannschaft laienhaft agiert und die Arbeit von Fachbehörden erheblich gestört. Konkret geht es bei der Beschwerde jedoch um die Beschaffung von Schutz-Masken und -Bekleidung für Spitäler. Damit war ein spezielles Team befasst.

Kushner hat den Stab für diesen Bereich aus rund zwei Dutzend Freiwilligen grosser Consulting-Firmen wie Boston Consulting Group, Insight und McKinsey zusammengestellt. Doch keiner von ihnen brachte medizinische Kenntnisse, oder solche über das Gesundheitswesen, zu Logistik und Versorgungs-Netzwerken mit. Dennoch warfen sich die Freiwilligen mit Feuereifer auf ihre Mission. Sie wandten sich zur Beschaffung von «Personal Protective Equipment» (PPE) jedoch nicht an einschlägige Hersteller, sondern baten prominente Journalisten an Trumps Haussender FoxNews um Tips.

Gleichzeitig soll Kushner seine ausserhalb jeder öffentlichen oder staatlichen Kontrolle agierende Mannschaft angewiesen haben, ein Drittel der Lagerbestände an PPE für neue «Drive Through»-Testzentren auszuliefern. Kushner wollte Tausende davon einrichten, aber am Ende wurden nur 78 dieser Zentren geschaffen und der Verbleib der Masken bleibt unklar. Fest steht jedoch, dass die Team-Mitglieder selbst häufig auf das von der Trump-Regierung empfohlene Tragen von Masken bei der Arbeit verzichtet haben. Im Gegensatz zu der «Task Force» soll die Kushner-Truppe anscheinend weiter aktiv bleiben (Link). Andreas Mink


13.21 Uhr
Israels Marine nicht an der RIMPAC 2020-05-06

Wegen der unaufhaltsamen Ausbreitung der gefährlichen Coronavirus-Krise wird die israelische Marine nicht, wie geplant, an der RIMPAC 2020 teilnehmen. Das all zwei Jahre stattfindende multinationale Marinemanöver im August unter der Führung der 3. US-Flotte vor der Küste von Hawaii und Süd-Kaliforniens, findet seit den frühen 1970er Jahre statt und gilt als das weltgrösste maritime Manöver. Israel hat 2018 erstmals an dem Anlass zusammen mit 26 anderen Nationen an den Manövern teilgenommen. Zugegen waren 47 Oberflächenschiffe, fünf Unterseeboote, 18 nationale Landkräfte und über 200 Flugzeuge sowie 25000 Mann. Wegen des Ausbruchs der Pandämie hat Israels Armee bereits im März alle Teilnahmen abgesagt. Gegenüber der «Jerusalem Post» meinte ein Sprecher, dass das Militär trotz des Rückgangs der Fälle in Israel die Situation erst im Juli wieder prüfen wird. Wie schon 2018 hätte Israel auch dieses Jahr keine Schiffe an das Manöver schicken sollen, sondern Truppen, die an Übungen entlang des Ufers hätten teilnehmen sollen. JU

8.40 Uhr
Abwärtstendenz dauert an

Bis Mittwochfrüh sind in Israel total 16289 Menschen mit dem Coronavirus diagnostiziert worden, 43 von ihnen am Mittwoch. Das ist ein wenig mehr als am Dienstag (38). Derzeit liegen in israelischen Krankenhäusern 5586 Patienten, 91 von ihnen in ernstem Zustand. 70 mussten am Dienstag beatmet werden, gleichviel wie am Vortag. Die Zahl der als geheilt aus den Krankenhäusern entlassenen Patienten wird vom Gesundheitsministerium mit 10465 beziffert. Die Zahl der israelischen Todesfälle stieg bis Mittwochfrüh um zwei auf 238. JU

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. Mai 2020