Eine gütliche Lösung zwischen Jordanien und Israel von 1994 wird aufgehoben
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Man hatte das Gefühl, in längst vergangene Zeiten zurückversetzt worden zu sein, als dieser Tage israelische Landwirte des Moschaws Zofar in der Arava das Schloss am Grenzzaun wahrscheinlich zum letzten Mal schlossen und abzogen.
Aufgrund einer Passage im israelisch-jordanischen Friedensvertrag hatten Israeli während Jahrzehnten Boden auf der jordanischen Seite der Grenze bei Zofar bearbeitet, wobei der damalige Außenminister Simon Peres 1994 einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen dieses Zusatzes zum Vertrag hatte. Schon im letzten November mussten Israeli die sogenannte Friedensinsel bei Naharajim räumen, die sie, wie die Kollegen von Zofar, für 25 Jahre vom benachbarten Königreich gepachtet hatten. Sowohl bei Zofar als auch auf der Friedensinsel hatten die Israeli gehofft, die Jordanier würden sich zu einer Verlängerung des Pachtverhältnisses bereit erklären.
Die seit längerer Zeit getrübten bilateralen Verhältnisse zwischen Jerusalem und Amman liessen aber eine derartige Grosszügigkeit offenbar nicht zu. Für Eyal Blum, Leiter des Regionalrats Zentralarava, war es «schmerzvoll, eine Landwirtschaftszone nach so vielen Jahren zu verlassen. Eigentlich hätte sie weiter ein Musterbeispiel für die israelisch-jordanische Kollaboration und den Frieden sein sollen, doch stattdessen wurde sie einseitig evakuiert.»
30 israelische Familien müssen sich nun alternative Felder für die Bearbeitung suchen. Eine Zeit, die ziemlich sicher nicht mehr zurückkehrt.
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SHIMON PERES
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Mai 2020