Jaques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Gleich zwei innenpolitische Schläge dürften Premierminister Binyamin Netanyahu in den Tagen bis zu den bevorstehenden israelischen Wahlen einiges zu schaffen machen. Erstens ist da die Bekanntgabe von Naftali Bennett (Yamna), am 23. März Netanyahu das Amt streitig machen zu wollen. Nicht, dass der rechtslastige Bennett unbedingt reelle Chancen hätte, aber Bennett könnte mit seinem Vorhaben doch immerhin die rechte Einheitsfront Israels noch um ein weiteres Stückchen erschüttern.
Das besorgt bereits Bibis Likud-interner Erzfeind und ebenfalls Premier-Kandidat Gideon Saar mit seiner frisch gegründeten Partei «Neue Hoffnung» auf den ersten Blick recht wirkungsvoll. Neben einigen Angehörigen des Likud-Fussvolks kehrte am späten Mittwoch – gerade noch rechtzeitig für die Haupt-Abendnachrichten – Zeev Elkin, Minister für höhere Bildung, ein Mitglied des ersten Rangs der Likud-Prominenz dem Premier den Rücken zu und fand Unterschlupf bei Gideon Saar.
Es steht anzunehmen, dass diesem Beispiel in den nächsten Tagen und Wochen weitere Politiker der israelischen Rechten folgen werden. Ob das allerdings bereits reichen wird, um Netanyahu vom begehrten Sessel des Regierungschefs zu heben, bleibt abzuwarten. Sicher aber sind diese und die wahrscheinlich noch folgenden Bewegungen als Warnzeichen zu werten, die Netanyahu nicht ignorieren darf. Fraglich bleibt derzeit noch, was der Premierminister diesen Aktivitäten bis zum 23. März entgegenzusetzen haben wird.
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© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 24. Dezember 2020
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