Bildschirmfoto 2020 07 27 um 07.59.34Aufgewühlte Menschen in Jerusalem

Redaktion tachles

Jerusalem (Weltexpresso) - Offenbar schon seit einiger Zeit verwendet die israelische Polizei Wasserwerfer, um Teilnehmende der Protestaktionen gegen die Regierung auseinanderzutreiben. Gegen die geltenden internen Vorschriften wurde der starke Wasserstrahl auch gegen die Köpfe der Menschen gerichtet.

Eigentlich sollen Wasserwerfer nur gegen gewaltbereite Demonstrierende eingesetzt werden. Am 23. Juli beispielsweise trafen die blau eingefärbten Strahlen von drei dieser «less lethal means» (weniger tödliche Einsatzmittel) im Jerusalemer Moriah-Viertel aber auch friedliche Demonstrationsteilnehmende, Medienleute und Passanten. Sogar eine Gruppe Grenzwächter, die sich auf der Treppe des nahen Kings Hotel aufhielten, wurden weggespritzt.

Tödlich waren diese Wasserattacken bislang zwar nicht, aber sie können absolut gefährlich sein. Mehrere Getroffene wurden von der Macht des Strahls gegen ihren Kopf ohnmächtig, andere fielen zu Boden und verletzten sich dabei. Die internen Polizeivorschriften zur Verwendung der Wasserwerfer wurden zwar nicht veröffentlicht, aber Recherchen haben ergeben, dass es untersagt ist, sie aus kurzer Distanz und gegen die Köpfe von Menschen einzusetzen. Der Abstand zu den Demonstrierenden müsste in jedem Fall mindestens 20 Meter betragen, und Köpfe dürfen nicht direkt getroffen werden, weil dies zu Traumata führen könnte.

Nun gibt es aber sogar eine Videoaufnahme vom vergangenen Donnerstag eines jungen Mannes, der direkt am Kopf getroffen und von den Füßen geblasen wird und später aussagte, dass er ohnmächtig wurde und eine offene Wunde am Hinterkopf davontrug. Ebenso sagte eine junge Frau aus Tel Aviv aus, dass sie durch den Wasserstrahl ein geplatztes Trommelfell und Schwellungen im Gesicht erlitten habe, und es gibt mehrere Rapporte, wonach durch die Wasserwerfer Kopfverletzungen verursacht wurden.

Die Polizei ließ dazu verlautbaren, dass die Wasserwerfer «verhältnismässig und professionell» eingesetzt würden und für Menschen und die Umwelt keine Gefahr darstellten. Einer der Entwickler der von der Polizei eingesetzten Geräte gab indessen bekannt, dass er sich gegen einen solchen Gebrauch an den jüngsten Protestaktionen stelle.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. Juli 2020