Bildschirmfoto 2021 04 17 um 22.03.02BABI YAR

SD

Babi Yar (Weltexpresso) - Das Wort Babi Yar, das ein Tal in der Nähe von Kiew bezeichnet, löst bei jedem, der von den Greueltaten weiß, sofort Entsetzen und Gänsehaut aus. Dort haben in deutschem Namen die Nazi-Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, sogenannte Sondereinheiten, die SS Heinrich Himmler im Auftrag Hitlers befehligte, Ende September 1941 mehr als 34 000 jüdische Kinder, Frauen und Männer ermordert und verscharrt. Wenn man also in einer Nachricht von Babi Yar liest, ist man sofort aufmerksam und gibt die Meldung von tachles gerne weiter. Redaktion

Im Stadtpark Babi Yar in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde vergangenen Mittwoch eine neue Synagoge eröffnet (vgl. tachles 06/21). Dort erschossen die Nationalsozialisten am 29. und 30. September 1941 ungefähr 35 000 Juden. In den folgenden Wochen und Monaten wurden 100 000 Juden, sowjetische Kriegsgefangene, Kommunisten, ukrainische Nationalisten, Roma und Patienten einer nahe gelegenen psychiatrische Klinik in Babi Yar ermordet.

Bei der Eröffnung, die knapp 80 Jahre nach den Massakern stattfand, waren neben dem ukrainischen Oberrabbiner Yaakov Dov Bleich zehn lokale Rabbiner anwesend. Die Synagoge Babi Yar ist einem Pop-up-Buch nachempfunden und lässt sich von der Gemeinde wie ein Buch öffnen und schliessen. «Die dynamische Qualität des Gebäudes ist wichtig», sagte der Architekt Manuel Herz aus Basel. «Nicht nur, weil es [das Öffnen und Schliessen] ein neuer ritueller und kollektiver Prozess ist. Auch, weil es eine subtile Qualität hat. Das Gebäude drängt sich dem Territorium nicht auf. In gewisser Weise hat es einen sehr zarten Zugang zum Boden. Zum Boden, der fast heilig ist.»

Rabbi Israel Meir Lau, ein Holocaust-Überlebender und ehemaliger aschkenasischer Oberrabbiner Israels, sagte über die neue Synagoge: «Das Gedenken durch die Errichtung einer Synagoge ist eine wunderbare Sache. Die Nazis wussten, dass das jüdische Volk nicht zerstört werden kann, solange der jüdische Glaube existiert.» Das Babyn Yar Holocaust Memorial Center plant für die kommenden Jahre neben der Synagoge eine Reihe von kleineren und grösseren Interventionen, um an die Geschichte des Ortes in ihrer ganzen Komplexität zu erinnern.

Foto:
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. 4. 2021