Bildschirmfoto 2021 04 28 um 00.27.51Probleme ISRAEL-GAZASTREIFEN

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Im Rahmen des Machtkampfes zwischen Fatah und Hamas hat letztere Gruppierung kleineren Terrorverbänden im Gazastreifen gestattet, das Raketenfeuer gegen israelische Grenzsiedlungen in der Nähe des Streifens fortzusetzen. Jetzt scheint Israel genug zu haben und hat ein Ultimatum an die Hamas formuliert. Haben diese die Sprache verstanden?

Seit dem 23. April haben kleinere Terrorverbände rund 41 Raketen gegen Israel abgeschossen. Drei der Projektile waren am Sonntag gegen die Ortschaft Sderot gerichtet. Das Iron Dome-System geriet gegen zehn der Raketen in Aktion, die sonst bebautes Gelände getroffen hätten. Die Situation im Süden Israels ist vor dem Hintergrund der palästinensischen Wahlen zu sehen, die möglicherweise im Mai stattfinden sollen, ausgenommen sie werden im letzten Moment noch verschoben. Israels Geduld ist klarerweise schon fast an ihrem Ende angelangt.

Man hat die Herrscher in Gaza wissen lassen, dass man von nun an bedeutend heftiger reagieren werde, sollte das Raketenfeuer nicht sein Ende finden. Es ist noch nicht klar, ob die Hamas-Terroristen die Bedeutung dieses Ultimatuns richtig verstanden haben, beziehungsweise ob sie die Folgen einer Missachtung dieses Ultimatums überhaupt verstehen wollen. Die Gefahr einer Eskalation jedenfalls liegt deutlich in der Luft. Israel soll seine Truppen in der Nähe des Gazastreifens verstärkt und einen ganzen Katalog möglicher Antworten auf weitere palästinensische Raketen vorbereitet haben.

Die komplette Schliessung der Fischereizone für den Gazastreifen ist dabei nur eine der ergriffenen Massnahmen. Die Botschaft Israels an die Adresse von Gaza scheint unmissverständlich zu sein: Bei einer Fortsetzung des Raketenfeuers gegen Israel müsste die Hamas mit energischen Reaktionen der IDF rechnen. Die Frage ist nur, ob Israel, das immer noch de facto ohne funktionierende Regierung ist, politisch gefestigt genug ist, um ein zeitlich länger dauerndes militärisches Abenteuer am Gazastreifen durchhalten zu können. 

Inzwischen wächst der Ärger der Bewohner des israelischen Südens angesichts der, wie sie es nennen, Untätigkeit der IDF zusehends. «Während sie in der Knesset um Ministerstühle ringen», meinte am Montag ein Bewohner von Sderot, «spielen wir hier russisches Roulette. Mit dem kleinen Unterschied, dass bei uns Menschenleben auf dem Spiel stehen».

Foto:
Reifen werden verbrennt bei einer antiisraelischen Kundgebung in Gaza Stadt
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. 4. 2021