Bildschirmfoto 2020 11 10 um 21.10.34Immer mehr jüdische Organisationen und Überlebende protestieren gegen die Berufung des rechtsextremen Politikers Effi Eitam als Direktor von Yad Vashem

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Proteste gegen die geplante Ernennung des rechtsextremistischen Politikers Effi Eitam zum neuen Direktor der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem werden immer lauter. Nun hat sich Marian Turski zu Wort gemeldet. Turski, 95, ist ein Überlebender der Lager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald. Er ist der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Museum der Geschichte der Polnischen Juden in Warschau, er war Vorsitzender der Gesellschaft des Jüdischen Historischen Instituts von Polen und er ist Mitglied des Rates des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau.

Mit anderen Worten: Turski ist nicht irgendwer. Er schrieb nun einen Brief an Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, der gleichzeitig auch an Rabbi Yisrael Meir Lau, dem Vorsitzenden des Yad Vashem Rates, geschickt wurde. Und seine Worte waren deutlich. Eitams Berufung würde das «Ansehen Yad Vashems in der Welt massiv unterminieren». Angesichts des wachsenden Nationalismus, Populismus und Antisemitismus in der Welt, müsste der neue Direktor von Yad Vashem eine einwandfreie moralische Autorität sein.

Effi Eitam ist seit langem nicht nur für seine rechtsextremen Positionen in der israelischen Politik bekannt, sondern auch für seine wiederholten rassistischen Äusserungen gegenüber Arabern. Auch die Anti-Defamation-League hatte bereits in der vergangenen Woche öffentlich gegen die Berufung Eitams protestiert. Viele Holocaust-Organisationen, aber auch viele Gruppen der sogenannten Zweiten Generation haben sich ebenfalls bereits gegen die von Premier Binyamin Netanyahu befürwortete Berufung ausgesprochen.


Foto:
Der Eingangsbereich von Yad Vashem

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. November 2020