Bildschirmfoto 2021 02 21 um 01.17.04«Tausende israelischer Bürger sind im Ausland gestrandet und wissen nicht, wie sie wieder nach Hause zurückkehren können»

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Mit dieser besorgniserregenden Nachricht wartete die «Jerusalem Post» am Mittwoch auf. Es handelt sich aber nicht um die Aufmachung zu einem Artikel aus längst verflossenenen Zeiten, sondern um die missliche Situation, in der reisende israelische Bürger sich momentan mitunter befinden. Kaum zu glauben, aber doch wahr. Die Covid-19-Krise hat es mit sich gebracht, dass Israeli auf einer Geschäfts- oder Ferienreise irgendwo in aller Welt stecken geblieben sind.

Mit den Rettungsflügen, die die Jerusalemer Regierung in solchen Fällen meist professionell organisiert, klappt es auch nicht immer wunschgemäss. Die «Post» beschreibt es folgendermassen: «Sie sind nicht in der Lage, nach Hause zurückzukehren, weil sie entweder die nötige staatliche Bewilligung nicht erhalten oder sich nicht rechtzeitig um sie gekümmert haben, oder weil sie keinen Flug buchen können. Andere, die endlich doch zu Hause landen, mussten beträchtliche Geldsummen aufwenden, um schliesslich am Wunschziel einzutreffen.»

Es habe auch, so fährt das Blatt fort, für einige Rückreisewilligen über zehn Tage gedauert, bis sie die nötige Bewilligung für den Rückflug erhalten konnten. Einige mussten ihre Gesuche mehrere Male wiederholen, und die entsprechenden Flüge haben Seltenheitswert».

Oft mussten die Gesuchsteller für ihre Belange auch bis zu drei verschiedene Ministerien anpeilen. Laut «Jeruerusalem Post» wird die Situation auch durch den Umstand erschwert, dass die Fluggelegenheiten rar sind:  So gibt es täglich nur einen, von Israir erledigten Flug von Frankfurt nach Tel Aviv, und jetzt gibt es drei Flüge täglich von New York zurück nach Israel. Hinzu kommen einige improvisierte Möglichkeiten, von Dubai und London nach Tel Aviv zu fliegen.

Kurz: Man fühlt sich beinahe in die Anfangszeiten der Fluggeschichte zurückversetzt. Was damals noch mit Romantik der Anfangszeiten der Technik erklärt werden konnte, ist inzwischen zur lästigen Nebenerscheinung des Kampfes gegen einen gefährliche Virus geworden, ganz abgesehen davon, dass die immer knapper werdenden Tage bis zu den israelischen Wahlen vom 23. März die Geduld der israelischen Gestrandeten – nicht wenige von ihnen versuchten vergeblich, durch irgendwelche Tricks den Behörden ein Schnippchen zu schlagen – zunehmend strapatziert wird.

Foto:
Tausende Israeli warten noch immer auf ihre Heimreise
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 21.2. 2021