Manfred Schröder
Mainz (Weltexpresso) - Weiterhin dominiert das Thema "Corona" die Agenda: 82 Prozent der Deutschen halten es für das wichtigste politische Problem. Alles andere verblasst dahinter. Ähnlich wie im Dezember sehen 60 Prozent ihre Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet, 38 Prozent meinen das nicht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Aktuell geltende Corona-Maßnahmen mit deutlich gewachsenem Rückhalt
Nachdem im Dezember die Corona-Regelungen deutlich verschärft worden waren, ist jetzt wieder eine Mehrheit von 51 Prozent (plus 16 im Vergleich zu Anfang Dezember) der Meinung, dass die aktuell geltenden Maßnahmen so gerade richtig sind und nur noch 28 Prozent (minus 21) plädieren für eine Verschärfung. 18 Prozent (plus 5) halten sie für übertrieben.
Bewertung einzelner Maßnahmen
Dass Restaurants, viele Geschäfte sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, unterstützen 63 Prozent, 34 Prozent sind damit nicht einverstanden. Die Schulschließungen finden 59 Prozent richtig und 36 Prozent falsch. Dass man sich jetzt nur noch mit einer haushaltsfremden Person treffen darf, befürworten 60 Prozent, 39 Prozent lehnen das ab. Eine Beschränkung auf einen Bewegungsradius von 15 Kilometer in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen finden 61 Prozent richtig und 37 Prozent falsch.
Deutlich gewachsene Impfbereitschaft – Kritik am Ablauf
Inzwischen sagen 67 Prozent (Ende Nov.: 51 Prozent), dass sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, zehn Prozent wollen das nicht (Nov. II: 20 Prozent) und 22 Prozent (Nov. II: 29 Prozent) sind sich noch nicht sicher. Dabei sind 58 Prozent mit dem bisherigen Verlauf des Impfens eher unzufrieden (zufrieden: 36 Prozent).
Weiterhin großer Optimismus für die nächsten Monate
Der Grundoptimismus, dass wir in Deutschland in den nächsten Monaten eher gut durch die Corona-Pandemie kommen, ist mit 73 Prozent (Mitte Nov.: 85 Prozent) weiterhin sehr groß. Skeptisch äußern sich hier 22 Prozent (Nov. I: 13 Prozent).
Projektion Bundestagswahl
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, ergäben sich im Vergleich zum Dezember kaum Veränderungen: Die Union käme auf 37 Prozent (unverändert), die SPD auf 15 Prozent (minus 1), die AfD auf 10 Prozent, die FDP auf 5 Prozent, die Linke auf 8 Prozent und die Grünen auf 20 Prozent (alle unverändert). Die anderen Parteien zusammen lägen bei 5 Prozent (plus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine aus CDU/CSU und SPD. Nicht reichen würde es für Grün-Rot-Rot.
Top Ten
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") liegt Angela Merkel weiter klar auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,7. (Dez.: 2,6). Es folgen mit deutlichem Abstand Jens Spahn mit 1,6 (Dez.: 1,7), Markus Söder mit 1,5 (Dez.: 1,6), Olaf Scholz mit 1,4 (Dez.: 1,6), Heiko Maas mit 1,1 (Dez.: 1,4), Robert Habeck mit 1,0 (Dez.: 1,1), Peter Altmaier mit 0,9 (Dez.: 1,2), Armin Laschet mit 0,7 (Dez.: 0,5) und Horst Seehofer mit 0,5 (Dez.: 0,5). Schlusslicht bleibt Friedrich Merz mit 0,1 (Dez.: 0,0).
Neuer CDU-Vorsitzender
Am Samstag wird in einer Online-Abstimmung ein neuer CDU-Vorsitzender gewählt. Schon die Beurteilung auf der +5/-5-Skala zeigt, dass die Kandidaten Friedrich Merz und Armin Laschet auch in den Reihen der Unions-Anhänger nur über vergleichsweise bescheidenes Ansehen verfügen. Norbert Röttgen wird gar nicht zu den zehn wichtigsten Politikern gerechnet, weshalb für ihn keine Werte vorliegen. Merz erhält von den Anhängern der CDU/CSU magere 1,4 und Laschet nur 1,3. Zum Vergleich: Merkel: 4,0 und Söder 3,1. Bei der Frage, wem man am ehesten zutraut, die CDU erfolgreich in die Zukunft zu führen, liegen Merz (28 Prozent), Laschet (28 Prozent) und Röttgen (24 Prozent) bei allen Befragten praktisch gleichauf. Bei den CDU/CSU-Anhängern wird Merz (37 Prozent) etwas mehr zugetraut als Laschet (25 Prozent) oder Röttgen (26 Prozent).
Wer kann Kanzler/-in?
Auf die direkte Frage, ob man jemanden für geeignet als Bundeskanzler/-in hält, wird das mehrheitlich lediglich Markus Söder zugetraut (ja:54 Prozent; nein:38 Prozent). Bei Olaf Scholz sind die Meinungen geteilt (ja: 45 Prozent; nein: 45 Prozent), und bei allen anderen sehen jeweils weniger als ein Drittel aller Befragten eine Kanzlereignung: Jens Spahn (32 Prozent), Norbert Röttgen (29 Prozent), Friedrich Merz (29 Prozent), Robert Habeck (28 Prozent), Armin Laschet (28 Prozent), Annalena Baerbock (22 Prozent). Selbst die Anhänger der CDU/CSU sprechen Merz, Laschet und Röttgen mehrheitlich die Kanzlerfähigkeit ab. Das sieht bei Scholz, Habeck und Baerbock in deren Partei-Anhängergruppen ganz anders aus. Deren Parteianhänger halten sie mehrheitlich jeweils für das Kanzleramt geeignet.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 12. bis 14. Januar 2021 bei 1.262 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 40 Prozent, SPD: 15 Prozent, AfD: 7 Prozent, FDP: 4 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 22 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Donnerstag, 28. Januar 2021. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf www.forschungsgruppe.de.
Foto:
© www1.wdr.de
Graphik:
Als Kanzer/-in wäre geeignet ...
©ZDF/Forschungsgruppe Wahlen
Info:
http://ZDFheute.de
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