Redaktion tachles
Berlin (Weltexpresso) - Am Dienstag beging der Zentralrat der Juden in Deutschland in Berlin seinen Festakt zum 70-jährigen Bestehen. Prominente Rednerin war Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich über das «blühende jüdische Leben» im Land freute.
Große Sorgen bereitet der Kanzlerin allerdings der wieder aufkeimende Antisemitismus und Rassismus, von denen sie sagte, dass sie enthemmter und sichtbarer auftreten. Dies sei eine Schande und beschäme sie zutiefst, auch wenn richtig sei, dass sowohl Antisemitismus wie Rassismus nie wirklich verschwunden gewesen seien. Sie erwähnte in diesem Zusammenhang auch den Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019, der bewiesen habe, wie schnell den Worten auch Taten folgen könnten. Zum Zentralrat betonte sie, dass es nicht selbstverständlich sei, dass es diesen nun schon 70 Jahre lang gebe, denn damals sei es nicht absehbar gewesen, ob überhaupt wieder jüdisches Leben in Deutschland entstehen würde.
Der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, erklärte in seiner Ansprache, dass viele deutsche Juden heute ein Unbehagen verspüren und deshalb ihr Judentum nicht offen zeigen würden. Man wisse jedoch die Mehrheit der Bundesbürger hinter sich und gebe dem Land, wie bereits vor 70 Jahren, einen Vertrauensvorschuss. Der Zentralrat der Juden in Deutschland wurde am 19. Juli 1950 gegründet und hat heute als Dachorganisation 105 Mitgliedgemeinden mit rund 100 000 Mitgliedern, die in 23 Landesverbänden organisiert sind. Seinen Sitz hatte er zuerst in Düsseldorf, ab 1985 in Bonn, und seit 1999 ist er in Berlin domiziliert. Zur Feststunde am Dienstag konnten wegen der Pandemiemassnahmen lediglich 130 Gäste geladen werden; unter ihnen war indessen viel Politprominenz, so etwa ehemalige Bundespräsidenten und -kanzler, und auch Vertreter aus Religion und Gesellschaft waren etwelche zu sehen.
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Zentralratspräsident Josef Schuster, mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gideon Joffe.
© tachles
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Zentralratspräsident Josef Schuster, mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gideon Joffe.
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. September 2020
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. September 2020