Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Todesmarsch aus dem Konzentrationsaußenlager Katzbach jährt sich 2021 zum 76. Mal und gibt Anlass, an dieses dunkle Kapitel Frankfurter Geschichte zu erinnern. Am Montag, 29. März, hat hierzu um 19 Uhr eine Online-Gedenkveranstaltung des Fördervereins Gedenkstätte KZ-Katzbach stattgefunden.
Zwischen August 1944 und März 1945 waren im KZ Katzbach 1616 Häftlinge inhaftiert. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten sie Rüstungsgüter für die Adlerwerke produzieren. Viele starben vor Ort und wurden in einem Massengrab verscharrt. Als die US-Armee im Frühjahr 1945 Richtung Frankfurt vorrückte, wurde das KZ im Gallus aufgelöst, um die Spuren dieses Kriegsverbrechens zu verwischen. Für 360 bis 370 der Häftlinge begann in der Nacht des 24. März 1945 ein 120 Kilometer langer „Evakuierungsmarsch“ nach Hünfeld bei Fulda und von dort aus ins KZ Buchenwald. Nur 280 erreichten das KZ, wo sie weiteres Leid erwartete.
„Mitten in Frankfurt existierte ein Konzentrationslager. Mitten unter uns mussten 1616 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten – was nicht wenige von ihnen mit ihrem Leben bezahlten“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Heute erinnern wir den Häftlingen und Zwangsarbeitern der Adlerwerke und wir gedenken der unzähligen Opfer dieses dunkelsten Kapitels der Geschichte unseres Landes und unserer Stadt.“
„Frankfurt war ein Teil des nationalsozialistischen Arbeits- und Vernichtungslagersystems. Anlässe wie dieser verpflichten uns, der schrecklichen Ereignisse von damals zu gedenken und Schlüsse für das demokratische Zusammenleben zu gewinnen. Für uns alle und besonders für die künftigen Generationen tragen wir Verantwortung: Wer diese relativiert oder gar bestreitet, verrät die Werte der Demokratie“, betonte Kulturdezernentin Ina Hartwig.
Horst Koch-Panzner, Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte KZ Katzbach, sagte: „Wir fühlen uns in unserer ehrenamtlichen Arbeit und dem Vermächtnis der Gefangenen des KZ-Katzbach/Adlerwerke nun gewürdigt und bestätigt. Es ist ein Signal, dass die Existenz eines Konzentrationslagers mitten in unserer Stadt erstmals ernsthaft anerkannt wird.“ Zudem zitierte er den ehemaligen Häftling Andrzej Korczak-Branecki, der das KZ Katzbach und den Todesmarsch überlebte: „Unser Freund und Mitstreiter Andrzej Korczak-Branecki hatte es bei seinem Besuch so formuliert: ‚Wenn es innerhalb des Gebäudekomplexes eine Erinnerungsstätte gäbe, wäre das Bewusstsein für das KZ-Geschehen vielleicht stärker. In diesem Gebäude sind während des Krieges grauenvolle Dinge geschehen. Eine solche Erinnerungsstätte brauchen nicht wir persönlich, sondern künftige Generationen, damit sich ein solches, totalitäres System, wie das im letzten Krieg, in dem Menschen voreinander Angst hatten oder sich töteten, nicht wiederholen kann.‘“
An der Gedenkveranstaltung nahmen ebenfalls Jakub Wawrzyniak, Generalkonsul der Republik Polen, und Historikerin Andrea Rudorff teil. Rudorff untersuchte in einem Forschungsprojekt bereits erschlossene Quellen und Publikationen und betrieb weitere Recherchen zur Diversität der Häftlingsgruppen und hat die Verbindung zu anderen Lagern analysiert.
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©kz adlerwerke.de
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