New York City: die Reichen sind früh geflohen +++ Regierung genehmigt Anlässe in offenen Raum
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Der LiveTicker von tachles berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus .
SAMSTAG, 16. Mai 2020
20.50 Uhr
«Bernie-Welt» versinkt in Zank und Streit
Seit der Einstellung seiner Kandidatur für die US-Präsidentschaft im März hat Bernie Sanders seine Aufgaben als Senator von Vermont wieder aufgenommen und etwa Gesetzesentwürfe eingebracht und Onlinediskussionen zu Covid-19 mit Anhängern veranstaltet. Daneben hat Sanders Verhandlungen mit Joe Biden über die Wahlplattform der Demokraten im November aufgenommen und dazu Vertreter an ein halbes Dutzend Arbeitsgruppen entsandt (nytimes). Biden scheint bereit, bei Themen wie Klimawandel, Krankenversicherungen oder Studienschulden auf Sanders und den progressiven Flügel der Partei zuzugehen.
Gleichzeitig aber bleibt eine für die gesamte Partei wichtige Frage offen: Was wird aus Bernies Bewegung und speziell aus der Datenbank mit den Kontaktinformationen zu Millionen Anhängern, die ihn als Freiwillige und Spender so stark unterstützt haben? Darauf geht ein aktueller Report von «Politico» ein. Demnach hat Sanders die Aktivitäten seiner Wahlorganisation «Our Revolution» weitgehend eingestellt. Und er zeigt anhin auch keine Sympathien für von Anhängern gegründete Nachfolgeorganisationen «Once Again» und «A Future to Believe in». Dieses «politische Aktionskomitee» (PAC) hatte der langjährige Sanders-Vertraute Jeff Weaver im April gegründet. Ziel soll die Unterstützung linker Kandidaten in Kongressbezirken sein. Aber Sanders war anscheinend derart über die Verwendung dieses von ihm geprägten Slogans empört, dass Weaver den Verband nun in «America’s Promise PAC» umgetauft hat (thehill).
Doch Bernie hat diesen Gruppen anhin nicht die wertvollen Datensätze überlassen. Unklar bleibt, ob er damit Joe Biden aushelfen will. Der 78-Jährige hat bislang auch noch keine klaren Ansagen gemacht, ob er «Our Revolution» weiterführen oder mit einer neuen Organisation fortsetzen will. Versuche der Gruppe, bei den Kongresswahlen 2018 linken Kandidaten zu Mandaten zu verhelfen, sind ebenso gescheitert, wie die Unterstützung von Gesinnungsgenossen bei den Vorwahlen für den US-Kongress oder regionale Sitze. Dennoch gründen Bernie-Anhänger nun neue Gruppen. So steht laut «Politico» kommende Woche der Launch von «Reclaim Rhode Island» an (politico).AM
20.45 Uhr
New York City: die Reichen sind früh geflohen
Recherchen der «New York Times» zeigen, wie Einkommensunterschiede auch während einer Virus-Pandemie enorme Differenzen produzieren. Laut einer auf Handydaten basierenden Studie mit Analytikern von «Descartes Lab», haben zwischen dem 1. März und Ende April 420.000 der rund neun Millionen New Yorker die City verlassen, also fünf Prozent. Je höher die Durchschnittseinkommen eines Viertels, desto mehr Einwohner sind vor Covid-19 geflohen. In der Upper East Side, der Upper West Side, SoHo, dem West Village oder Brooklyn Heights erreicht die Abwanderung bis zu 50 Prozent. Diese setzte schon vor der offiziellen Ausgangssperre und den Schulschliessungen Mitte März ein.
Der Times-Beitrag enthält zahlreiche Karten, die auch über die Ziele der Covid-Flüchtlinge Auskunft geben. Demnach waren benachbarte Landkreise in Connecticut, Upstate New York oder New Jersey bevorzugte Ziele. Wohlhabende New Yorker verfügen dort entweder über Ferienwohnungen oder Freunde und Kollegen, die Unterschlupf gewährt haben dürften. Gerade im Landkreis Fairfield County, Connecticut, hat die Zuwanderung mit einiger Wahrscheinlichkeit zu den hohen Infektionsraten und Sterbezahlen in Folge des Virus beigetragen. Grundlage der Studie waren Daten von 140.000 Handys (nytimes).
Im gesamten Gliedstaat wurden bis Freitag über 350.000 Fälle und knapp 28.000 Todesopfer gezählt, mindestens drei Viertel davon in der City. Die Zahlen gehen zwar seit Ende April stetig zurück. Aber der Gliedstaat verliert weiterhin rund 170 Menschen täglich an die Pandemie (nytimes). AM
20.35 Uhr
Regierung genehmigt Anlässe in offenen Raum
Die israelische Regierung gestattet im Rahmen ihrer sukzessiven Erleichterungen der Corona-Einschränkungen das Abhalten von Anlässen im offenen Raum. Das heisst in Veranstaltungsgärten oder im öffentlichen Raum, vorausgesetzt, die vom Gesundheitsministerium vorgegebenen Richtlinien werden eingehalten. Dieser am Freitag im Rahmen einer Telefonkonferenz gefasste Beschluss, kam auf Grund eines Ersuchens von Innenminister Arie Deri (Shas) und wegen der stetig sinkenden Krankheitsfälle in Israel. Die Zahl der Coronavirus-Todesfälle betrug am Freitagabend 268, und am Samstag gab es insgesamt 3485 aktive Krankheitsfälle. Von diesen mussten 49 intubiert werden. Die eingangs genannten Anlässe im offenen Raum dürfen von maximal 50 Gästen besucht werden. Der Raum muss weit genug sein, um zu gewährleisten, dass die Zweimeter-Distanz von Person zu Person eingehalten werden kann. JU
14.50 Uhr
Bloomberg vor Spendenentscheidung für Biden
Der Medienunternehmer und ehemalige Bürgermeister von New York hat sich die im März gescheiterte Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, die Rekordsumme von einer Milliarde Dollar kosten lassen. Bereits damals haben Mike Bloomberg und enge Mitarbeiter erklärt, er werde in jedem Fall den tatsächlichen Herausforderer von Donald Trump massiv unterstützen. Nun steht Bloomberg laut dem Wirtschaftssender CNBC vor der Entscheidung über den Umfang und die Logistik dieses Engagements. Demnach erwarten Insider Spenden von rund 250 Millionen Dollar von Bloomberg für Joe Biden. Dazu sollen Hilfen für andere demokratische Bewerber für Parlamentsmandate kommen. Offen ist momentan noch, wie diese Mittel eingesetzt werden sollen.
Im Gespräch sind Spenden an nominell von Biden unabhängige Political Actions Committees» (PAC), die für den demokratischen Champion Anzeigen schalten oder Wähler mobilisieren; oder aber Überweisungen an die Parteiführung, das «Democratic National Committee» (DNC). Bloomberg hat dem DNC im März bereits 18 Millionen Dollar überwiesen – dies aber anscheinend unter der Bedingung, dass die Organisation ex-Mitarbeiter von Bloombergs eigener Kampagne anstellt. Er hatte diesen rund 2000 Personen eigentlich Beschäftigungsgarantien bis zu den Wahlen im November gegeben, brach die Zusage dann aber nach der Aufgabe seiner Bewerbung. Möglich ist aber weiterhin, dass Bloombergs für den Wahlkampf gegründete Daten-Firma «Hawkfish» in die Dienste Bidens tritt.
Jedenfalls kann Biden Unterstützung gebrauchen. Er führt seine Kampagne vom Keller seines Hauses in Delaware aus, ist kaum auf Social Media präsent und hinkt beim Spendensammeln hinter Donald Trump her. Dieser verfügt über eine Kriegskasse von 255 Millionen Dollar gegenüber Biden mit lediglich 103 Millionen Dollar. Dabei liegt Biden zwar bei Umfragen vor Trump, dies aber trotz der nun fast 1,5 Millionen Fälle und 90.000 Todesopfer von Covid-19 in den USA nur mit fünf Prozent. Trump dominiert mit neuen Ablenkungsmanövern wie Attacken auf Barack Obama und der Verhöhnung Bidens als geistesschwach die Öffentlichkeit. Doch anscheinend erkennen die Demokraten nun zumindest die Notwendigkeit einer Gegenoffensive: Biden hat am Donnerstag eine Internetkonferenz zur Virusbekämpfung mit 350 Bürgermeistern und sonstigen Parteivertretern geführt. Daran nahm auch Bloomberg teil und fand lobende Worte für Biden: der sei ein grosser Patriot und Diener des Vaterlandes (cnbc). AM
14.40 Uhr
Teva in «hochriskantem Spiel» mit US-Justiz
Der israelische Pharmakonzern ist ein weltweit führender Hersteller von Generika. In den USA gehen das Justizministerium und einige Gliedstaaten seit Jahren gegen Teva und andere Unternehmen wegen Preisabsprachen bei populären Medikamenten vor. Dabei haben Sandoz, Apotex und zwei weitere beklagte Firmen bereits Vereinbarungen über Strafgelder von 224 Millionen Dollar getroffen. Auch Teva stand anscheinend kurz vor einem Vergleich. Die Firma hält einen Marktanteil von zehn Prozent in den USA in ihrem Segment und gilt daher als wichtiger Player. Doch nun hat der Konzern die Gespräche mit dem Justizministerium dazu abgebrochen. Die Hintergründe erklärt die «New York Times» in einem aktuellen Bericht. Einer der Beteiligten nennt das Vorgehen von Teva «ein hochriskantes Spiel» (nytimes).
Am 24. März soll Roberto Mignone aus dem Teva-Vorstand einen Mitarbeiter von Jared Kushner im Weissen Haus kontaktiert haben, den er aus Studienzeiten kannte. Donald Trump propagierte seinerzeit das Malariamedikament Hydroxychloroquine als Wundermittel gegen Covid-19. Mignone hat dem Weissen Haus anscheinend vorgeschlagen, von Teva produziertes Hydroxychloroquine in grossen Mengen aus Indien einzuführen. Da das Mittel bei Versuchen keine erkennbaren Erfolge bei der Behandlung des Virus zeigt, redet Trump inzwischen nicht mehr davon. Aber aus dem ersten Kontakt im März sollen weitere Gespräche über eine Zusammenarbeit bei der Virusbekämpfung zwischen Teva und dem Weissen Haus hervorgegangen sein. Und diese Kontakte geben dem Konzern nun womöglich den Mut zu einem gewagten Manöver: Teva hofft anscheinend, dass das Weisse Haus die Justiz zu einem Verzicht auf eine Anklage bewegt.
Dabei spielt auch die Zeit eine Rolle: In zwei Wochen laufen Verjährungsfristen ab, innert deren das Justizministerium über eine formelle Anklage gegen Teva entscheiden muss. AM
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. Mai 2020