Bildschirmfoto 2020 10 10 um 01.43.15Gretchen Whitmer ist eine bevorzugte Zielscheibe von Donald Trump.

Andreas Mink

New York (Weltexpresso) - Gestern Donnerstag hat das FBI in Zusammenarbeit mit lokalen Sicherheitsbehörden einen Ring rechtsradikaler Milizionäre in Michigan ausgehoben. Dabei wurde Anklage wegen Terrorismus, krimineller Verschwörung und Vergehen von Waffengesetzen gegen 13 Männer erhoben. Mindestens ein halbes Dutzend der Angeklagten soll die Entführung von Gouverneurin Gretchen Whitmer nicht nur geplant, sondern auch im Detail vorbereitet haben. Mindestens fünf von ihnen wurden am Mittwoch verhaftet. Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

Die Männer haben anscheinend im August-September das Ferienhaus der 49-jährigen Demokratin beobachtet, um sie dort zu fassen. Die Gruppe hat zudem Sprengladungen getestet und Gefechtsübungen mit Sturmgewehren durchgeführt. Daneben entwickelten die Rassisten einen Plan, mit 200 Mann das Staats-Parlament in Lansing zu stürmen und Whitmer dort gefangen zu nehmen.

Die Gruppe nennt sich «Wolverine Watchmen» (Link) und gehört dem Milieu rechtsradikaler Milizen an, die der prominente Terror-Experte Bruce Hofman in der aktuellen Ausgabe unserer Zeitschrift aufbau als brennend aktuelles Sicherheits-Problem der USA diskutiert.

Laut dem FBI haben die Männer im Juni mit der Planung, Whitmer zu entführen begonnen. Anschliessend sollte sie in das Hinterland des Nachbarstaates Wisconsin verschleppt werden. Dort sollte ihr «der Prozess gemacht werden». Whitmer war im Frühjahr eine bevorzugte Zielscheibe von Donald Trump geworden, weil sie das Versagen des Präsidenten bei der Bekämpfung von Covid-19 hart kritisiert hatte. Schwer bewaffnete Milizionäre und andere Trump-Anhänger waren in ihren Amtssitz eingedrungen und hielten dort lautstarke Demonstrationen ab. Trump hat dies mehrfach unterstützt und sich zuletzt an seiner Debatte mit Joe Biden nicht klar von Rechtsradikalen distanziert.

Die Bundespolizei hat die Gruppe schon geraume Zeit beobachtet und wurde durch verschlüsselte Nachrichten zwischen Mitgliedern auf sie aufmerksam. Whitmer erklärte nach dem Zugriff des FBI, ihr sei zwar bei der Amtsübernahme klar gewesen, dass ein harter Job auf sie zukommt. Aber mit einer solchen Bedrohung habe sie nicht gerechnet. Sie erhob zudem schwere Vorwürfe gegen Trump: dieser habe sich nie von weissen Rassisten und Hassgruppen wie den Milizionären in Michigan distanziert und die geplante Terroraktion gegen sie selbst damit inspiriert (Link). Trump hat sich anhin nicht zu dem Vorfall geäussert (Link).

Allerdings hat Jason Miller als führender Mitarbeiter im Wahlteam Trumps zu den Vowürfen Whitmers Stellung genommen: «Von Hass erfüllt» sei einzig die Demokratin. Der Präsident arbeite unermüdlich daran, die Nation zusammenzuführen.

Foto:
Gretchen Whitmer
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Oktober 2020